Porsche 911 am Ojos Del Salado

Mit Portalachsen zum Höhenweltrekord

Porsche hat mit einem Extrem-Elfer den Ojos Del Salado im zweiten Anlauf bezwungen. Der neue Höhenweltrekord liegt jetzt bei 6.734 Metern. Beim ersten Versuch 2022 wurde das Team noch auf 6.007 Metern Höhe von einer Eiswand gestoppt.

Porsche 911 Höhenweltrekord 2023  Ojos Del Salado Chile Foto: Porsche 10 Bilder

Mit dem Ojos Del Salado, dem höchstgelegenen Vulkan der Welt in Chile ist es beinahe so wie mit dem Watzmann aus dem gleichnamigen legendären Musik-Epos von Ambros/Tauchen/Prokopetz. "Aufi muass i ...Da Berg i muass eam unterkriag'n." Jeder möchte den Vulkan befahren und dabei möglichst noch einen neuen Höhenweltrekord aufstellen.

Einen ersten Versuch wagte Porsche bereits im Oktober 2022. Mit einem stark modifizierten Porsche 911 und in Zusammenarbeit mit dem Team RD Limited des dreifachen Le Mans-Siegers Romain Dumas brachen die Schwaben auf zu einer Expedition auf den Vulkan. Das Porsche-911-Konzept verfügt zwar bereits optional über einen Allradantrieb, hat sich auch in der Vergangenheit bei der Dakar siegreich geschlagen und bei zahlreichen Rallye-Einsätzen bewährt, für die Fahrt auf den Vulkan waren dann aber doch gravierende Eingriffe nötig.

Portalachsen und XXL-Räder

Aufgebaut wurden zwei Einsatzfahrzeuge auf Basis des Porsche 911 Carrera 4S. Neben einer Leistung von 450 PS bringt der bereits serienmäßig Allradantrieb mit. Die kurzen Überhänge bieten zudem gute Voraussetzungen für den Offroad-Einsatz. Der Dreiliter-Boxer blieb unverändert, das Siebengang-Schaltgetriebe bekam eine verkürzte Übersetzung verpasst. Modifiziert wurde auch in anderen Bereichen. Für die Sicherheit der Passagiere sorgen ein massiver Überrollkäfig sowie Schalensitze mit speziellen Sicherheitsgurten. Echt krass ist der Umbau auf Portalachsen, die dem Elfer eine Bodenfreiheit von 350 Millimetern bescheren. Für ausreichend Traktion sorgen BF Goodrich-Offroadreifen. Eine Unterbodenverkleidungen aus Aramidfasern schützt die empfindliche Antriebstechnik. Ein technisches Highlight ist der Porsche Warp-Connecter, der ursprünglich für den Einsatz im Motorsport entwickelt wurde. Dieser ermöglicht eine Verbindung zwischen allen vier Rädern, damit selbst bei extremer Verschränkung die Achslasten möglichst konstant bleiben und somit optimale Traktion gewährleistet wird. Darüber hinaus haben die Ingenieure manuelle Differenzialsperren sowie ein Steer-by-wire System verbaut.

Die Karosserie der beiden 911er wurde deutlich modifiziert. Zum einen, um den 310 Millimeter breiten Offroad-Reifen ausreichend Freigang in den Radhäusern zu ermöglichen, zum anderen, um eine Seilwinde an der Front integrieren zu können. Die Kühler wurden aus dem Front- in den oberen Heckbereich verlegt, um sie im extremen Gelände vor Beschädigungen zu schützen. Eines der beiden Fahrzeuge ist im Look des Porsche 963 LMDh Rennwagens gestaltet. Die Optik des zweiten Fahrzeugs wurde vom Style Porsche Team in Weissach entworfen. Die beiden Elfer erhielten die Spitznamen "Doris" und "Edith".

Eisfelder stoppen ersten Versuch

Zur Bergfahrt 2022 aufgebrochen war das Team am letzten Oktoberwochenende. Der 911 überquerte mit Romain Dumas am Steuer steile Hänge und Eisfelder, die Fahrzeug und Team sämtliche Fähigkeiten abverlangten. Die Temperaturen lagen bei bis zu minus 30 Grad Celsius, der Sauerstoffgehalt in der Luft war nur halb so hoch wie auf Meeresspiegel-Höhe. Gestoppt wurde die Fahrt auf einer Höhe von 6.007 Metern durch unpassierbare Wände aus Eis und Schnee. Ein neuer absoluter Höhenrekord war so für den 911 nicht drin, allerdings hat nie zuvor ein Porsche auf eigenen Rädern eine größere Höhe erreicht.

"Das war ein unvergesslicher und besonderer Moment an diesem Ort, der gleichermaßen atemberaubend schön wie unbarmherzig ist. Höher als wir waren heute wohl nur die Flugzeuge. Vom ersten Meter an hat sich der 911 robust und agil angefühlt. Wir haben uns nicht geschont und haben dem Auto alles abverlangt" sagt Porsche Werksfahrer Romain Dumas, der gleichzeitig als Teamchef von RD Limited fungierte. "Unser Respekt gebührt all denen, die es in der Vergangenheit noch weiter nach oben geschafft haben."

Erfolgreiche Rekordfahrt im zweiten Anlauf

Am 2. Dezember 2023 wagte das internationale Team aus Chile, Frankreich, Deutschland, den USA, Kanada und der Schweiz um Romain Dumas einen weiteren Anlauf. Die Temperaturen lagen dieses Mal nur rund 20 Grad unter dem Gefrierpunkt. Anders als im Jahr 2022 fand das Team zudem in den höheren Lagen des Vulkans diesmal relativ wenig Schnee vor. Die Herausforderungen blieben dennoch immens – beispielsweise bei der Suche nach einem Weg durch die Geröllfelder.

Begonnen hatte der Gipfelsturm am Samstag, den 2. Dezember, um 3:30 Uhr in der Frühe. Um 15:58 Uhr waren der Gipfel und das Ende der Reise erreicht – der Westkamm des Vulkans Ojos Del Salado. Dumas schaffte mit dem "Edith" getauften Elfer 6.734 Meter über dem Meeresspiegel – höher ist ein Kraftfahrzeug noch nie gewesen. Der bisherige, im Jahr 2020 aufgestellte Rekord lag bei 6.694 Metern.

Der Sportwagenhersteller nutzte den Gipfelsturm gleichzeitig als Promo-Tour für den selbst entwickelten Öko-Kraftstoff, denn beide Elfer sind auf dieser Expedition mit den eFuels gefahren, die in der von Porsche mit initiierten und von HIF betriebenen Pilotanlage ‚Haru Oni‘ in Punta Arenas produziert werden.