Audi Sport Quattro (1984) Auktion

Ein Kurzer für eine halbe Million

Zwischen 550.000 und 650.000 Euro sollte ein Audi Sport Quattro kosten, den RM Sotheby’s am 25. Januar 2024 in Scottsdale versteigert hat. Das Ergebnis liegt im erwarteten Bereich.

Audi Sport Quattro (1984) Foto: Kris Clewell/RM Sotheby's 32 Bilder

Als Audi in der Rallye-Weltmeisterschaft Konkurrenz von wendigen Mittelmotor-Autos wie dem Peugeot 205 T16 bekam, machte die Motorsport-Truppe kurzen Prozess: Der Radstand des etwas sperrigen Quattro wurde auf 2,20 Meter gekürzt. Dazu kam ein neuer Turbo-Fünfzylinder mit Vierventiltechnik. Die FIA verlangte für die Homologation 200 Serienautos, damit Audi mit dem Sport Quattro in der Gruppe B um die Rallye-Weltmeisterschaft fahren durfte.

Verkaufspreis: etwa 613.710 Euro

Tatsächlich baute Audi 214 Sport Quattro, wovon 164 verkauft worden sein sollen. Einer davon ging offenbar nach Japan. Dieses alpinweiße Exemplar versteigerte RM Sotheby's am 25. Januar während einer Auktion in Scottsdale, Arizona (USA). Das Auktionshaus hatte den Preis im Vorfeld auf umgerechnet 550.000 bis 650.000 Euro geschätzt. Der Verkaufspreis inklusive Aufgeld lag bei 665.000 US-Dollar, umgerechnet 613.710 Euro. Im Jahr 1984 hatte ein Sport Quattro rund 200.000 D-Mark gekostet. Er war damit der teuerste deutsche Neuwagen.

Zum Auto gehören laut Beschreibung Werkzeug, Betriebsanleitung, Importdokumente und Rechnungen. Der "Kurze" hat 8.806 Kilometer auf dem mechanischen Zählwerk im 300-km/h-Tacho und eine überschaubare Historie: Der aktuelle Besitzer, ein US-Rallyefahrer, habe das Auto vor über einem Jahrzehnt gekauft und seither eingelagert, gewartet und monatlich gestartet. In dieser Zeit kamen lediglich 600 Kilometer zusammen.

Audi Sport Quattro mit unter 3.000 km

12.05.2022 – Gerade einmal 2.785 Kilometer stehen auf dem mechanischen Zählwerk im Tacho eines roten Audi Sport Quattro, den RM Sotheby’s am 14. Mai 2022 in Monaco während einer Auktion angeboten hat. Keine 100 Kilometer pro Jahr wurde der "Kurze" seit 1984 gefahren. Das macht den einstmals teuersten deutschen Serienwagen zu einem besonders teuren Exemplar dieses Typs: Auf 750.000 bis eine Million Euro schätzten die Experten des Auktionshauses den Wert des Coupés. Verkauft wurde es nicht.

Von Ingolstadt nach Monaco

Audi Sport Quattro (1984) Foto: RM Sotheby's
Viel ist über die Geschichte dieses Low-miler-Quattro nicht bekannt.

Zur Geschichte dieses Low-Miler-Quattro sind nur zwei Eckdaten bekannt: Der Ingolstädter Audi-Händler Hans Kraft lieferte das Auto im Mai 1984 aus und heute ist es in Monaco registriert. Von Ingolstadt nach Monaco, das sind heute 862 Kilometer, wenn man die schnellste Route über die A96 und die A13 nimmt und 926 Kilometer für die schönere Route über Innsbruck und Bozen. Denkbar, dass er sie auf Achse zurückgelegt hat – das wäre dann schon ein Drittel der Gesamtfahrleistung.

Quattro 2020 für 500.000 Euro angeboten

07.05.2020 – Auf 550.000 bis 700.000 US-Dollar (505.000 bis 643.700 Euro) hatte Gooding & Company den Wert eines Audi Sport Quattro geschätzt, der am 5. März 2020 während der Auktion in Amelia Island versteigert wurde. Der "Kurze" war 1986 als Neuwagen in eine Sammlung gekommen. Seither hat der Quattro zwei Mal den Besitzer gewechselt und weniger 35.000 Meilen (56.000 Kilometer) zurückgelegt.

