BMW 3er E30 Cabrio (1986 bis 1993)

Darauf sollten Sie beim Kauf eines offenen 3er achten

Längst kein Gehimtipp mehr: Das BMW E30 Cabriolet, hat Platz für Vier, fährt sportlich und zuverlässig. Mit seinem coolen 80er-Jahre-Stil gewinnt das 3er Cabrio zudem zunehmend an nostalgischem Reiz. Worauf muss man beim Kauf achten?

BMW Dreier E30 Cabrio, Frontansicht Foto: Arturo Rivas 12 Bilder

Mit dem offenen 3er ist BMW ein großer Wurf gelungen. Zwar verfügten die Münchner ab 1978 mit dem Baur Top Cabriolet TC1 (E21) und TC2 (E30) über einen zumindest ansatzweise offenen 3er-BMW, doch erst mit dem neuen Vollcabriolet der E30-Baureihe ist das Frischlufterlebnis perfekt. Das Beste: In Sachen Fahrspaß ist es streng genommen egal, ob man sich beim Kauf für den 1,8-Liter-Vierzylinder im 318i oder für den Sechszylinder im 320i und im 325i entscheidet – der erste wirklich offene 3er wird mit jeder Motorisierung dem traditionellen BMW-Slogan "Freude am Fahren" überaus gerecht. Selbstverständlich sei an dieser Stelle auch das potente M3 Cabriolet erwähnt, aber das spielt eine Sonderrolle, erst recht beim Preis.

Erstes 3er Cabriolet: Premiere auf der IAA 1985

BMW M3 Cabrio, E30 Foto: BMW
Von 1988 bis 1991 baut BMW 800 M3 E30 Cabrios.

Das erste moderne BMW-Vollcabriolet auf Basis der erfolgreichen E30-Baureihe feierte im September 1985 auf der IAA seine Premiere. Die Auslieferung begann im Mai 1986, anfangs ausschließlich als 325i. Bereits 1987 wurde die Modellpalette mit dem 320i nach unten erweitert, 1990 folgte mit dem 318i die günstigste Version, einen offenen 3er-BMW zu fahren. Eine besondere Bedeutung fiel dem 1988 präsentierten 90.000 Mark teuren M3 Cabriolet zu. Von dem optisch durch seine Spoiler und Kotflügelverbreiterungen sehr auffällig gestalteten Sportwagen wurden bis 1991 allerdings nur 800 Exemplare produziert, was dieses Modell heute zu einem raren und gleichermaßen sehr teuren BMW-Klassiker macht. 1993 wurde die Produktion des E30 Cabriolets eingestellt.

Viersitzer-Cabrio mit 312 Liter Kofferraum

BMW Dreier E30 Cabrio, Heckansicht Foto: Arturo Rivas
Die Linie des Viersitzer-Cabrios ist zeitlos schlicht und klar.

Die Form des E30 Cabriolets blieb im Wesentlichen über dessen gesamte Bauzeit von 1986 bis 1993 unverändert. Der offene 3er-BMW besticht durch eine klare Linienführung sowie durch den Verzicht auf einen Überrollbügel, das dreilagige Verdeck des viersitzigen Cabriolets verschwindet zudem komplett unter einer Klappe zwischen der Rücksitzbank und dem Kofferraum. Dessen Volumen reduziert sich dadurch im Vergleich zur Limousine allerdings von 505 auf 312 Liter, obendrein ist das Cabriolet aufgrund notwendiger Versteifungsmaßnahmen besonders im Bereich der Schweller (um 60 Millimeter höhere Längsträger) und der Stirnwand etwa 110 Kilo schwerer.

