BMW 3er-Generationen vom E21 bis zum G20

Was ist das Besondere am BMW 3er?

Typisch BMW: Der 3er steht für die Marke wie kaum ein anderes Auto. Auf der IAA 1975 hatte die Mittelklasse-Baureihe Premiere. Seither hat BMW 20 Millionen Exemplare verkauft. Was macht den Erfolg aus? Welche Innovationen gab es? Wie hat sich das Modell entwickelt?

50 Jahre BMW 3er (1975 bis 2025) Foto: Hersteller 14 Bilder

"In der 3er Reihe ist das Wesen von BMW konzentriert", schrieb die Autorevue nach der ersten Begegnung mit dem E46. Die vierte Generation des Mittelklasse-Modells von BMW gilt bei manchen Fans nicht zu Unrecht als harmonischster 3er, seine Reihensechser-Saugmotoren sind vielleicht die besten, die BMW je gebaut hat.

Doch die Konzentration auf die Sechszylinder-Motoren wäre unfair. Denn zum einen verließen die meisten 3er mit Vierzylinder die Werkshallen und zum anderen hat der Konzernsitz in München nicht umsonst den Spitznamen Vierzylinder. Doch der Reihensechser zieht sich wie ein roter Faden durch die Erfolgsgeschichte der Mittelklasse-Baureihe der Marke mit dem weiß-blauen Propeller.

BMW 3er E21 (1975 bis 1983)

Mit der Premiere auf der IAA im Herbst 1975 beginnt eine Erfolgsgeschichte: Der erste BMW 3er, intern E21, tritt das Erbe der 02er-Reihe an. Gezeichnet von Paul Bracq, kommt er nur als Zweitürer – später ergänzt durch das seltene Baur-Topcabriolet, von dem nur 4.595 Exemplare gebaut wurden. Insgesamt baut BMW 1,364 Millionen 3er der Baureihe E21.

Typische BMW-Merkmale sind schon da: die Doppelniere, der Hofmeisterknick, kurze Überhänge und ab 1977 auch die Doppelscheinwerfer. Für Diskussionen sorgt anfangs das Heck, das BMW bald mit einer schwarzen Kunststoffblende entschärft.

BMW baut in den E21 Reihensechszylinder ein: 320 und 323i machen den 3er zur sportlichen Mittelklasse-Ikone – letzterer mit 143 PS und 190 km/h Spitze. Das Fahrwerk mit Federbeinen und Querlenkern vorn sowie der Schräglenker-Hinterachse sorgt für eine hohe Fahrdynamik, die Zahnstangenlenkung für Präzision.

Und innen? Eine Innovation, die BMW bis heute prägt: das zum Fahrer geneigte Cockpit. Der E21 legt damit das Fundament für eine Reihe, die Dynamik zum Markenzeichen macht.

BMW 3er E30 (1982 bis 1994)

1982 rollt die zweite Generation des 3er an den Start: der E30. Zum ersten Mal gibt es nicht nur Zweitürer, sondern ab 1983 auch eine viertürige Limousine. Die Optik ist gestrafft, der Luftwiderstandsbeiwert um 15 Prozent gesenkt. Doppelscheinwerfer sind jetzt serienmäßig. Die Karosserie ist drei Zentimeter kürzer und bietet innen trotzdem mehr Platz. Die Spur ist 35 Millimeter breiter, das Gewicht 30 Kilogramm niedriger – beides hilft der Fahrdynamik.

Die Motoren leisten zwischen 90 und 171 PS. Im Basismodell 316 arbeitet ein Vierzylinder-Vergasermotor und im 325i ein Sechszylinder-Einspritzer. Den E30 gibt es als ersten BMW auch mit Allradantrieb: Der 325ix treibt über ein Verteilergetriebe und Visco-Sperren alle vier Räder an.

Der erste 3er mit Dieselmotor ist der 324d mit 86 PS aus einem Reihensechszylinder-Saugmotor. Der Turbodiesel im 324td erscheint 1987 und leistet 115 PS. Mit dem 325eta führt BMW 1984 einen Reihensechszylinder-Benziner mit höherem Drehmoment und niedrigeren Drehzahlniveau ein. Der verbrauchsoptimierte Motor leistet 122 PS und hat als erster 3er serienmäßig einen Katalysator.

Doch das echte Highlight ist die parallel vorgestellte Sportversion: der erste M3. Homologationsmodell für die DTM, breitere Kotflügel, Hochdrehzahl-Vierzylinder und später bis zu 238 PS stark. Damit wird der 3er endgültig zur Motorsport-Ikone.

Das Baur Topcabriolet bekommt 1985 echte Konkurrenz vom Werk: Das Cabrio betört mit eleganter Linie und einfach bedienbarem Verdeck. 1987 erweitert der Touring das 3er-Programm um eine praktische Version. Ursprünglich als ein Bastelprojekt von einem BMW-Mitarbeiter gestartet, übernimmt BMW den Entwurf.

