Jeep Grand Cherokee 4,7 Limited WH (2006)

Winterbegleiter gesucht? Grand Cherokee gefunden!

Sie suchen noch nach einem perfekten Begleiter für den kommenden Winter? Vielleicht ist Jeeps großer Häuptling etwas für Sie! Mit der dritten Generation machte der Grand Cherokee einen großen Schritt weg vom Offroader zum Luxus-SUV. Aber selbst wenn Puristen die Nase rümpfen: Im Gelände sollte man den mächtigen Jeep nicht abschreiben.

Jeep Grand Cherokee 4.7 Limited, WH (2006) Foto: Sven Wedemeyer 18 Bilder

Der Lüfter dreht auf Hochtouren, zieht die fünf Grad kalte Umgebungsluft durch die Kühlrippen und lässt sie den 4,7-Liter-Chrysler-PowerTech- V8 umströmen. Betont niedertourig stemmt dieser sich in die Kurbelwelle, schickt jedoch längst nicht alle seiner 410 Newtonmeter Drehmoment in den Antriebsstrang. Die Straßenreifen tanzen auf den angetauten Ackerfurchen, der hohe Aufbau schaukelt hin und her. Lange Grashalme streifen den nachgerüsteten, stählernen Unterfahrschutz des Grand Cherokee, während er sich stur einen steilen Feldweg im Thüringer Wald hinaufschiebt. Das Schauspiel hat die Ästhetik eines schnaubenden Nashorns, das sich seinen Weg durchs Dickicht bahnt.

Am Steuer sitzt Stefan Ahlers, bekennender Jeep-Fan. Unzählige Pokale von Offroad- Wettbewerben des Jeep Club Deutschland zeugen von seinen Gelände-Skills, und er beweist uns gerade, dass man mit dem Grand Cherokee auch ohne Leiterrahmen-Konstruktion und All-Terrain-Reifen im Morast erstaunlich weit kommt. "Da staunen auch regelmäßig Wrangler-Besitzer, was der hier alles kann", erzählt Stefan mit breitem Grinsen.

Jeep zielte mit dem Grand Cherokee der 2000er-Jahre verstärkt auf US-Lifestyle-Kunden. Kritiker würden vielleicht spöttisch sagen, er sei ein SUV für die "Soccer-Moms" – Mütter, die ihre Kinder zum Fußballtraining kutschieren. Doch die Geländewagenmarke, die vor dem großen Stellantis-Konglomerat noch vollständig zu Chrysler gehörte, schaffte es, einen stattlichen, 4,75 Meter langen und sehr komfortablen SUV zu bauen, der seine Jeep-Gene keineswegs verleugnet. Vom markanten Seven-Slot-Grill und den runden Scheinwerfern (die in der ansonsten kantigen und glattflächigen Karosserie fast wie Fremdkörper wirken) bis hin zum ausgeklügelten, intelligenten Allrad-System Quadra-Trac II mit elektronischem Mitteldifferenzial, dynamischer Kraftverteilung und geländetauglicher Untersetzung.

Jeep Grand Cherokee 4.7 Limited, WH (2006) Foto: Sven Wedemeyer

Ein permanenter Allradantrieb macht den Jeep zum fähigen Kraxler.

Motor? Hauptsache bullig!

Den silbernen Grand Cherokee der Familie Ahlers steuert hauptsächlich Stefans Frau Gabi. Sie liebt den satten, blubbernden Klang des 4,7-Liters, der kleinsten von drei erhältlichen V8-Varianten. Seine 231 PS reichen aus, um die 2.135 Kilogramm Leergewicht entspannt über die Straßen zu wuchten. Sportlichkeit darf man von dem Sechzehnventiler mit je einer Nockenwelle pro Zylinderbank allerdings nicht erwarten. Beim 5,7-Liter-Hemi mit 326 beziehungsweise 351 PS sieht das schon ganz anders aus.

Wer es aber wirklich wissen will, fährt den SRT8 mit dem 6,1-Liter-Hemi und 426 PS – eine 2,2 Tonnen schwere, fast fünf Meter lange Kanonenkugel auf Rädern. In nur 5,6 Sekunden schießt dieser Jeep auf Tempo 100. Beeindruckend! Doch kommen wir mal wieder zur Vernunft: In Europa hätte sich der SUV wohl deutlich schlechter verkauft, wenn es nicht auch einen Diesel gegeben hätte.

