Warum der BMW 507 teurer ist als ein 300 SL

Traumauto zum Preis einer Villa

Sammler bezahlen auf Auktionen Millionen für einen BMW 507. Der Roadster, den einst auch Elvis fuhr, ist der teuerste BMW; sein Wert entspricht zwei Mercedes 300 SL Roadster. Warum das Modell so hohe Preise erzielt und was einzelne Exemplare bei Auktionen kosten, lesen Sie hier.

BMW 507 Series II (1958) von vorn im Studio Foto: Bonhams 44 Bilder

Das Auktionshaus Bonhams hat während der Scottsdale-Auktion am 27. Januar 2023 einen BMW 507 der zweiten Serie versteigert. Das Auto mit der Chassisnummer 70110 wurde am 14. Januar 1958 fertiggestellt und zu seinem Erstbesitzer nach Caracas (Venezuela) geliefert. Der Erstbesitzer war ein deutscher Geschäftsmann, der in Venezuela unter anderem Mercedes-Benz vertrat. Um 1960 herum kam das Auto vermutlich nach Europa, wo es etwa 50 Jahre blieb.

Verkaufspreis: 1,9 Millionen Euro

Nach einem längeren Aufenthalt und mehreren Besitzerwechseln in Deutschland erhielt das Auto 2014 bei BMW Classic in München ein Originalitätszertifikat und bei einem abschließenden Check 900 von 1.000 Punkten. Die vergangenen sechs Jahre war der BMW in den USA zu Hause, wo sein Besitzer unter anderem 2016 an "The Quail" teilnahm. Lackiert ist das Auto in Silbergrau. Das entspricht laut Bonhams ebenso dem Auslieferungszustand wie die rote Lederpolsterung. Der Schätzpreis von 2,1 bis 2,4 Millionen US-Dollar, aktuell umgerechnet 1,97 bis 2,25 Millionen Euro, wurde bei der Auktion nicht erreicht. Inklusive des bei Auktionen üblichen Aufgelds erzielte der BMW ein Ergebnis von 2,07 Millionen US-Dollar. Umgerechnet sind das 1,9 Millionen Euro.

507 aus Familienbesitz

Das Auktionshaus Bonhams hat am 30. September 2022 im zwischen Boston und New York gelegenen Städtchen Newport einen BMW 507 aus Familienbesitz versteigert. Das Auto der zweiten Serie sei 43 Jahre lang nicht in der Öffentlichkeit zu sehen gewesen, informiert das Auktionshaus. Solche "new to market"-Exemplare sind bei Sammlern gefragt und erzielen regelmäßig hohe Preise. Die Historie und ein gewisser Garagenfund-Appeal können entscheidender sein als der Zustand des Autos.

Verkaufspreis: 2,34 Millionen Euro

So sieht der zum Verkauf stehende BMW 507 proper aus. Die vordere Stoßstange ist – anders als auf einer älteren Aufnahme – vorhanden. Beulen oder größere Rostschäden sind nicht zu sehen, lediglich der Innenraum sieht etwas vernachlässigt aus. Doch richtig kaputt scheint hier nichts zu sein – und kaputt restauriert ist das Auto eben auch nicht. Ob der Achtzylinder läuft, ist unklar.

Ältere Fotos sollen die Geschichte des Autos belegen, das offenbar mal mit dem passenden Kennzeichen "BMW 507" zugelassen war und je eine Flagge der USA sowie Venezuelas am Heck trägt. In Caracas wurde der 507 als Neuwagen erstmals zugelassen. Zum Lieferumfang gehörte ein Hardtop. Später gelangte das Auto über das kanadische Montreal, wo es der Vater des Verkäufers 1979 erwarb, nach Philadelphia. Dort stand er 43 Jahre lang in der Garage einer Familie, die mehrere 507 besaß. Während das originale Interieur erhalten blieb, bekam die Karosserie in den 1970er-Jahren eine neue Lackierung in "Pontiac Bright Blue Metallic". Den Schätzpreis hatte Bonhams bei 1,8 bis 2,2 Millionen US-Dollar angesetzt, umgerechnet 1,79 bis 2,19 Millionen Euro. Geboten wurden 2,1 Millionen US-Dollar. Inklusive Aufgeld ergibt sich ein Verkaufspreis von 2,31 Millionen US-Dollar, was umgerechnet 2,34 Millionen Euro entspricht.

