Vorschau GP Miami 2024

Red-Bull-Verfolger mit ersten Upgrades

Die Red-Bull-Verfolger Mercedes und McLaren bringen in Miami erste größere Upgrades. Reicht das schon aus, um die Lücke zur Spitze zu schließen? In der Vorschau haben wir die letzten Infos zum Sprint-Wochenende in Florida.

Oscar Piastri - GP Miami 2023 Foto: Wilhelm 40 Bilder

Der Miami-GP hat die Fans bei den ersten beiden Ausgaben in den vergangenen Jahren nicht gerade mit Spektakel verwöhnt. Nach dem Langweiler-Debüt 2022 sorgte Max Verstappen vor zwölf Monaten mit Pech und Patzern im Qualifying wenigstens für etwas Spannung. Vom neunten Startplatz brauchte der Red-Bull-Pilot am Ende aber nur 20 Runden, um die gewohnte Hackordnung wieder herzustellen. Der Miami-Triumph war der Beginn einer Siegesserie, die insgesamt zehn Rennen umspannte und erst in Singapur endete.

Vor dem zweiten Anlauf in Miami versuchten die Veranstalter vergeblich, mit einer neuen Asphaltschicht für mehr Action und Spannung zu sorgen. In diesem Jahr setzen die Organisatoren ihre Hoffnungen vor allem auf das Sprint-Format. Wie üblich bleibt den Teams dabei nur eine einzige Freie Trainingssitzung, um ein passendes Setup zu finden, bevor es am Freitagnachmittag im Sprint-Qualifying direkt um die Wurst geht.

Beim ersten Sprint-Wochenende des Jahres in China wurde Max Verstappen wenigstens kurz auf dem falschen Fuß erwischt, was allerdings auch an den wechselnden Wetterbedingungen lag. Am Ende gewann der Dominator dann aber doch sowohl das Mini-Rennen am Samstag als auch den richtigen Grand Prix am Sonntag. Nach vier Siegen an den ersten fünf Wochenenden reist der WM-Spitzenreiter natürlich auch in Miami als Favorit an.

Während sich die Neuerungen bei Ferrari auf eine blaue Sonderlackierung beschränken, haben Mercedes und McLaren für Miami erste größere Umbauten angekündigt. Die erwähnte kurze Vorbereitungszeit macht es den Ingenieuren aber nicht einfach, den Fortschritt der neuen Teile zu evaluieren und das Auto darauf abzustimmen. Immerhin soll das Wetter relativ stabil bleiben. An jedem Tag sind Temperaturen von 28 Grad Celsius vorhergesagt. Kurze Schauer sind in den subtropischen Breitengraden aber auch immer mal möglich.

Die Strecke: Miami International Autodrome

Das Miami International Autodrome war eine schwere Geburt. Eine Bürgerinitiative hatte sich lange gegen das Herzensprojekt von Liberty Media gewehrt. Erst zwölf Monate vor der Premiere im Jahr 2022 hatte der Gemeinderat von Miami Gardens der Formel 1 alle notwendigen Genehmigungen erteilt. Damit konnte der Bau der 5,41 Kilometer langen Piste rund um das Hard Rock Stadium des Football-Teams Miami Dolphins starten. Mit der Planung für das Autodrome hatte man bereits 2019 begonnen.

Der Vertrag zwischen Miami und der Formel 1 wurde direkt auf zehn Jahre bis einschließlich 2031 datiert. Die britische Firma "Apex Circuit Design" zeichnete sich verantwortlich für die neue Rennstrecke. Die Experten entwarfen 75 verschiedene Layouts. 36 davon testete man schlussendlich in Simulationen, um die bestmögliche Variante für maximale Action herauszufiltern. Das Ergebnis ist eine Rennstrecke mit drei langen Geraden und 19 mehrheitlich engeren Kurven.

Die Runde beginnt auf der kürzesten der drei Geraden mit einer Rechtskurve, auf die eine Reihe von S-Kurven folgt. Von Kurve vier bis elf ist Highspeed angesagt. Hohe Querbeschleunigungskräfte zerren hier am Nacken der Fahrer. Ein langes Vollgasstück ab Kurve acht führt die Piloten in den verwinkelten Teil der Rennstrecke ab Turn 11. Nach fünf eher engen Kurven kommt die nächste lange Gerade. Eine Haarnadel sowie eine Links-Rechts-Kombination bringt die Autos zurück zu Start/Ziel.