Der Dreiliter-V6 aus dem Hause Mercedes, Kennern auch als OM 642 bekannt, haucht dem großen Häuptling wieder etwas Pragmatismus ein. Natürlich war er die meistverkaufte Motorvariante hierzulande. Wir Europäer wurden übrigens von Magna Steyr in Österreich mit Grand Cherokees beliefert. Die in Graz montierten Autos erhielten das Typenkürzel "WH", während die US-Versionen als "WK" bezeichnet wurden.

Jeep Grand Cherokee 4.7 Limited, WH (2006) Foto: Sven Wedemeyer

Die Chrysler-Handschrift ist im Cockpit deutlich zu erkennen.

Wenn jemand fragt, wie ein typisches US-Interieur der 2000er-Jahre ausgesehen hat, zeigen Sie ihm diese Bilder. Der Innenraum des Grand Cherokee bietet alle charakteristischen Merkmale: graues oder sandfarbenes, dickes und glattes Leder auf den Sitzen, reichlich günstiges Plastik sowie grün leuchtende Digitalanzeigen, die sich noch aus den 1990er-Jahren über die Jahrtausendwende gerettet haben. Abgerundet wird das Ganze durch einen großzügigen Umfang an elektrischem Komfort.

Im Vergleich zu seinem Vorgänger tauschte der WH die vordere Starrachse gegen eine Einzelradaufhängung, um eine komfortablere Straßenlage zu ermöglichen. Jeep-Puristen betrachteten das als Sakrileg. Dennoch beweist der Koloss mit seinen fast 21 Zentimetern Bodenfreiheit sowie Böschungswinkeln von 23,3 Grad vorn und 27,1 Grad hinten, dass er auch abseits befestigter Wege vorwärtskommt, wie Stefan hinreichend demonstriert hat.

Nun wird es Zeit, mit ihm die kurvigen Landstraßen des Thüringer Waldes zu erobern. Butterweich gleitet der Wählhebel der Fünfstufen-Automatik durch die Schaltkulisse. Schon beim ersten vorsichtigen Tritt aufs Gaspedal macht er einen kleinen Satz nach vorn. Hier ist Gefühl im Fuß gefragt.

Jeep Grand Cherokee 4.7 Limited, WH (2006) Foto: Sven Wedemeyer

231 PS leistet der 4,7-Liter-V8.

Klettermax und Reisewagen

Dann biegen wir vom Feldweg auf die nächste Straße ein. Hektisch schaltet sich die Chrysler-Automatik durch die unteren Gänge, was letztlich dynamischer wirkt, als es eigentlich ist. Sobald der Jeep seine gewünschte Drehzahl gefunden hat, rauscht er wie auf Schienen dahin. Souverän, präsent, mit einem warmen Klang: ein mächtiges Gefühl.

Ab der ersten engeren Kurve ist sie dann vorbei, die Schienenfahrt. Spürbar schwankt der hochbeinige Geselle nach außen und die Passagiere auf den glatten Leder-Rückenlehnen gleich mit. Plötzlich wird Autofahren wieder zur Arbeit. Immerhin packen die Bremsen ordentlich zu.

Ein Kurvenräuber ist er wirklich nicht. Man spürt deutlich, dass die Entwickler bei der Fahrwerksabstimmung die großen amerikanischen Highways im Hinterkopf hatten: Gelassenheit ist Trumpf. Andererseits muss man den Ingenieuren zugutehalten, dass sie die goldene Mitte aus Straßenlage und Geländefähigkeiten finden mussten. Das geht nun mal nicht ohne Kompromisse.

Und seien wir ehrlich: Spielt das wirklich eine Rolle? Nach der Kurve kommt die nächste Gerade, und das Herausbeschleunigen mit markigem V8-Sound entschädigt doch komplett für das bisschen Schwanken. Auf der Langstrecke ist der Jeep die komfortabelste Trutzburg, die man sich wünschen kann.

Jeep Grand Cherokee 4.7 Limited, WH (2006) Foto: Sven Wedemeyer

Die 2135 Kilogramm schwere Fuhre schafft den Sprint auf 100 km/h in 9,1 Sekunden.