Der E30 ist damit die 3er-Generation, bei der BMW die Vielfalt der Varianten entdeckt – vom Familienkombi bis zum Rennstrecken-Star. Die zweite Generation übertrifft den Vorgänger mit 2,339 Millionen verkauften Einheiten um fast eine Million Fahrzeuge.

BMW 3er E36 (1990 bis 2000)

1990 startet die dritte Generation des BMW 3er: der E36. Optisch ein großer Schritt – flacher, breiter, dynamischer. Die Doppelscheinwerfer stecken jetzt hinter einer Glasabdeckung, die Dachlinie dynamisch, das Heck endet mit einer Abrisskante. Das Coupé ist kein schlichter Zweitürer mehr, sondern eine eigenständige Karosserievariante mit wenigen Gleichteilen zur Limousine. Von 1993 bis 1995 präsentiert BMW jährlich neue Karosserievarianten: Das Cabrio, den 4,21 Meter kurzen Compact mit Stummelheck und den Touring genannten Kombi.

Der E36 ist die vielseitigste 3er-Generation überhaupt: Limousine, Coupé, Cabrio, Touring, Baur-Topcabrio – und der neue Compact als verkürzte Schrägheck-Variante für die 90er-Jahre. Technisch gibt’s eine neue Hinterachse aus dem BMW Z1 für mehr Fahrdynamik. Ab 1992 haben alle 3er ABS serienmäßig. Gegen Aufpreis gibt es die Traktionskontrolle ASC, ab 1997 als ASC-T mit stabilisierendem Bremseingriff.

Motorenseitig reicht die Palette vom vierzylindrigen 316i bis zum 328i mit kräftigem Reihensechszylinder. Und natürlich: der M3. Erst als Coupé, später auch als Limousine und Cabrio. Die Optik ist deutlich schlichter und nah an seinen zivilen Brüdern. Zu Beginn als 3-Liter mit 286 PS – ab Oktober 1995 mit 3,2 Liter, 321 PS und erstmals 6-Gang-Getriebe und Doppel-Vanos. Ab 1996 gibt es für den M3 erstmals die Option für das – in der ersten Version leider sehr fragile – sequenzielle manuelle Getriebe – kurz SMG.

Mit über 2,7 Millionen gebauten Exemplaren macht der E36 den 3er aerodynamischer, sportlicher und vielseitiger – und prägt die Neunziger wie Baggy Pants und Modems. Von der dritten 3er-Generation verkauft BMW 2,745 Millionen Exemplare.

BMW 3er E46 (1998 bis 2007)

Im Jahr 1998 zeigt BMW mit dem E46 die vierte Generation des BMW 3er. Limousine, Coupé, Cabrio, Touring, Compact und M3 – erstmals zeigen die Baureihen klare Designunterschiede. Die BMW-typische Niere ist in die Motorhaube integriert. Länge und Breite legen jeweils um vier Zentimeter zu, das lässt die Limousine stämmiger auf der Straße stehen und bringt den Passagieren etwas mehr Platz. Doch ein 3er sitzt immer noch wie ein Slim-Fit-Anzug.

Wie schon beim Vorgänger gibt es einen Compact, ein Coupé, ein Touring und ein Cabrio. Die offene Version hat eine heizbare Glasheckscheibe, in die Vordersitze integrierte Gurte und zwei Überrollbügel, die bei Gefahr hinter den Fondskopfstützen hochschnellen. Praktisches Detail: Der Touring bekommt eine separat aufklappbare Heckscheibe.

Technisch punktet der E46 mit bewährten Vier- und Reihensechszylindern und Neuheiten wie Direkteinspritzer-Diesel, Aluminium im Fahrwerk und SMG für die beiden Sechszylinder 325i sowie 330i. Der neue Reihensechszylinder-Diesel im 330d hat eine Common-Rail-Einspritzung und leistet 184 PS aus drei Liter Hubraum. Der 320d mit 136 PS starkem Vierzylinder-Turbodiesel wird einer der Bestseller im Motorenprogramm –erstmals gibt es Coupé sowie Cabrio mit Dieselmotor.

Der M3 überzeugt als Coupé und Cabrio mit 343 PS, breiteren Radkästen, Powerdome auf der Motorhaube und variabler M-Differentialsperre. Vom M3 CSL gibt es ein leichtes Sondermodell mit 360 PS, Carbondach und optimiertem Fahrwerk.

Mit 3,267 Millionen Einheiten ist der E46 die meistverkaufte 3er-Generation – ein Klassiker, den manche als harmonischsten 3er ansehen.

