BMW 525i (E34) im Fahrbericht

Zeitlos wie ein Nadelstreifen-Anzug

19 Jahre alt, gut ausgestattet, knappe 1.500 Euro billig und stattliche 242.356 Kilometer auf dem LCD-Display – das erstaunt selbst den kundigen Betrachter, der am Doppelrohrauspuff schnell erkennt, dass es sich um einen schmucken 525i handelt.

BMW 525i Foto: Frank Herzog 5 Bilder

Auf den ersten Blick wirkt er ein bisschen langweilig – wie ein akkurat gescheitelter Musterschüler. Vor allem in diesem mausgrauen Business-Ton Delphin-Metallic, grau in grau, sogar die Polster.

Ein Schuss Jaguar steckt im BMW E34

Der Erstbesitzer war ein Sparkassendirektor, vielleicht ist das eine Erklärung fürs Unscheinbare. Der Zustand dieses 5er-BMW aus der Baureihe E34 ist jedoch bestechend. Der Lack glänzt, kein Rost, nur an den Spiegelsockeln löst sich etwas die Farbe auf dem Aluminium. Die Form gefällt noch immer, das typische dynamische BMW-Gesicht, markant und unverwechselbar, der elegante Körper, breit und niedrig.

Wie beim 7er, Typ E32, steckt ein Schuss Jaguar in diesen Proportionen. Der Wagen wirkt weit teurer und jünger, als er ist. 19 Jahre alt, knappe 1.500 Euro billig und stattliche 242.356 Kilometer auf dem LCD-Display – das erstaunt selbst den kundigen Betrachter, der am Doppelrohrauspuff schnell erkennt, das es ein 525i ist. Früher bedeutete diese Hubraumklasse den Sprung zum großen, klassischen BMW-Sechszylinder, dessen Haltbarkeit so legendär ist wie die Laufkultur.

Dieser 525i hat den kleinen Zahnriemenmotor unter der Haube, internes Kürzel M20, konstruktiv nicht nur im Ventiltrieb vereinfacht, gegossene statt geschmiedete Kurbelwelle, kleinere Pleuel- und Hauptlager. Doch bei der Probefahrt macht er nur Freude. Schon aus dem Drehzahlkeller dreht das Triebwerk sämig hoch, untenherum fehlt es ihm an Kraft, erst bei 4.000/min setzt sanfter Schub ein. Immerhin wiegt der Wagen leer 1.530 Kilo. Fleißiges Schalten, was wirklich Freude macht, ist dabei angesagt.

Hohe Qualität: Kein Klappern und Knarzen

Nur oben heraus hat der alte 525i eine Chance, den TDI Paroli zu bieten. Nebenbei hat der Motor auch noch einen erstaunlich satten Klang, der an den Opel-Sechszylinder im Commodore erinnert. Karosserie und Fahrwerk sind frei von Klappern und Poltergeräuschen, Traggelenke, Spurstangenköpfe und Schräglenkerbuchsen, typische BMW-Malaisen, bleiben schon laut mängelfreiem TÜV-Bericht ohne Befund.

Was fehlt dem BMW? – Charisma oder das gewisse Etwas

Selbst die Ausstattung gibt sich erfreulich großzügig. Das lederbezogene Airbag-Lenkrad ist griffsympathisch, Schiebedach und vordere Fensterheber funktionieren elektrisch. Im Handschuhfach liegt sogar neben der offiziellen BMW-Kundendienstmappe ein Schnellhefter mit einem Sediment von Reparaturrechnungen der letzten zehn Jahre. Was also fehlt dem BMW? Charisma oder das gewisse Etwas. Denn Youngtimerkäufe dieser Art sollten auch Emotionskäufe sein. Der BMW ist trotz seines herausragenden Pflegezustands einfach zu vernünftig. Wäre er Calypsorot mit schwarzem Leder – es gäbe kein Halten mehr, auch nicht mit ein bisschen Rost.