Ora Lightning Cat / GWM Ora 07

Fahrt im zweiten E-Wagen von GWM

Nach dem Ora Funky Cat soll ein zweiter E-Wagen von GWM unter dem Label Ora auf den deutschen Markt kommen. Wir durften den Lightning Cat exklusiv probefahren.

Ora Lightning Cat Foto: Digital Fuel Productions Pty Ltd 15 Bilder

Über kaum etwas lässt sich so trefflich diskutieren wie über Design. Originell und lustig finden es die einen, vielleicht übertrieben und kitschig dagegen andere. Und beim Orientieren an großen Vorbildern kann der Zeichenstift schon grandios aus der Spur geraten. All das scheint die Designer der GWM (Great Wall Motor)-Elektroabteilung Ora nicht zu schrecken. Nach dem Funky Cat kommt die nächste Katze, der Ora Lightning Cat. Auf anderen Märkten soll er schlicht unter Ora Sport laufen, für Europa hat man sich auf Lightning Cat geeinigt.

Das Design der neuen Katze zeigt sich noch eine Spur extravaganter als beim Funky Cat, erinnert an eine Mischung aus Porsche Panamera und der Bugatti Galibier-Studie von 2009. Der Lack mit der Herstellerbezeichnung "Diamond Pink" unterstreicht die Exaltiertheit des Entwurfs nicht unerheblich. Die Karosserie sieht im Übrigen nicht nur recht windschlüpfig aus, sie ist es auch. Als cw-Wert wird 0,22 angegeben.

Wirkt innen kompakter, als er von außen aussieht

Wann und zu welchen Preisen wir uns auf den Wagen freuen können, steht übrigens noch nicht fest. Doch fahren dürfen wir schon mal, und zwar auf dem Testgelände des Australian Automotive Research Centre bei Anglesea, Victoria. Das Gelände erscheint sehr weitläufig und verzweigt, halb so groß wie das Saarland erscheint da eher unter- als übertrieben. Ein kleiner Teil davon ist ein riesiges Asphalt-Oval mit einer Abzweigung, die in einen kurvigen Abschnitt bergab und wieder bergauf führt, wie ihn auch die Vulkaneifel nicht schöner hinbekommen hätte.

Obwohl der Lightning kein kleines Auto ist, 4.871 Millimeter lang, 1.500 Millimeter hoch und mit 2.870 Millimeter Radstand versehen, wirkt er vom Fahrerplatz aus eher kompakt. Im Cockpit geht es sehr stylisch, aber auch recht eng zu. Helles Leder umhüllt viele Oberflächen, alles wirkt sauber und sehr ordentlich verarbeitet. Eine zierlich schwebende Mittelkonsole bietet Platz für einige griffige Bedienknöpfe, unter anderem für Klimafunktionen. Dazu gibt es ein umfangreiches Paket an Assistenzsystemen, das unter anderem per Smartphone-App ferngesteuertes Parken, Face-ID, Rundum-Kameras oder eine Frontkamera zur Hinderniserkennung.

Bis zu 705 km Reichweite

Zwei Versionen soll es geben: einen Fronttriebler mit 150 kW-Motor und 63 kWh-Batterie, der 550 km weit kommen soll, sowie einen Allradler mit zwei Motoren, insgesamt 300 kW und 680 Nm stark. Dessen Batterie bietet 85 kWh Fassungsvermögen und soll Reichweiten bis 705 km ermöglichen, heißt es. Das Datenblatt des Importeurs verspricht 83,49 kWh und 405 km Reichweite sowie einen Verbrauch von 20,5 kWh/100 km. Doch auch das sind keine endgültigen Homologationsdaten.

Seinem Plattformbruder Funky Cat gleicht der Neue auch, was die Ladeleistung angeht: Maximal 80 kW sind am Gleichstromlader möglich, 55 Minuten dauert es bei der 83,5 kWh-Batterie, um von null auf 80 Prozent SOC zu kommen. Da ist die Konkurrenz zum Teil deutlich schneller. An der 11 kW-Wallbox vergehen entsprechend mehr als acht Stunden.

Künstlicher Sound im Sportmodus

Der Start geschieht E-Auto-typisch unspektakulär. Einen Startknopf gibt es nicht, sobald eine Person mit Schlüssel an Bord ist, geht der Wagen in Startbereitschaft. Mit einem Lenksäulenhebel im Mercedes-Stil werden die Fahrstufen eingelegt, alles griffig und weitgehend selbsterklärend. Danach schwebt der Lightning entspannt los, die 150 kW des Antriebs wirken eher sanft als überschäumend. Immerhin müssen die 150 kW 2.200 kg Leergewicht bewegen.

Ab etwa 100 km/h auf dem riesigen Oval beginnt es um die rahmenlosen Scheiben der Türen zu zischeln, doch das Geräusch wird nicht aufdringlicher. Im Sportmodus unterstreicht künstlicher Sound den Beschleunigungsvorgang, da wäre weniger womöglich mehr. Als Höchsttempo werden 180 km/h angeben, so schnell wurden wir während der Probefahrt freilich nie.

Selbst in der Kurvensektion bleibt der E-Wagen gelassen, lenkt sauber und direkt ein, obwohl die Lenkung nur sehr vorsichtig rückmeldet und eine Spur zu leichtgängig anspricht. Während der Fahrt kann man sich übrigens von einer sehr aufwendiges Harman-Kardon-Soundanlage über insgesamt elf Lautsprecher beschallen lassen.

Schnelles Platznehmen im Fond – da schränkt die Coupéform die Kopffreiheit für größere Fondinsassen schon arg ein. Als elektrifizierte Chauffeurslimousine taugt der Lightning nur bedingt, als stylisches Designobjekt, das auch noch sehr ordentlich fährt, dafür umso mehr. Bleibt die Frage nach den Preisen. Da gibt es noch nichts Genaueres. Zum Dumpingtarif dürfte es den Lightning Cat auch hierzulande nicht geben, immerhin kostet der deutlich kleinere und viel bescheidenere Funky Cat mindestens 38.990 Euro.