Das erste BMW-Werkscabriolet der Neuzeit genießt sämtliche Vorzüge jahrelang erprobter Großserientechnik aus dem bereits 1982 eingeführten E30-Baukasten. Bei entsprechender Pflege gibt sich der offene 3er – egal mit welcher Motorvariante – nahezu vollkommen unproblematisch und nach wie vor überaus alltagstauglich. Sein Fahrwerk (vorn MacPherson-Federbeine, hinten Schräglenker) schreckt selbst vor sportlicher Fahrweise nicht zurück. ABS war ab Einführung des 325i bei allen Modellen auf Wunsch lieferbar.

Modellpflege 1990

Eine im September 1987 durchgeführte Modellpflege der E30-Baureihe wurde bei der Cabrio-Version erst 1990 angewandt. Zu den auffälligsten Änderungen zählten eine neue Front- und Heckschürze, Kunststoffstoßfänger anstelle der Chromstoßstangen, vergrößerte Heckleuchten und Entfall des Chromzierrats an den Scheibenrahmen. Das seltene M3 Cabriolet spielt eine Sonderrolle, es erhielt einen größeren Frontspoiler, verbreiterte Schweller und Radhäuser sowie eine modifizierte Heckschürze.

Motoren von 113 bis 215 PS

Alpina B6 3.5 E30 8/1986 - 7/1987 Foto: ALPINA Burkard Bovensiepen GmbH + Co. KG
Auch Alpina bietet eine Variante des E30 Cabrios an: Im B6 3.5 steckt ein 3.430 Kubikzentimeter großer Reihensechszylinder mit 254 PS.

Die Motorenpalette des 3er Cabriolets beginnt mit dem 113 PS starken 1,8-Liter-Vierzylinder (Typ M40) im 318i, der ab 1990 in diesem Modell angeboten wurde. Tatsächlich harmoniert dieser Motor bereits sehr gut mit dem offenen BMW, überbietet im Durchzug sogar den größeren 320i (Typ M20). Der steht für die am meisten verkaufte Motorversion des Dreier Cabrios, der Zweiliter-Reihensechszylinder leistet 129 PS. Der 325i (Typ M20) dürfte heute bei der Suche hingegen die Wunschliste anführen, die Leistung des 2,5-Liter-Reihensechsers beträgt 170 PS.

Bei allen Motoren handelt es sich um Zweiventiler mit einer zahnriemengetriebenen obenliegenden Nockenwelle. Einzig der 1988 präsentierte 2,3-Liter-Vierzylinder des M3 verfügt über vier Ventile pro Brennraum sowie über zwei obenliegende Nockenwellen, die über eine Duplex-Steuerkette angetrieben werden. Anfangs 195 PS stark, legt der M3-Motor aus der BMW Motorsport GmbH 1989 auf 215 PS Leistung zu.

Alltag? Kein Problem

BMW E30, Seitenansicht Foto: Archiv
Auch für den Alltag taugt das E30 Cabrio.

Frontmotor, Heckantrieb und eine für damalige Verhältnisse aufwendige Fahrwerkskonzeption machen den offenen Dreier gerade auf kurvigen Landstraßen zu einem begehrenswerten Spaßmobil. Die fahrerische Leichtigkeit eines E30 Cabriolets mit seinem vergleichsweise puristischen 80er-Jahre-Wesen begeistert heute noch – nein, falsch, sie begeistert heute erst recht. Alltag, Spritztour oder Urlaub? Alles kein Problem für dieses Cabrio, egal ob als Vier- oder Sechszylinder.

Die Cabrios der E30-Baureihe haben sich mit ihrem zeitlosen Design langsam, aber sicher zu gesuchten Klassikern entwickelt. Modelle im Originalzustand verbuchen derzeit obendrein eine deutliche Wertsteigerung, vor allem als 325i. Die bärenstarken M3 Cabrios dürften sich in den meisten Fällen schon längst in festen Sammlerhänden befinden

