Zeekr 001

Tesla-Konkurrent braucht noch Feinschliff

2024 will Geely (Volvo, Polestar, Lynk & Co, Lotus, Smart) den Zeekr 001 zu uns bringen: Wir fahren das Basismodell mit 200 kW, Heckantrieb und 100-kWh-Akku.

Zeekr 001 Foto: Emma Grann 14 Bilder

Wieso würden Europäer ein E-Auto eines chinesischen Newcomers kaufen? Wegen technologischer Überlegenheit oder einem besonderen Preis-Leistungs-Verhältnis zum Beispiel. Mal sehen.

In jedem Zeekr 001 steckt ein 100-kWh-Akku (400 V) sowie ein oder zwei 200-kW-Motoren. An DC-Säulen soll er mit bis zu 200 kW in 30 Minuten von zehn auf 80 Prozent laden: ganz gut, aber nicht auf dem Niveau von 800-Volt-Systemen. Top hingegen: Akkuvorkonditionierung und ein 22-kW-AC-Lader gehören zum Serienumfang. Testen können wir das Laden nicht, da man die Stromvorräte des 200-kW-Hecktrieblers (WLTP: 620 km) um Göteborg nicht im Zeitrahmen loswird.

Auf den wenig kurvigen Landstraßen gilt 70 km/h, aber wenn dann doch mal eine etwas spitzere Biegung kommt, drückt die Hinterachse auf der nassen Fahrbahn nach außen – bevor du erweitert gegenlenken müsstest, greift das ESP im gelockerten Modus ein. Klingt sportlich? Eher unterhaltsam: Trotz der geringen Haftungsgrenze wankt der Aufbau ziemlich stark, zudem drängelt die Lenkung gerne mal in die Mittellage zurück und kommuniziert kaum.

Zögerlicher Antrieb

Im Alltag läuft die Lenkung flüssig, die Karosserie bleibt weitestgehend ruhig und das passiv gedämpfte Standardfahrwerk filtert Unebenheiten effektiv (Topmodell: Luftfederung). Das passt super, der Komfortmodus jedoch nicht: Wenn du darin aus niedrigem Tempo plötzlich kräftig aufs Fahrpedal trittst, erfolgt die Umsetzung nach langer Verzögerung. Im Sportmodus geht‘s besser, aber auch der priorisiert die Radschlupfminimierung. Oberhalb von circa 40 km/h reagiert der Antrieb deutlich harmonischer auf Fahrereingaben.

Der stärkere von zwei Rekuperationsmodi arbeitet ebenfalls träge: Selbst wenn du das Fahrpedal nicht schlagartig lupfst, dauert es viel zu lange, bis die Energierückgewinnung und damit die Verzögerung greift. Zudem setzt sie mehrphasig ein: Das initiale Verzögerungsmoment wird kurz gehalten, dann macht es einen spürbaren Sprung und zieht anschließend graduell weiter an. Im Einpedalmodus ändert sich lediglich, dass das Auto ohne Bremspedaleinsatz stehenbleibt. Am besten wählt man den schwächeren Rekuperationsmodus und bremst mit dem linken Pedal: dann klappt's vernünftig.

Vorserienautos mit prototypischen Zügen

Zeekr spricht von Vorserienautos, was für den Antrieb egal sein sollte, denn in China wird der Zeekr 001 seit 2022 verkauft. Innen sind die Armlehnen kaum unterpolstert, ansonsten ist er mit hochwertigen Materialien schick gemacht. Eher prototypisch: funktionslose Temporegelanlage, der Spurhalter vibriert nur das Lenkrad, statt einzugreifen, und der Navipfeil läuft oft neben der Straße. Zusätzlich tut sich die Verkehrszeichenerkennung mit dem Erkennen schwer.

Zeekr 001 Foto: Emma Grann
Riesig: CarPlay füllt fast die gesamte 15,4-Zoll-Fläche des Infotainment-Touchscreens.

Die von der EU vorgeschriebene Tempolimitüberschreitungswarnung piepst dementsprechend oft grundlos. Abschalten? Das geht, die mehrschrittige Prozedur muss aber nach jedem Neustart wiederholt werden – genau wie das Setzen des Sport- oder Individualmodus (Antrieb).

Das schnelle, logisch sortierte Infotainment erinnert stark an Tesla, von denen der 001 noch mehr übernimmt: Die Einstellung für Außenspiegel und Lenksäule (modellabhängig) wird per Touchscreen angewählt, die Justierung erfolgt über die Lenkrad-Touchfelder. Nerven raubt auch die Einstellung der Luftausströmer über den Monitor.

Das mit der technologischen Überlegenheit sieht nicht so gut aus. Preise verrät Zeekr nicht und schränkt den Startschuss nur auf 2024 ein. In den Niederlanden kann er schon vorbestellt werden: Der Hecktriebler kostet dort 60.490 Euro, ein ebenfalls 4,95 Meter langer Mercedes EQE 300 mit 180 kW und 96 kWh liegt 9.438 Euro darüber. Mal sehen, ob das potenziellen Käufern reicht – vielleicht hilft ja auch, dass der Allrad-001 mit 400 kW bei 63.490 Euro liegt.