Dennoch wurde er in 13 Monaten auf Concours-Standard restauriert, erklärt das kalifornische Auktionshaus in der Beschreibung. Das Auto war 2012 bei einem Concours in Carmel-by-the-sea zu sehen. Der 1985 gebaute Quattro ist einer von zehn, die Porsche + Audi Nordamerika 1986 in die USA importiert haben, um die Teilnahme am Pikes Peak Bergrennen zu bewerben. Der aktuelle Besitzer hat in das Auto über 100.000 US-Dollar investiert und ist es bisher weniger als 1.000 Meilen gefahren. Das Höchstgebot lag bei knapp 400.000 Euro – zu wenig für einen Verkauf.

Technologieträger für 200.000 Mark

Mit einem Neupreis von 195.000 Mark – ab 1985 sogar 203.850 Mark – gehörte der kurze Quattro zu den teuersten Autos seiner Zeit. Für den Gegenwert eines Sport Quattro gab es zwei Porsche 911 Turbo.

Für das Geld bekam man mit dem Audi Sport Quattro allerdings viel Technik: Angetrieben wird der 4.164 mm kurze Quattro von einem 2,1-Liter-Reihenfünfzylinder, der dank Turboaufladung und 4-Ventiltechnik stramme 306 PS leistet. Ein KKK-K27-Lader setzt das Triebwerk mit bis zu 1,2 bar unter Druck, die serienmäßige Kraft von bis zu 350 Nm wird an alle vier Räder weitergeleitet. Der Quattro-Allradantrieb sorgt für genügend Traktion in jeder Lebenslage, die Vierkolben-Festsattel-Bremsanlage von AP Racing mit innenbelüfteten und geschlitzten Bremsscheiben für heftigste Ankerwürfe.

Von 0 auf 100 in weniger als 2,5 s

Im Renneinsatz konnte der Ladedruck auf bis zu 2,04 bar erhöht werden. Mit weiteren Maßnahmen zur Leistungssteigerung konnte der Fünfzylinder auf mehr als 500 PS gebracht werden. Im Audi Sport Quattro E2 leistet der Motor 530 PS und beschleunigt den Wagen in 2,6 s auf Tempo 100. Für den Pikes Peak-Wettbewerb wurden sogar 598 PS realisiert, den Sprint auf 100 soll der Extrem Sport Quattro in weniger als 2,5 s geschafft haben. Im Rallyecross sollen Audi Sport Quattro mit Leistungen von bis zu 700 PS eingesetzt worden sein.

Der angebotene Audi Sport Quattro befindet sich laut Auktionskatalog im Bestzustand, der originale Lack in Tornadorot zeigt keine Makel, die originalen 9-Zoll breiten Ronal-Leichtmetallfelgen wirken wie frisch aus dem Laden, ebenso eigentlich das ganze Auto. Innen überzeugt der Sport Quattro mit Recaro-Sitzen samt Alcantara-Sitzflächen und Lederwangen, dem originalen Kassetten-Radio und so gut wie keinen Gebrauchsspuren. Zusätzlich wurde ein Navigationsgerät installiert.

Der Audi Sport Quattro ist schon ab Werk reichhaltig ausgestattet: Serienmäßig hatte er unter anderem ABS, Servolenkung, elektrische Fensterheber, Sitzheizung, Edelstahl-Endrohr und eine Uhrensammlung mit Tacho, Drehzahlmesser, Voltmeter, Tankuhr, Ladedruckanzeige, Wasser- und Öltemperatur sowie Öldruck an Bord.

Hintergrund: Der Audi Sport Quattro

Von dem Sport Quattro baute Audi insgesamt 220 Komplettfahrzeuge, von denen rund 170 im freien Handel verkauft wurden. Für den Einsatz in der Gruppe B waren 200 Homologations-Exemplare von der FIA gefordert. Für einen Preis von 200.000 Mark konnten Kunden aus vier Farben wählen: 134 Exemplare wurden in Tornadorot verkauft, 48 in Alpinweiß, 21 in Kopenhagenblau und 15 in Malachitgrün. Die Farbwahl war an den vier Rennsportnationen Italien (Rot), England (Grün), Frankreich (Blau) und Deutschland (Weiß) orientiert. Für Ferdinand Piëch, den damaligen Audi-Vorstand, wurden zwei Audi Sport Quattro in Schwarz lackiert.