Technische Daten: Jeep Grand Cherokee 4.7 Limited, WH (2006)

Motor Typ PowerTech 4.7, wassergekühlter V8-Motor, vorn längs, Bohrung × Hub 93 × 86,5 mm, Hubraum 4.701 cm³, Leistung 231 PS bei 4.500/min, max. Drehmoment 410 Nm bei 3.600/min, Verdichtung 9:1, zwei Ventile pro Brennraum, betätigt über je eine kettengetriebene obenliegende Nockenwelle pro Zylinderbank, Kipphebel und Hydrostößel, Motorblock aus Grauguss, Zylinderköpfe aus Leichtmetall, fünf Kurbelwellenlager, sequenzielle Mehrpunkteinspritzung, Ölinhalt 5,7 Liter, G-Kat

Kraftübertragung Fünfstufen-Automatik Chrysler 5-45RFE, permanenter Allradantrieb Quadra-Trac II (NV245)

Karosserie und Fahrwerk Selbsttragende Stahlblechkarosserie, vorn Einzelradaufhängung an oberen und unteren Querlenkern, hinten Starrachse mit oberen und unteren Längslenkern und Panhardstab, rundum Schraubenfedern und Stoßdämpfer, a. W. selbstnivellierende Hinterachse, Servo-Zahnstangenlenkung, Vierrad-Scheibenbremsen, ABS, ESP, Felgen 7,5 J × 17, Reifen 245/65 R17

Maße und Gewicht Radstand 2781 mm, Länge × Breite × Höhe 4.750 × 1.870 × 1.740 mm, Spur v./h. 1.575/1.575 mm, Gewicht 2.135 kg, Tankinhalt 80 Liter

Fahrleistungen und Verbrauch Vmax 200 km/h, 0–100 km/h in 9,1 s, Verbrauch 15,3 l/100 km

Bauzeit und Stückzahl Typ WK/WH, 2005–2010, insgesamt 718.376 Exemplare

Jeep Grand Cherokee 4.7 Limited, WH, (2006) Foto: Sven Wedemeyer

Souverän über Straßen, Forstwege und Äcker.

Karosserie-Check

Der Grand Cherokee gilt nicht als besonders rostanfällig. Einige neuralgische Stellen sollten dennoch geprüft werden. Die Schweller unter den Türen gehören dazu. Manchmal gammeln auch der Bereich vor und hinter den Achsen oder Achsteile, wenn der Jeep viele Wintereinsätze gesehen hat. Dem originalen Unterfahrschutz aus dem Mopar-Zubehör fehlen Abflusslöcher – gefährlich, weil sich dadurch Schlamm direkt am Fahrzeugboden sammelt. Bei Modifikationen darauf achten, dass alles eingetragen ist.

Technik-Check

Die Motoren gelten als ziemlich problemlos, vertragen lange Vollgas-Arien aber nicht. Der 4,7-Liter-V8 ist zudem nicht autogasfest. Hängerbetrieb ist Gift für die Automatik. Außerdem auf Geräusche im Hinterachsdifferenzial und den homokinetischen Gelenken an der Vorderachse achten – Ersatz ist teuer! Früher oder später kommt es zu Elektrikproblemen aufgrund zu geringer Kabelquerschnitte. Daher von Licht bis Hupe alles checken!

Preise

Bei Einführung 2005 (Grand Cherokee Laredo 4.7) :
39.900 Euro

Ersatzteile

Bei Mopar bekommt man noch die meisten Ersatzteile original, meist jedoch zu gesalzenen Preisen. Auf Plattformen wie rockauto.com findet man vieles auch von Drittanbietern, die Qualität kann hier aber stark schwanken. Für Offroad-Umbauten gibt es ein ganzes Füllhorn an Modifikationen, von denen nicht alle zulässig sind.

Schwachpunkte

  1. Schwellerbereich unter den Türen
  2. Rost im Bereich um die Achsen
  3. Unterfahrschutz
  4. Risse in Trägern (Hängerbetrieb)
  5. Hinterachsdifferenzial (Geräusche)
  6. Homokinetische Gelenke
  7. Automatik (Hängerbetrieb)
  8. Quadra-Trac-II-Allradsystem
  9. Elektrik
  10. Originalität, Eintragungen

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage