VW Passat 2.0 TDI 4Motion im Fahrbericht

Erste Fahrt mit dem 240-PS-Diesel

Der VW Passat steht wie kaum ein anderes Modell für die Entwicklung der Marke VW zum Premium-Label unter den Volumenherstellern. Folgerichtig hatten wir zur Premiere der 8. Generation die vorläufige Topvariante der Baureihe zur Verfügung. Ist das noch ein echter VW?

VW Passat Variant 2.0 TDI 4Motion Foto: VW 19 Bilder

„Einmal mit allem“ würde es beim anatolischen Schnell-Imbiss um die Ecke heißen. Auch hier trifft die Aussage ins Schwarze: Vor uns steht ein VW Passat Variant 2.0 TDI 4Motion Highline, knapp 240 PS stark, DSG-geschaltet und allradgetrieben – kurz: das derzeitige Topmodell, angereichert um einige ebenso ansprechende wie preisintensive Zutaten wie Navigation, adaptive Dämpfer (DCC) und 18-Zoll-Räder.

„Hat der Passat das nötig?“, ist man geneigt zu fragen und kann sich die Antwort im Grunde sparen. Denn ebenso klar wie das Nein auf diese Frage ist die Tatsache, dass Premierenmodelle und Testwagen grundsätzlich nicht ärmlich ausgestattet sind. Denn der erste Eindruck zählt. Und der ist auch in unserem Fall positiv – Ausstattung hin, Preis her.

Zunächst wirkt es so, als sei der VW Passat abermals gewachsen – dies gilt aber nur für Radstand (plus acht Zentimeter) und Breite über alles (plus 25 Millimeter). Von vorn scheint das Auto auch dank des durchgehenden Grillbandes breiter, ein visueller Kniff, der auch bei der Lüftungsleiste im Cockpit zur Anwendung kommt.

VW Passat 2.0 TDI bringt gut 1,7 Tonnen auf die Waage

Nach dem Einsteigen erblicken wir ein im Grunde vertrautes VW-Cockpit mit zahlreichen bekannten Elementen wie Analoguhr, Navigation und dem bisherigen Klimabedienteil. Nur direkt vor uns gähnt zunächst eine schwarze Fläche, die sich beim Druck auf die Start-Taste als eine vielfach verstellbare grafische Instrumentendarstellung entpuppt (Mehr zum neuen Infotainmentsystem im VW Passat). Der Zweiliter im VW Passat brummelt leise, aber im Stand nicht völlig vibrationsfrei los, wir wählen Fahrstufe D und lassen den TDI ziehen. Trotz 500 Newtonmetern Drehmoment kennt der 240-PS-Passat dank Allradantrieb keine Traktionsprobleme, sprintet allerdings nicht ganz so bissig los, wie es seine Leistungsdaten vielleicht vermuten ließen. Kein Wunder, immerhin wollen in unserem Fall gut 1,7 Tonnen Auto bewegt werden.

Im Stadtverkehr fällt zunächst das weiter ausgefeilte Start-Stopp-System auf, das den Selbstzünder extrem feinfühlig abschaltet und bei Bedarf ultraschnell wieder anwirft, trotz DSG ohne jegliches Rucken und Zucken im Antriebsstrang. Die große Stärke des starken TDI sind Überholsprints auf Landstraße oder Autobahn, wo er seine Kraft dank flink agierender Automatik optimal ausspielen kann.

Dabei macht er sich mit einem etwas kernigeren Sound bemerkbar, während er unter Teillast bis 3.000 Touren akustisch kaum in Erscheinung tritt. Unsere Landpartie führt uns auf dem Rückweg auch über einige leicht kariöse Strecken – Arbeitseinsatz für das adaptive Dämpfersystem DCC (Serie im 240-PS-TDI). Es filtert Rillen und Wellen jeglicher Frequenz überzeugend aus und garantiert auch in der Fahrprofilstellung Sport ein Mindestmaß an Komfort. Gleichzeitig sorgt das DCC in Verbindung mit der hier zehn Millimeter tiefer liegenden Karosserie des VW Passat für gute Straßenlage und hohe Fahrstabilität, die nur durch groben Unfug an Gaspedal und Lenkrad aus der Balance gebracht werden können. Doch dann ist auch schon das sanft, aber bestimmt regelnde ESP zur Stelle und kümmert sich um die nötigen Kurskorrekturen.

Top-Diesel kostet deutlich über 45.000-Euro-Marke

Während wir gemütlich zurück zum Startpunkt gleiten und gelegentlich sogar vergessen, dass noch der Fahrwerksmodus Sport aktiv ist, bleibt Zeit, um darüber nachzudenken, ob die optionale 18-Zoll-Bereifung eine sinnvolle Investition ist oder ob sie sich lediglich durch lautere Abrollgeräusche auszeichnet. Dass der VW Passat endgültig in der Nobel-Liga angekommen ist, zeigt der Blick in die Preisliste. 46.300 Euro stehen da für unseren Variant zu lesen – ein Wert, der sich mittels einiger geschickt gesetzter Häkchen auf der Optionsliste problemlos auf mehr als 50.000 Euro ausbauen lässt. Zu DM-Zeiten ein solide sechsstelliger Wert, heute leider der durchaus marktübliche Preis für ein Auto, dem in der Summe seiner Eigenschaften kaum ein Vorwurf zu machen ist und das in vielen Disziplinen mehr zu bieten hat als die Konkurrenz.

Zu unserer Beruhigung finden wir in der aktuellen Preisliste auch die 150 PS starke VW Passat Limousine mit Zweiliter-TDI für 30.250 Euro, und mit dem 1.4 TSI (125 PS) sowie dem 1.6 TDI (120 PS) stehen zwei preiswertere Modelle bereits zum Jahresende in den Startlöchern. Der VW Passat GTE mit Plug-in-Hybridsystem geht 2015 in den Handel.