Wie bereits erwähnt, wurde für die zweite Ausgabe des Miami-Grand-Prix ein komplett neuer Asphalt verlegt, um für mehr Action zu sorgen. Gleich drei DRS-Zonen sollen das Überholen erleichtern. 2023 zählten Statistiker immerhin 52 Platzwechsel auf den 57 Rennrunden, wozu allerdings auch die Verstappen-Aufholjagd beitrug. Für die Fahrer ist Miami eine der körperlich anspruchsvollsten Strecken des Jahres. Dafür sorgen nicht nur das abwechslungsreiche Layout, sondern auch die hohen Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit.

Eine Besonderheit in Miami ist das Fahrerlager. Die Pavillons der Teams sind seit der Saison 2023 auf dem Spielfeld des angrenzenden Hard Rock Stadiums untergebracht. Die Fans können den Verantwortlichen von den Tribünen aus bei der Arbeit zuschauen. Als weitere Attraktion wurde für die Zuschauer eine Seilbahn errichtet, die über die Strecke führt und einen Blick auf das Geschehen aus der Vogelperspektive ermöglicht.

Impressionen - Formel 1 - GP Miami - 4. Mai 2023 Foto: xpb

Vor dem 2023er-Rennen wurde die Strecke neu asphaltiert. Für mehr Action sorgte die Maßnahme aber nicht.

Fast Facts

  • Streckenlänge: 5,412 km
  • Renndistanz: 308,326 km
  • Distanz Pole zum Bremspunkt für T1: 162 Meter
  • Höchstgeschwindigkeit: 327 km/h
  • Reifensorten: C2 (Hard), C3 (Medium), C4 (Soft)
  • Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 50 % (1/2)
  • DRS-Zonen: 3 (T9-11, T16-17, T19-1)
  • Länge Boxengasse: 375 Meter
  • Anzahl Kurven: 19 (12 links/ 7 rechts)
  • Rundenanzahl: 57
Pirelli-Grafik - GP Miami 2024 Foto: Pirelli

Pirelli bringt wieder die drei mittleren Mischungen. Die Fahrer dürfen sich bei der Setup-Wahl nicht von den sich schnell ändernden Gripverhältnissen irritieren lassen.

Setup

Drei Geraden, die längste davon über 1,28 Kilometer, ein Top-Speed von 327 km/h, diverse schnelle Kurven, ein paar lange Bögen und ein paar enge Passagen: Das Miami International Autodrome schreit nach einem Kompromiss bei der Fahrzeugabstimmung. In den schnellen Kurven braucht es viel Anpressdruck und eine gute Stabilität, in den langsamen Ecken vor allem mechanischen Grip. Die langen Geraden verlangen dagegen nach möglichst kleinen Flügeln und wenig Luftwiderstand.

Allrounder-Autos mit besonders guter Effizienz sollten hier im Vorteil sein. Solche, die viel Abtrieb über den Unterboden erzeugen und dafür Fläche von den Flügeln nehmen können. Motorleistung und eine gute Traktion sind ebenfalls wichtige Faktoren. Aus T8, T16 und T17 geht es aus engen Ecken auf lange Geraden. Hier wird ein Großteil der Rundenzeit gemacht.

Pirelli liefert wie schon in den ersten beiden Miami-Ausgaben die mittleren Mischungen C2 bis C4. Der Asphalt zeigte sich letztes Jahr als weniger aggressiv als erhofft. Dafür machen die hohen Temperaturen den Ingenieuren in Miami immer etwas Sorgen. Mehr als einen Stopp erwarten wir wie in den vergangenen beiden Jahren allerdings nicht.

Max Verstappen - Formel 1 - GP Miami 2023 Foto: Motorsport Images

Viele Boxenstopps gibt es in Miami traditionell nicht. Auch dieses Jahr rechnen wir nicht damit, dass die Fahrer mehr als ein Mal bei ihrer Crew vorbeikommen.

Updates

An Sprint-Wochenenden ist wegen der begrenzten Trainingszeit normalerweise kein großes Upgrade-Feuerwerk zu erwarten. Deshalb haben die meisten Teams wie Red Bull und Ferrari ihre größeren Facelifts für den Europa-Auftakt in Imola in zwei Wochen angekündigt. Bei Mercedes und McLaren konnte die Produktion eines Teils des Imola-Pakets aber vorgezogen werden.

