Audi Ur-Quattro vom Adidas-Chef verkauft

Oberer Schätzpreis deutlich verfehlt

Am 30. Juni 2023 kam ein alpinweißer Audi Quattro aus dem Vorbesitz von Ex-Adidas-Chef Horst Dassler unter den Hammer. Der Ur-Quattro ist nur 88.000 Kilometer gelaufen – den maximalen Schätzpreis hat das Auto trotzdem nicht erreicht.

Audi Quattro (1984) Ex Horst Dassler Alpinweiß Foto: Artcurial 36 Bilder

Artcurial hat am Freitag dem 30. Juni 2023 während des "Sale Le Mans Classic" einen Audi Quattro versteigert, der von 1984 bis 1987 Horst Dassler gehört hat. Horst Dassler, Sohn des Adidas-Gründers Adi Dassler, war von 1985 bis 1987 Chef des Sportartikelherstellers. Sein alpinweißer Quattro blieb bis 2021 im Besitz der Familie.

Ur-Quattro vom Adidas-Chef

Der 1980 während des Genfer Autosalons präsentierte Quattro prägte das Image von Audi. Er galt mit permanentem Allradantrieb und Fünfzylinder-Turbomotor als Technikpionier und mit 200 PS als ziemlich schnelles Auto. Erfolge in der Rallye-Weltmeisterschaft, die guten Fahrleistungen auf der Straße sowie vor allem bei schlechtem Wetter bot in dieser Kombination nur das kantige Coupé aus Ingolstadt. Dass zwischen 1980 und 1991 nur 11.452 Exemplare gebaut wurden, macht den Ur-Quattro heute zum Sammlerstück.

Horst Dassler galt in den 1980er-Jahren als einer der einflussreichsten Menschen im Sport. Er besaß einen alpinweißen Audi Quattro, der nach seinem Tod 1987 in der Familie blieb. Das Coupé ist gut ausgestattet: Ledersitze, Klimaanlage, Schiebedach. Als 1985er-Modelljahr hat er schon die dunkel eingefärbten Rückleuchten und die modifizierten Breitbandscheinwerfer, aber noch die grün leuchtenden LCD-Instrumente im Cockpit. Die Sperren werden pneumatisch über einen Drehschalter betätigt. Der 2,1-Liter-Turbomotor leistet 200 PS.

Schätzwert 60.000 bis 100.000 Euro

Nachdem das Auto vor seinem letzten Verkauf 2021 praktisch nicht gefahren wurde, bekam die Technik laut Auktionshaus eine Überholung im Wert von 12.000 Euro. Bei dieser Gelegenheit wurden Zahnriemen und Wasserpumpe erneuert, Bremsen und Kupplung überholt und das Kraftstoffsystem gereinigt. Im Handschuhfach befänden sich noch eine Porsche-Design-Sonnenbrille und Kassetten des Erstbesitzers. Der Kilometerstand ist mit 88.000 angegeben. Der Schätzwert betrug 60.000 bis 100.000 Euro.

Einer der letzten Ur-Quattro

Silverstone Auctions hat im Sommer 2021 einen Audi Quattro aus dem letzten Produktionsjahr versteigert. Das Allradcoupé wies eine sehr geringe Laufleistung auf und erzielte einen entsprechend hohen Verkaufspreis. Vom Verkäufer garantierte 9.654 Meilen – 15.537 Kilometer – ist der Ur-Quattro laut seines Tachos nur gefahren. Am 31. Juli 2021 wechselte die Legende aus dem bayerischen Ingolstadt für 163.125 Britische Pfund Sterling – umgerechnet 191.052 Euro – den Besitzer.

Silverstone Auctions vermutet, dass der versteigerte Audi das letzte Serienauto war, das vom Band lief. Dann wäre der Ur-Quattro der Letzte seiner Art. Das Baujahr des Fahrzeugs ist zumindest laut Papieren 1991, tatsächlich das letzte Jahr, in dem Audi den Ur-Quattro produziert hat. In Deutschland ist ein gut erhaltenes Exemplar dieses Modells mit demselben Baujahr laut Classic Analytics zwischen 72.300 und 97.700 Euro wert. Und in diese Spanne passt der jetzt erzielte Auktionserlös: 75.260 Euro brachte das Auto ein. Die obere Grenze der Schätzung in Höhe von 100.000 Euro hat die Auktion damit deutlich verfehlt.

Der Audi Quattro ist bis heute ein Hingucker und weckt nicht nur bei Fans der Marke mit den vier Ringen Emotionen. Der Wagen besticht durch Ecken und Kanten sowie seine sportliche DNA und sein Interieur, das schon damals mit digitalem Tacho überraschte. Der Reihen-5-Zylinder mit seinen 20 Ventilen und dem Abgasturbolader verspricht 220 PS und ist bekannt für seinen charakteristischen Sound. Das Auktionshaus gibt an, dass der Quattro sich in einem komplett serienmäßigen Zustand befindet. Er steht sogar auf den originalen Pirelli P700-Z. Nicht mal eine Alarmanlage oder eine Wegfahrsperre ist nachgerüstet.

Rallye-Legende

Die Geschichte des Audi Quattro ist legendär: Als erste Versuche von Audi-Prototypen mit Vierradantrieb Ende der 1970er-Jahre auf Schnee vielversprechend abliefen, begann die Erfolgsgeschichte des Allrad-Coupés. Unvergessen sind die Auftritte des kürzeren Audi Quattro S1 Mitte der 1980er im Rallye-Sport, als der Quattro-Antrieb unter anderem mit Legende Walter Röhrl am Steuer selbst zur Legende wurde.

Laut Werksangaben sprintete ein Serien-Coupé, wie es Silverstone Auctions ersteigert hatte, damals von 0 auf 100 in 6,5 Sekunden – angesichts der überschaubaren Leistung sicher auch ein Verdienst der guten Traktion. Bei einem so geringen km-Stand und der Pflege des Wagens könnte er diesen Wert auch 30 Jahre später noch erreichen. Die Höchstgeschwindigkeit war laut Audi übrigens bei 233 km/h erreicht.