50 Jahre Lamborghini Jarama 400GT

Der letzte Lambo-Sportler mit V12-Frontmotor

1970 stellte Lamborghini den Jarama 400GT vor. Die Zeiten, in denen der Gran Turismo zum Schnäppchenpreis erhältlich war, sind längst vorbei.

12/2020, Lamborghini Jarama Foto: Automobili Lamborghini S.p.A. 17 Bilder

Die historische Bedeutung eines Autos für dessen Hersteller liegt in manchen Fällen auf der Hand. Bei anderen Modellen muss man dagegen etwas detaillierter ins Thema einsteigen, um diese zu erfassen. Der Lamborghini Jarama 400GT gehört zur letzten Kategorie. Lange Jahre galt er als "vergessener Lamborghini"; ein Kampfstier, der wenig gesucht, dafür aber für relativ kleines Geld zu haben war. Dabei markiert er einen Wendepunkt für die ruhmreiche Marke: Der Jarama war das letzte Sportwagen-Modell mit V12-Frontmotor.

Premiere in Genf 1970

Auf dem Genfer Autosalon 1970 stellte Lamborghini den Jarama 400 GT als Nachfolger des Islero vor. Im Namen findet sich selbstverständlich der übliche Kampfstier-Bezug: Die nördlich von Madrid gelegene Region ist für die Züchtung der stolzen Tiere bekannt. Die Formensprache folgt dem Geschmack der Zeit, und das – auch das passt zur Marke – in sehr konsequenter Art und Weise: Marcello Gandini entwarf für die Carrozzeria Bertone eine Karosserie mit straffen, kantigen Linien. Aus heutiger Sicht scheinen ihm jedoch die Räder zu groß geraten zu sein: Die 15 Zoll großen, aus Magnesium gefertigten Campagnolo-Felgen tragen Reifen mit einem enormen Querschnitt.

12/2020, Lamborghini Jarama Foto: Automobili Lamborghini S.p.A.
Kantig und mit Klappscheinwerfern: Stilistisch ist der Lamborghini Jarama 400 GT klar als Kind seiner Zeit erkennbar.

Stilistisch führt der Jarama klar das Erbe des Islero weiter. Technisch diente jedoch ebenso der 400 GT als Pate; klar, beide Modelle stehen in der Ahnenreihe der 2+2-sitzigen Gran Turismo-Sportwagen aus dem Hause Lamborghini direkt vor dem Jarama. Allerdings zeigen sich dessen Spur deutlich verbreitert, das Fahrwerk rundum optimiert und die Bremsanlage (mit Scheiben rundum, von denen die vorderen belüftet waren) klar verbessert.

Erst 350 und später 365 PS

Aber Herz und Seele eines Lamborghini war stets der Motor, da macht der Jarama 400 GT keine Ausnahme. Die zwölf Brennräume vereinen vier Liter Hubraum, wobei jede Zylinderbank über doppelte obenliegende Nockwellen verfügt. Gleich sechs doppelflutige Weber 40 DCOE-Vergaser kümmern sich um die Gemischaufbereitung. Mit dem Ergebnis, dass der Lamborghini Jarama 350 PS leistete und eine Spitzengeschwindigkeit von 260 km/h erreichte.

12/2020, Lamborghini Jarama Foto: Automobili Lamborghini S.p.A.
Innen geht es mit Ledersitzen und Klimaanlage recht komfortabel zu.

Nach dem Genfer Autosalon 1972 wuchs die Leistung gar auf 365 PS. Der Jarama erhielt nun nicht nur den Beinamen "400 GTS", sondern auch einen quer verlaufenden Lufteinlass auf der Motorhaube und zwei Luftauslässe hinter den vorderen Radkästen. Bei den Rädern rüstete Lamborghini ab: Die zentrale Mutter entfiel. Auch den Innenraum gestalteten die Italiener um: Das Armaturenbrett erhielt – genau wie die Instrumente – ein neues Design. Die Sitze zeigten sich ebenfalls anders geformt, damit die Fondpassagiere mehr Beinfreiheit erhielten. Luxuriös und bequem ging es im mit Ledersitzen, Klimaanlage und geräumigem Kofferraum ausstaffierten Interieur jedoch immer zu.

Insgesamt nur 328 Exemplare

Als Erfolgsmodell ging der Jarama freilich nicht in die Lamborghini-Geschichte ein: Vom 400 GT entstanden zwischen 1970 und 1973 lediglich 176 Exemplare. Der 400 GTS fand von 1972 bis 1976 genau 152 Abnehmer. Und auch die Ehre, der allerletzte Lamborghini mit V12-Frontmotor zu sein, gebührt einem anderen Modell: dem Geländewagen-Monster LM002.