Wir erwarten in beiden Fällen, dass am Unterboden und der Verkleidung Hand angelegt wird. Der Fortschritt sollte sich im Idealfall auch auf der Uhr bemerkbar machen. Ob es direkt reicht, um Positionen im Ranking zu gewinnen, steht natürlich auf einem anderen Blatt Papier. Auch im Mittelfeld haben es einige Teams geschafft, Teile des Imola-Pakets vorzuziehen. Wir erwarten vor allem bei Toro Rosso und Sauber Neuerungen.

Die meisten Blicke wird aber wohl der Ferrari auf sich ziehen. Die Scuderia feiert in diesem Jahr ein großes Jubiläum in Miami. Vor 70 Jahren hat die italienische Marke zum ersten Mal den Sprung über den Teich gewagt. Bei den Einsätzen durch die Ferrari-Rennabteilung in Nordamerika traten die Autos immer wieder mit blauen Akzenten auf. Das soll sich nun in einer auffälligen Sonderlackierung widerspiegeln. Auch bei der Teamkleidung, den Overalls der Fahrer und den Helmen wurde das traditionelle Rot durch Blau ersetzt.

Red Bull - GP Miami 2023 Foto: Red Bull

Bei den bisherigen zwei Miami-GPs jubelte am Ende immer Red Bull.

Favoriten

Wir wollen hier gar nicht groß auf Spannung machen. Bisher konnte Max Verstappen nur ein Bremsdefekt in Melbourne vom Sprung auf die oberste Stufe des Treppchens abhalten. Der Red Bull ist der beste Allrounder im Feld. Vor allem in den langsamen Ecken fuhr man der Konkurrenz zuletzt um die Ohren. Die ersten beiden Miami-Ausgaben hat Max Verstappen schon gewonnen. Wir sehen aktuell nichts, was gegen den Hattrick spricht.

Bis Shanghai hatte man gedacht, dass die größte Gefahr von Ferrari droht. Doch dann zeigte die Scuderia bei kühlen Asphalttemperaturen ungewohnte Schwächen. In der Hitze von Miami sollte das rote Auto seine Verschleißvorteile wieder besser ausspielen können. Die Frage lautet, wie gut die Upgrades bei McLaren und Mercedes einschlagen.

Die fünf Teams in der unteren Hälfte der Tabelle müssen wieder auf Fehler ganz vorne hoffen, um etwas vom Punktekuchen abzuknabbern. Shanghai hat gezeigt, dass die Formkurve im hinteren Mittelfeld sehr stark schwanken kann – zum Teil auch innerhalb eines Wochenendes. Toro Rosso und Sauber präsentierten sich eher im Qualifying stark, während Haas meist im Rennen mit gutem Reifenmanagement glänzen konnte.

Sergio Perez & Max Verstappen - Red Bull - GP Miami 2023 Foto: Wilhelm

Sergio Perez musste sich 2023 Max Verstappen geschlagen geben, obwohl er von der Pole Position startete.

So lief das Rennen im Vorjahr – GP Miami 2023

In der Qualifikation hatte sich Max Verstappen 2023 noch selbst ein Bein gestellt. Doch im Rennen konnte den Niederländer niemand aufhalten. Wie erwartet startete der WM-Spitzenreiter vom neunten Startplatz eine große Aufholjagd. Schon nach 15 Runden lag nur noch Sergio Perez im Schwesterauto vor dem Red Bull mit der Startnummer 1.

Beide Piloten waren auf unterschiedlichen Reifen gestartet – Perez auf Mediums, Verstappen auf den harten Gummis. Deshalb musste der Mexikaner schon in Runde 21 an die Box abbiegen. Ab da kam es zu einem Fernduell. Mit seinen deutlich älteren Reifen konnte Verstappen das Tempo des Teamkollegen bis zum Ende seines Stints mitgehen. Das war der Schlüssel zum Sieg.

Als Verstappen selbst in Runde 46 von seinem Service auf die Bahn zurückkehrte, hing er dem zweiten Red Bull direkt im Getriebe. Perez versuchte sich noch tapfer zu wehren, doch nach gut einer Runde musste er sich am Ende der Zielgeraden geschlagen geben. Fernando Alonso gewann dahinter den Kampf um Bronze gegen Landsmann Carlos Sainz. Der Ferrari-Pilot machte sich dabei mit einer Fünf-Sekunden-Strafe für zu schnelles Fahren in der Boxengasse aber auch selbst das Leben schwer.

In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die Highlights vom Rennen im Vorjahr.

Zeitplan