BMW 3er E90 (2005 bis 2013)

Mit der 2005 vorgestellten fünften Generation macht mit E90 nicht nur die Baureihenbezeichnung einen großen Sprung. Das Team um Chefdesigner Chris Bangle gab auch dem 3er klar neue Züge: Er wird moderner und bekommt eigenständige Linien für Limousine, Coupé, Cabrio und Touring. Zum ersten Mal ohne fahrerorientiertes Cockpit, dafür mit iDrive-Bedienung – ein Novum in der Mittelklasse. Das Cabrio bekommt ein Stahl-Klappdach und das Coupé eine komplett eigenständige Karosserie.

Neues auch unter der Haube: Der 320i ist fortan ein Vierzylinder und mit dem 335i kommt erstmals ein aufgeladener Benziner in den 3er. Der Twinturbo-Reihensechser leistet 306 PS. Der Dreiliter-Dieselmotor im 335d leistet mit zwei Turboladern 286 PS. Die Reihensechszylinder-Benzinmotoren im 325i und 330i haben besonders leichte Magnesium-Aluminium-Kurbelgehäuse. Zudem feiert das Doppelkupplungsgetriebe Premiere für blitzschnelle Schaltvorgänge.

Und natürlich: der M3. Jetzt mit 4,0 Liter großem V8, 420 PS, Hochdrehzahlkonzept und bis zu 280 km/h schnell – ein echtes Technik-Statement, das nur noch von den streng limitierten Extrem-Versionen M3 GTS & CRT übertroffen wurde.

Mit seiner Mischung aus Hightech, neuen Bedienkonzepten und Fahrspaß prägt der E90 die Nullerjahre – so wie YouTube, Smartphones und Harry Potter. BMW verkauft 3,102 Millionen Exemplare der fünften Generation.

BMW 3er F30 (2011 bis 2019)

2011 startet die sechste Generation des BMW 3er: der F30. Optisch dynamischer, mit schmaleren Scheinwerfern, die erstmals direkt an die Niere anschließen. Das Design orientiert sich am 5er, wirkt aber eigenständig und sportlich.

Die Limousine ist 9 Zentimeter länger als das Vorgängermodell. Der Radstand wächst um 5 Zentimeter, die Spurweite vorn um 3,7 und hinten um 4,7 Zentimeter.

Die Baureihe wird vielseitiger: Limousine, Touring und – neu – der Gran Turismo, der mit Coupé-Dachlinie und langem Radstand mehr Raum bietet. Coupé und Cabrio hingegen wandern in eine eigene Familie: den BMW 4er.

Motorenseitig fällt eine Ära: Sauger sind Geschichte, alle Triebwerke setzen nun auf Turboaufladung. Erstmals gibt ab 2012 mit dem ActiveHybrid 3 auch ein Modell mit Elektrounterstützung. Einmalig: Ab 2015 werkelt im 318i ein Dreizylinder.

Ganz anders: der M3. Jetzt nur noch als Limousine, mit 3,0-Liter-Biturbo-Reihensechser, mit mindestens 431 PS und deutlich weniger Gewicht als der Vorgänger.

Der F30 hebt den 3er in die Moderne. Und optisch gilt er für manche schon als Klassiker der Zukunft.

BMW 3er G20 (seit 2019)

Die aktuelle Generation G20 präsentiert BMW 2018. Optisch moderner, mit schlanken Leuchten, markanter Niere und einem klaren Fokus auf Digitalisierung. Länge, Breite und Radstand wachsen um 7,6, 1,6 und 4,1 Zentimeter.

Den 3er gibt es wie gehabt als Limousine und Touring. Coupé und Cabrio heißen weiterhin 4er. Neu hingegen: Mehr Assistenzsysteme und noch stärkere Vernetzung. Das Cockpit besteht aus einem 12,3-Zoll-Bildschirm für die Instrumente und einem Control Display. Der Nutzer bedient den 3er mit Touch-Funktionen, iDrive-Controller, Lenkradtasten und Gesten- oder Sprachsteuerung.

Bei den Motoren dominieren Vierzylinder, nur die Topmodelle kommen noch mit Reihensechszylinder. Und: Das manuelle Schaltgetriebe verschwindet fast komplett – nur der Basis-M3 hat noch drei Pedale. Plug-in-Hybride erweitern das Angebot, außerdem gibt’s in China den Elektro-3er i3.

Und der M3? Zum ersten Mal auch als Touring, mit bis zu 550 PS im M3 CS. Weiterhin mit Bi-Turbo-Reihensechser, optional Allrad und reichlich Motorsport-Feeling – selbst für den Familienalltag. Der G20 bringt den 3er ins digitale Zeitalter – mit mehr Technik, mehr Vielfalt und einer M3-Version, die kompromisslos alles bietet.