Karosserie-Check

Die E30-Baureihe verfügt über eine gute Blechqualität und bereits ab Werk über einen umfangreichen Rostschutz. Doch nach 25 oder 30 Jahren kommt die eine oder andere Schwachstelle zum Vorschein. Obwohl das 3er Cabriolet zwecks Steifigkeit über einen stärker dimensionierten Schweller verfügt, neigen die Blechverstärkungen der Wagenheberaufnahmen zu Durchrostung. Die Federbeindome der Vorderachse zählen zu den weiteren gefährdeten Zonen, ebenso die hinteren Radläufe und das Heckblech unter der Stoßstange. Unbedingt einen Blick in die Reserveradwanne werfen, diese gleicht bisweilen einem Feuchtbiotop, weil die Dichtung des Kofferraumdeckels geschrumpft oder defekt ist. Wegen der höheren Sonneneinstrahlung altert das Interieur bei Cabrios schneller als bei den Limousinen, das Leder wird rissig, und oft sind die Wangen der Sitze aufgescheuert. Finger weg von verbastelten Modellen im Tiefer-breiter-Look, viele Veränderungen lassen sich nur sehr schwer wieder rückgängig machen. Zudem leidet die Karosserie unter allzu straffen Sportfahrwerken.

Technik-Check

Die Vierzylindermotoren vom Typ M40 gelten als ebenso haltbar und robust wie die Sechszylinder M20. Allerdings sollten bei beiden die Intervalle für den Zahnriemenwechsel (90.000 Kilometer oder alle acht Jahre) unbedingt eingehalten werden. Klappergeräusche während der Warmlaufphase deuten beim M40 auf eingelaufene Nockenwellen hin – was in der Regel an mangelnder Wartung liegt. Leistungsmangel beim Sechszylinder könnte ein Hinweis auf Risse im Bereich der Zündkerzen sein (meist im Bereich zwischen Zylinder 5 und 6), dabei kann manchmal auch Kühlwasser in den Ölkreislauf oder Öl ins Kühlwasser gelangen. Das Getriebe hält in der Regel länger als die Motoren, bisweilen leidet es an Undichtigkeiten am Simmerring des Getriebeausgangs. Vorsicht bei leistungsgesteigerten Modellen, da die Qualität der Arbeit kaum überprüft werden kann. Fahrwerksseitig leiden natürlich auch die E30 Cabriolets unter den typischen BMW-Mängeln, wie ausgeschlagenen Querlenkerlagern oder Schräglenkerbuchsen. Größere Fahrwerksmodifikationen bitte ähnlich kritisch betrachten wie heftiges Motortuning.

Preise

Zwischen 4.000 und 5.000 Euro finden sich bereits pflegebedürftige Exemplare, ab etwa 7.500 Euro wird die Sache zumindest bei den Vierzylindern dann allmählich interessanter. Gute Sechszylinder starten bei rund 10.000 Euro mit Luft nach oben. Und gute M3 Cabrios? Unter 70.000 geht sicherlich nichts.

Bei Einführung 1986 (325i Cabrio) :
43.100
Bei Produktionsende 1993 (318i Cabrio) :
43.400

Ersatzteile

Die Versorgung mit Ersatzteilen durch die BMW Group Classic gilt als nahezu vorbildlich, lokale Händler können fast alles rasch und preiswert liefern. Probleme bereiten einzig bestimmte Ausstattungs- und Zierteile aus selten georderten Kombinationen.

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Natürlich dürften die meisten E30-Cabrio-Fans auf der Suche nach einem BMW 325i sein. Und zugegeben, der 2,5-Liter-Reihensechser ist eine Klasse für sich – allerdings auch preislich, wenn wir das sündhaft teure und zudem kaum verfügbare M3 Cabriolet an dieser Stelle kurz ausblenden. Der 318i bereitet jedoch kaum weniger Spaß, im Gegenteil, denn der 113 PS starke 1,8-Liter-Vierzylinder präsentiert sich ungemein kultiviert und harmonisch. Was man nicht oft genug sagen kann: Finger weg von verbastelten und/oder getunten Autos.