Warum kostet ein BMW 507 zwei Millionen Euro?

Gooding & Company hat Anfang Mai 2021 während einer Online-Auktion einen BMW 507 aus der zweiten Serie versteigert. Das in originalem Silbergrau lackierte Wagen mit Produktionsdatum 27. August 1957 verfügt also schon über leichte Modifikationen wie ein geändertes Instrumentenbrett und eine versetzte Tankposition, die für mehr Platz im Innenraum sorgt. Ausgeliefert wurde das Auto zunächst nach Italien, kam dann aber später in die USA. Dort wechselte es mehrfach den Besitzer und wurde vor einigen Jahren restauriert. Die Geschichte des Autos ist dokumentiert, Motor- und Getriebenummer entsprechen dem Stand der Auslieferung. Auf 2,25 bis 2,75 Millionen US-Dollar schätzt Gooding & Co den Preis. Das entspricht 1,86 bis 2,27 Millionen Euro. Der Schätzpreis wurde mit einem Auktionsergebnis von 2,2 Millionen US-Dollar erreicht. Umgerechnet kostete dieser BMW 507 also 1,81 Millionen Euro. Damit ist der 507 erheblich teurer als es ein Mercedes 300 SL Roadster wäre.

BMW 507 (1958) Foto: RM Sotheby's
Graf Goertz zeichnete die Linie des BMW 507.

Exakt 1.996.250 Euro kostete der BMW 507 aus dem Baujahr 1958, den RM Sothebys Anfang Februar 2020 im Rahmen der Rétromobile in Paris versteigerte. Der offene Sportwagen aus den 50er-Jahren ist der teuerste BMW und einer der seltensten. RM Sotheby’s bot bei seiner Auktion anlässlich der Retromobile ein Exemplar aus dem Baujahr 1958 an. Als Neuwagen war die Baureihe für BMW wirtschaftlich ein Reinfall, aber als klassisches Auto krönt ein 507 heute jede Auktion.

Ein Grund: Die Stückzahl

BMW 507 (1957) Foto: Brian Henniker/Gooding & Company
Gepfeilte Front, breite Niere: Das Design des 507 ist ikonisch.

Der von Albrecht Graf Goertz gezeichnete 507 ist nicht nur der teuerste klassische Serien-BMW, sondern überflügelt mit Preisen um 2 Millionen Euro auch den Wert eines Mercedes-Benz 300 SL Roadster (W 198 II). Das liegt nicht zuletzt an der minimalistischen Stückzahl von nur 252 Serienexemplaren, die von November 1956 bis März 1959 gefertigt wurden. Die elegante Aluminiumkarosserie wurde noch in Handarbeit gebaut. Schätzungen zufolge dauerte die Fertigung eines Autos zwischen 10 und 20 Tagen.

Trotz des Zuschnitts auf den US-Geschmack floppt der offene BMW in den Vereinigten Staaten. Lediglich 34 Exemplare können dort insgesamt verkauft werden. Zu dieser kleinen Gruppe gehört das in Paris angebotene Auto aus der zweiten Serie mit der Chassisnummer 70134. Es wurde über die New Yorker Firma von Max Hoffman ausgeliefert.

Erstbesitzer soll ein Hollywood-Produzent gewesen sein. Nach einer Reihe von weiteren Besitzern kaufte der BMW-Sammler William Young aus Colorado den weißen 507 und behielt ihn bis 2013. Über einen Händler gelangte der Wagen dann schließlich im März 2014 in die Auktion von Gooding auf Amelia Island. Dort wurde dieser 507 damals für 1.815.000 US-Dollar (damals umgerechnet 1,3 Millionen Euro) verkauft.

