Betrug beim Oldtimerhandel

So erkennen Sie die Maschen

Betrug mit Oldtimern ist keine Seltenheit mehr. Käufer sollten typische Maschen kennen und gezielt gegensteuern.

Mercedes-Benz 300 SL Roadster (W 198 II) Foto: Hardy Mutschler

Der Markt für historische Fahrzeuge zählt zu den lukrativsten Segmenten im Automobilhandel – jährlich fließen allein in Europa mehrere Milliarden Euro in klassische Fahrzeuge. Diese enorme Wertigkeit, kombiniert mit emotional aufgeladenen Kaufentscheidungen und fehlenden standardisierten Prüfverfahren, macht den Klassikerhandel besonders attraktiv für Betrug. Trotz technischer Fortschritte existieren in vielen Fällen keine digitalen Nachweise zur Historie oder Eigentümerschaft, was das Feld potenzieller Schwachstellen vergrößert. Ein aktuelles Beispiel, das durch die Medien ging, ist der Fall Kienle.

Laut Umfragen von Classic-Trader berichten rund 35 Prozent der Oldtimer-Käufer von zumindest einem Vorfall, bei dem sie übervorteilt worden seien. Das zeigt, wie verbreitet und systemisch das Problem inzwischen ist.

So arbeiten Betrüger

Erfahrungen aus Polizei, Anwaltskanzleien und Fachportalen zeigen: Im Oldtimerhandel greifen Betrüger häufig auf ähnliche Methoden zurück. Drei Maschen treten besonders oft auf:

  1. Vorauszahlung für Fahrzeuge, die es nicht gibt Online werden besonders seltene oder gefragte Klassiker angeboten, oft zu auffallend günstigen Preisen. Interessenten sollen per Vorkasse zahlen, angeblich für Transport oder Reservierung. Die Übergabe erfolgt nie, der Verkäufer ist plötzlich nicht mehr erreichbar.
  2. Gefälschte Dokumente und manipulierte Fahrzeugdaten Betrüger legen gefälschte Fahrzeugbriefe, gefälschte Servicehefte oder manipulierte Fahrgestellnummern vor, um Originalität und einen höheren Fahrzeugwert vorzutäuschen. Auch sogenannte Matching Numbers – also zusammengehörende Motor- und Karosserienummern – werden oft nachträglich angepasst.
  3. Scheininserate und Fake-Händlerseiten Manche Täter bauen täuschend echt wirkende Händler-Webseiten oder Verkaufsanzeigen auf. Diese enthalten echte Bilder, aber falsche Kontaktdaten. Der vermeintliche Standort liegt oft im Ausland, etwa in Großbritannien oder Südeuropa. Der Kontakt läuft ausschließlich per E-Mail und endet, sobald Geld geflossen ist.

Schutzmaßnahmen für Kaufinteressierte

Wer einen Oldtimer kaufen möchte, sollte sich nicht nur auf schöne Fotos und Verkäuferangaben verlassen. Experten aus Verbraucherschutz und Recht raten zu folgenden Maßnahmen:

Fahrzeug vor Ort mit Gutachter prüfen Ein persönlicher Besichtigungstermin ist unverzichtbar, am besten gemeinsam mit einem spezialisierten Gutachter. Mithilfe moderner Methoden wie Spektralanalyse, Ultraschall oder sogar Röntgentechnik lassen sich Fälschungen an Karosserie, Teilen oder Fahrgestell aufdecken. So kann zuverlässig geprüft werden, ob es sich wirklich um ein originales und korrekt restauriertes Fahrzeug handelt.

Historie und technische Übereinstimmung kontrollieren Ein Abgleich von Fahrgestellnummer, Motornummer und anderen Bauteilen mit den Angaben des Herstellers ist essenziell. Stimmen diese Matching Numbers nicht überein, sollte man vom Kauf Abstand nehmen. Auch die Dokumentation – also frühere Besitzer, Reparatur- oder Wartungsnachweise – sollte vollständig und nachvollziehbar sein.

Keine Zahlungen ohne Absicherung Eine Anzahlung ohne persönliche Übergabe oder rechtlich abgesichertes Verfahren birgt ein hohes Risiko. Zahlungen sollten nur bei tatsächlicher Fahrzeugübergabe oder über verifizierte Treuhandkonten erfolgen. Angebote mit angeblich unabhängigen Speditionen oder ausländischen Zahlungswegen sind ein häufiges Warnsignal.

Verkäufer genau prüfen Vertrauen ist gut, Recherche ist besser. Prüfen Sie, ob es den Anbieter wirklich gibt: Handelsregisterauszug, Impressum, Telefonnummer, Kundenbewertungen und persönliche Ansprechpartner sind wichtige Hinweise auf Seriosität. Gibt es Unklarheiten, empfiehlt sich eine unabhängige rechtliche Beratung schon vor Vertragsabschluss.