Amphicar 770 (1965) bei Car & Classic versteigert

Seltener Oldtimer für Straße und Wasser

Für dieses Auto sind zwei Führerscheine nötig – und 67.430 Euro: Für diesen Preis wurde im Oktober 2021 ein Amphicar Schwimmwagen Baujahr 1965 versteigert.

Amphicar 770 (1965) Foto: Car & Classics 15 Bilder

Was ist das? Sieht aus wie ein Wagen vom Autoscooter, kommt seltsam hochbeinig daher und hat zwei Propeller am Heck. Na klar, ein Amphicar. Der Deutsche Hanns Trippel hatte den Schwimmwagen entwickelt, gebaut wurde das Amphibienfahrzeug in Lübeck und Berlin. Die Kombination aus Boot und Cabrio ist selten und teuer. Ab und zu kommt einer der offenen Amphibien-Oldtimer zum Verkauf – so wie jetzt kürzlich auf der britischen Seite Car & Classic. Auf der Oldtimermesse Classic Expo in Salzburg standen sogar zwei Amphicars zum Verkauf.

Die Karosserie besteht aus einer Wanne mit 1,5 Millimeter dicken Blechen und musste noch im Werk eine Dichtigkeitsprüfung bestehen. Für die Fahrt ins Wasser werden die Türen mit einem Griff verriegelt, eine Lenzpumpe sorgt dafür, dass der Motorraum nicht vollläuft.

Auf der Straße 125 km/h, im Wasser 8 Knoten

Amphicar 770 Schwimmwagen (1963) Foto: Artcurial
Für Straße und Wasser: Das Amphicar fährt und schwimmt.

Im Heck steckt ein 1,15-Liter-Vierzylinder von Triumph, der über ein spezielles Getriebe die Hinterräder oder die Propeller antriebt. Der Motor leistet 38 PS. Auf der Straße fährt das Amphicar 125 km/h schnell, im Wasser erreicht es 8 Knoten, das sind 12,8 km/h.

Für die Fahrt in deutschen Gewässern muss der Inhaber eines Sportbootführerscheins an Bord sein. Auf der vorderen Haube befinden sich ein Positionslicht und ein Signalhorn, ein weißes Positionslicht und eine Flagge werden mit einem Mast auf der hinteren Haube gehisst. Der Schwimmwagen ist für Süßwasser gedacht, aber auch seetüchtig: 1962 sollen zwei Amphicar den Ärmelkanal durchschwommen haben. Die Fahrt dauerte – je nach Quelle – zwischen fünf und sieben Stunden. Nach dieser Zeit im Wasser müssen auf jeden Fall 13 Schmiernippel mit Fett versorgt werden. Zu beachten ist auch, dass Salzwasser die Karosserie angreift.

Rund 70.000 Euro kostet ein Amphicar

Für ein frisch restauriertes Amphicar von 1964 wollte der niederländische Händler Potomac Classics während der Classic Expo Salzburg 74.950 Euro. Das Auto stamme aus den USA und sei 2018/2019 restauriert worden, erklärte der Händler auf einem Verkaufsschild. Kein unrealistischer Preis, wenn man sich das Auktionsergebnis für ein anderes versteigertes Amphicar anschaut. Artcurial hat am 7. Februar 2020 während der Rétromobile in Paris (5.-9. Februar 2020) ein Amphicar aus monegassischem Vorbesitz versteigert. Der Verkäufer besaß das Auto seit etwa 20 Jahren und ließ es laut Auktionskatalog zwischen 2012 und 2014 restaurieren. Dabei wurden die Karosserie, die Hauben, die Elektrik und das Getriebe überarbeitet sowie die Sitze neu mit Skai bezogen. Das Auto fährt und schwimmt. Das Höchstgebot belief sich auf 60.000 Euro, macht inklusive des Aufschlags für das Auktionshaus einen Verkaufspreis von 69.600 Euro. Der Schätzpreis lag bei 55.000 bis 75.000 Euro.

Amphicar 770 (1965) Foto: Car & Classics
Bei Car & Classic wurde ein Amphicar online versteigert.

Bei Car & Classics endete am 14. Oktober die Online-Versteigerung eines Amphicar beim Höchstgebot von 57.000 britischen Pfund (67.440 Euro). Bemerkenswert an der Beschreibung des ebenfalls restaurierten Fahrzeugs ist, dass der Verkäufer die Wassertauglichkeit offenbar mit einer selbst gebauten Wanne demonstrieren wollte. Die Kollegen von Artcurial waren da mutiger und ließen das zum Verkauf stehende Amphicar in einem Hafen zu Wasser.