Teuerster 507 für 4,5 Mio. versteigert

Promi-Autos 2018 BMW 507 John Surtees Foto: Bonhams
Den Auktionsrekord für einen BMW 507 erzielte 2018 das Auto von John Surtees.

Der Auktionsrekord für einen BMW 507 liegt übrigens bei 4.502.795 Euro. Die Bestmarke hält das Auto aus dem Erstbesitz von Motorrad- und Formel-1-Weltmeister John Surtees (1934-2017). Diesen Wagen aus dem Baujahr 1957 mit der Chassisnummer 70067 (Kennzeichen 22 GKN) besaß Surtees bis zu seinem Lebensende. Es war ein Geschenk von Graf Domenico Agusta. Der Chef von MV Agusta bedankte sich damit für den ersten WM-Titel, den Surtees 1956 für die italienische Firma gewonnen hatte. Der britische Rennfahrer feierte alle sieben Weltmeisterschaften mit Maschinen von MV Agusta.

Den Surtees-507 verkaufte das Auktionshaus Bonhams 2018 im Rahmen des Goodwood Festival of Speed. Wenige Monate später, am 18. Januar 2019, fand der bislang letzte, bei einer Versteigerung angebotene 507 einen neuen Besitzer. Bei RM Sotheby’s in Arizona erhielt ein Bieter bei 2.175.000 US-Dollar den Zuschlag für ein Exemplar aus dem Baujahr 1958. Dieses Auktionshaus offeriert jetzt auch den 507 in Paris. Das Ergebnis wird mit Spannung erwartet: Wird zumindest die unterste Grenze des Estimate von 1,75 Millionen Euro erreicht? 2019 erreichten bei zwei verschiedenen Pariser Auktionen im Rahmen der Retromobile beide Autos nicht das Mindestgebot und wurden nicht verkauft.

Zweiter Grund: exklusiver Neupreis

BMW 507 (1958) Foto: RM Sotheby's
Offene Autos machten in den USA damals rund ein Fünftel des Marktes aus.

Die Höhe des Verkaufspreises bestimmte das Schicksal der Baureihe von Beginn an, also seit Mitte der 50er-Jahre. Zwar hatte sich US-Importeur Maxi Hoffman in München für den Bau des offenen Sportwagens stark gemacht. Bei der Händlervorstellung im Waldorf-Astoria-Hotel in New York soll er vom Ergebnis so begeistert gewesen sein, dass er 5.000 Exemplare bestellen wollte. Doch der von ihm gebotene Einkaufspreis von umgerechnet 12.000 Mark war für BMW viel zu niedrig: "Mit dem von Hoffman diktierten Preis hätte man noch nicht einmal die Selbstkosten gedeckt", schrieb Hans-Peter Rosellen (i.e. Hanns-Peter Baron Thyssen-Bornemissza) in seinem Buch "Das weiß-blaue Wunder". Der US-Großhändler trat von seinem Angebot zurück und in München musste die erwartete Stückzahl drastisch reduziert werden. Als Verkaufspreis in den USA verlangte BMW schließlich 8.988 US-Dollar. Angesichts der günstigeren US-Konkurrenz mit dem Ford Thunderbird (3.500 US-Dollar) oder der Chevrolet Corvette (rund 4.000 US-Dollar) hatte der deutsche Sportwagen somit von vornherein keine Chance.

Zwischen dem Hersteller und Hoffman herrschte zeitweilig sogar Funkstille. "Der Wiener BMW-Importeur und BMW-700-Mitschöpfer Wolfgang Denzel behauptete 1959 sogar, BMW hätte Hoffman die Vertretung entzogen", schreibt Eberhard Kittler in seinem Buch über die BMW-Baureihen 503 und 507. "Bis zu 50 Einzelimporteure bezogen nun BMW-Wagen aus München!" Doch warum hatte Maxi Hoffman zunächst ein Interesse an dem offenen Sportwagen der Bayern, wo er doch mit dem Mercedes 300 SL Flügeltürer bereits einen großen Verkaufserfolg erzielte?

