Artcurial Auktion sur les Champs 16.10.2022

60.000 Euro für einen alten Golf

60.000 Euro für einen Golf und fast 74.000 Euro für einen Clio: Artcurial hat in Paris das Heißeste aus den 80er- und 90er-Jahren versteigert. Manche Preise übertrafen die Erwartungen.

Renault Clio Williams (1995) Foto: Artcurial 37 Bilder

Artcurial-Auktionator Hervé Poulain hat am 16. Oktober um 16 Uhr in Paris während der Auktion "Automobiles sur les Champs" eine ganze Reihe schneller und rarer Youngtimer versteigert. Während der Herbstauktion kamen 99 Lots unter den Hammer. Nach Automobilia wie Modellautos und Rennanzügen folgte schnell das erste spektakuläre Ergebnis.

Renault Clio Williams: 73.904 Euro

Gleich nach einer Velosolex und dem Modell eines Renault-V10-Motors wurde mit Lot Nummer 19 ein Renault Clio Williams aufgerufen. Der blaue Kleinwagen mit goldfarbenen Felgen war ein erreichbares Traumauto der 90er-Jahre und ist seither nicht billiger geworden: 25.000 bis 45.000 Euro hatte Artcurial als Schätzwert aufgerufen. Das ist mehr, als der kleine und schnelle Franzose 1995 neu gekostet hat. Doch dabei blieb es nicht.

Der angebotene Williams aus der Renault-Werkssammlung hat mit 31.000 Kilometern die Laufleistung eines jungen Gebrauchten. Er ist damit eine Zeitkapsel mitten in die Neunziger, als ein Zweiliter-Saugmotor in einem Sondermodell zu Ehren eines Formel-1-Titels genügten, um die autobegeisterte Jugend wuschig zu machen. Das funktioniert offenbar auch heute noch: Inklusive Aufgeld für das Auktionshaus lag der Verkaufspreis am Ende bei 73.904 Euro.

VW Golf 16S Oettinger: 60.792 Euro

Für eine ebenfalls spektakuläre Summe von 60.792 Euro verkaufte Poulain einen schwarzen Golf I GTI von 1983, der auf den ersten Blick wie ein Tuningauto der 80er aussieht und auf den zweiten Blick genau das ist. Es handelt sich jedoch um einen ganz besonderen Tuning-Golf: VW hatte in Frankreich den GTI mit Vierventilkopf von Oettinger im Programm, um der heimischen Konkurrenz Paroli zu bieten.

In originalem und gutem Zustand sind solche Autos selten zu finden. Das Auktionsauto hat eine überschaubare, dokumentierte Vorgeschichte, wurde 1988 bei 95.000 Kilometern für etwa 60.000 französische Francs restauriert und hatte zum Zeitpunkt der Auktion 153.700 Kilometer auf dem Tacho. Das Armaturenbrett war nach einem Diebstahl komplett neu eingezogen. Entsprechend hoch lag der erwartete Hammerpreis: auf 45.000 bis 55.000 Euro hatte Artcurial den Golf geschätzt. Inklusive Aufgeld lag der Verkaufspreis am Ende bei 60.792 Euro. Für einen ganz besonderen alten Golf.

Mercedes 190E 2.5-16: 34.568 Euro

In den 80er-Jahren mischte Mercedes mit dem 190E 16V die DTM auf. Die Straßenversion, seit 1984 als 2.3-16 unterwegs, hatte 1988 mit 2,5 Litern 200 Kubik mehr Hubraum bekommen. Der Vierzylinder mit Cosworth-Vierventilkopf leistete nun 195 PS. Genau einen solchen 2.5-16 in 199 Blauschwarz-Metallic lieferte Mercedes-Benz im Januar 1989 ins französische Bayonne.

Der schlichte Viertürer mit Karo-Stoffpolstern und Getrag-275-Dogleg blieb bis 2020 in erster Hand. Bis heute sammelte er 98.539 Kilometer, die letzte Inspektion umfasste neben den üblichen Einstell- und Wartungsarbeiten auch frische Reifen, Filter und Flüssigkeiten. Die Rechnung über 5.000 Euro liegt vor. Angesichts von Historie und Laufleistung erschien der Schätzpreis von 28.000 bis 38.000 Euro weit gefasst, aber nicht zu hoch gegriffen. Das sah offenbar auch das Publikum so: Am Ende lag der Verkaufspreis mit 34.568 Euro mitten im Estimate.

BMW 325iX E30 Touring: 29.800 Euro

Gute BMW E30-Sechszylinder sind längst teuer geworden. Touring sind erst recht selten. Der erste BMW-Kombi ist ein reizvoller Klassiker mit Zusatznutzen. Den nun bei Artcurial versteigerten E30 lieferte 1991 die Emil Frey AG in Genf aus: 325iX Automatik in Lazurblau-Metallic mit grauer Lederausstattung – viel mehr ging damals nicht. Die seltene Allradversion ist an der breiteren Spur und den leicht ausgestellten Radläufen zu erkennen, die ein später montiertes M-Technik-2-Paket noch betont.

Die allermeisten seiner 126.600 Kilometer legte der blaue Touring in erster Hand zurück. Der Sohn des Erstbesitzers holte den Wagen wieder auf die Straße. Getriebe, Hinterachse und Stoßdämpfer wurden erst kürzlich im Rahmen eines umfangreichen Service, der 12.000 Schweizer Franken kostete, überholt. Auf die 15-Zoll-Kreuzspeichen-Aluräder sind frische Reifen aufgezogen. Dafür sind 29.800 Euro ein hoher, aber fairer Preis – finden Sie erst mal ein zweites Exemplar.

Peugeot 205 Griffe: 36.952 Euro

Sammler bezahlen auf Auktionen Rekordpreise für Peugeot 205 GTI. Der kleine, flotte Franzose gehört zu den Ikonen der Marke und wird in gutem Zustand hoch gehandelt. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Wert für den Hot Hatch verdreifacht.

Warum das so ist, darüber kann man trefflich spekulieren. Dass jener grüne 205 GTI, den Artcurial am 16. Oktober 2022 in Paris versteigert hat, teuer werden könnte, dafür sprachen die Laufleistung und der Status des Sondermodells. Der Griffe ist grün lackiert und hat ein schwarzes Lederinterieur. Seit 1990 hatte er drei Besitzer und 86.500 Kilometer zurückgelegt. Der Verkaufspreis von 36.952 Euro ist nicht niedrig, stellt aber auch keinen neuen Rekord für einen 205 GTI dar.