Der auf europäische Wagen spezialisierte Autohändler kannte die Vorliebe der US-Amerikaner für offene Autos, die damals rund ein Fünftel des Pkw-Marktes ausmachten. Auch von Mercedes hatte er sich einen offenen Sportwagen gewünscht. Doch gebaut wurde ab 1954 bekanntlich zunächst ein geschlossenes Coupé. Vermutlich wandte sich der rührige Importeur deshalb an BMW. Doch die Form des Prototyps für einen offenen Zweisitzer von Ernst Loof (Veritas) auf BMW-Basis gefiel ihm nicht. So knüpfte der Importeur selbst den Kontakt zu Albrecht Graf Goertz, der schließlich die schlanke, dynamische Form schuf.

In Deutschland so teuer wie ein Haus

BMW 507 (1958) Foto: RM Sotheby's
Der Neupreis des 507 entsprach in Deutschland dem Gegenwert eines Einfamilienhauses.

Nach der ersten Präsentation für US-Händler im Juli 1955 in New York folgte zwei Monate später die öffentliche Vorstellung des 507 auf der IAA in Frankfurt: AUTO MOTOR UND SPORT nannte den 507 "zweifellos das Prunkstück der ganzen Ausstellung". Und weiter: "Ein Gedicht für sich ist der 507 Touring-Sportwagen, mit dem BMW zweifellos ein großer Wurf gelungen ist." Viele Medien feierten den neuen BMW. Trotzdem fand der 507 viel zu wenig Käufer, wie die Stückzahl belegt. Zwar lag sein Preis in Deutschland mit 29.500 Mark unter dem des 300 SL. Doch auch ein 507 war so teuer wie ein Einfamilienhaus.

Dabei war der 507 gemessen am Mercedes 300 SL technisch unspektakulär: Der Aluminium-V8 mit Vergasern leistete laut Werksangabe 150 PS. Mercedes glänzte dagegen mit einem 215 PS starken, innovativen Einspritzmotor mit besserem Drehmoment. Zwar war der BMW 90 Kilogramm leichter, hatte aber das schlechtere Leistungsgewicht. Im Fahrleistungsvergleich der MOTOR REVUE Anfang 1958 verlor der 507 deutlich. Er hatte zum Beispiel im Duell über einen Kilometer mit stehendem Start das Nachsehen und brauchte für den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h 3,3 Sekunden länger als der 300 SL Roadster (11,1 : 8,8 Sek.). Mit der im Testwagen eingesetzten Übersetzung verfehlte er die 200-km/h-Schallmauer (196,5 km/h).

Auch Mercedes gefiel der BMW 507

BMW 507 Mercedes 300 SL Foto: Studio Seekamp
Im Vergleich zum Mercedes 300 SL ist der BMW 507 eher komfortabel ausgelegt.

Dazu passend ist das Fahrwerk des 507 im Vergleich zum Sportwagen aus Stuttgart eher auf Komfort ausgelegt. "Der BMW ist ein kultivierter Cruiser", beschreibt 507-Besitzer Heiko Seekamp den Charakter des Sportwagens in der Ausgabe 2/2020 von MOTOR KLASSIK. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass BMW gerade beim Mitbewerber Mercedes bei der Präsentation des offenen V8-Sportlers auf der IAA für Aufsehen sorgten: "Einige Mercedes-Herren sieht man hier öfter als in der Mercedes-Halle", berichtete AUTO MOTOR UND SPORT 1955.

Doch wer weiß: Hätte US-Importeur Hoffman damals in den 50er-Jahren seine 5.000 Exemplare zum gewünschten Einkaufspreis bekommen, wäre der 507 vielleicht schon längst in Vergessenheit geraten. Aber als rarer Klassiker steht er weiter im Rampenlicht