Chevrolet Camaro Z28 (1980)

American Muscle der 80er: Im Zeichen der Ölkrise

Camaro Z28, Baujahr 1980: ein V8-Coupé aus einer Zeit, in der die Ölkrise und strengere Abgasvorgaben die einstigen Power-House-V8 der Mucle-Cars zähmten. Und Chrom zunehmend Kunststoff wich. Trotzdem hat dieses Modell nichts von seiner Präsenz verloren. Was ist von der Faszination der 60er-Jahre Muscle Cars noch geblieben? Und wie macht er sich als Klassiker auf deutschen Straßen?

Arturo Rivas Foto: Arturo Rivas 16 Bilder

Die Luft riecht nach warmem Asphalt und unverbranntem Sprit, als der Camaro vor uns grollend zum Stillstand kommt. Ein Auto, das nicht vorgestellt werden muss – jeder weiß, was hier vorfährt. Was an ihm fasziniert, wird schnell klar: ein großvolumiger V8-Block, der unter einer ellenlangen Motorhaube lauert und die gut fünf Meter messende, schnittige Coupé-Karosserie mit bulliger Geräuschkulisse zügig antreibt. Sprich: alle Zutaten, die es braucht, um Petrolheads glücklich zu machen.

Laut grollend rollt Norbert Kutzera von NR Classic Car Collection aus Rudersberg mit seinem gelben Camaro Z28 auf das Gelände unserer Foto-Location. Die Fenster sind offen, sein linker Arm liegt entspannt auf der Tür, während der Motor im Leerlauf tief und selbstbewusst brabbelt. Lässiger kann ein Auftritt kaum gelingen.

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5,7-Liter-Hubraum sorgen Anfang der 80er-Jahre für gerade einmal 195 SAE-PS. Dieses Exemplar erreicht nach leichten Überarbeitungen etwa 230 Pferdestärken.

Muscle-Attitüde auch ohne Chrom

Der Camaro der zweiten Modellgeneration, die ab 1970 zu den Händlern kam, wirkt bis heute wie aus einem Guss. Sicken, Lüftungsöffnungen und kleine Spoilerakzente betonen die muskulösen Proportionen. Innen empfängt das Z28-Spitzenmodell seinen Fahrer mit Ledersitzen in hervorragendem Zustand. Die Armaturen sind schlicht gehalten, aber funktional – typisch amerikanisch, typisch Camaro.

Unter der Haube des 1980er-Modells arbeitet ein V8 mit der bewährten Hubraumgröße von 5,7 Litern, die er über die gesamte Bauzeit beibehielt. Aufgrund strengerer Abgasvorschriften und der Einführung eines Katalysators 1975 sank die ursprüngliche Leistung spürbar. "Wir haben den Motor allerdings bereits überholen lassen und mit einem neuen Edelbrock-Vergaser ausgestattet. Die Leistung dürfte derzeit bei etwa 230 PS liegen", erklärt Norbert.

Arturo Rivas Foto: Arturo Rivas

70er-Jahre-Vibes: Knallige Farben und Sunset-Stripes.

Der fährt richtig gut!

Doch müde wirkt der Camaro deshalb keineswegs. Der Z28 profitiert klar vom manuellen Vierganggetriebe. Gibt man ihm etwas Drehzahl und lässt sich dabei vom opulenten Gesang des Achtzylinders einlullen, ist man schneller über Land unterwegs, als man ursprünglich vorhatte. Dabei reagiert der Motor direkt, hängt satt am Gas und setzt jeden Befehl des rechten Fußes mit einem grollenden Nachdruck in Vortrieb um.

Er lenkt direkter, als man es einem amerikanischen Coupé aus dieser Ära zugestehen würde. Als hätte beim Abstimmen des Fahrwerks jemand gesagt: "Lasst uns heute mal Mühe geben." Die Stoßdämpfer und die hinteren Blattfedern arbeiten sauber zusammen, das Auto liegt stabil, auch wenn die Karosserie dabei nie ihre Größe verheimlicht. Der Z28 wirkt nicht sportlich im europäischen Sinn – aber kontrolliert, nachvollziehbar, ehrlich.

So zeigt der Camaro sich heute als authentischer Vertreter der amerikanischen Muscle-Car-Kultur: laut, charakterstark, emotional – und mit einem Fahrgefühl, das man so nur von einem großvolumigen V8 aus dieser Ära bekommt. Das einmalige Erlebnis, die Tiefe des Hubraums zu spüren, während die Landschaft an den Seiten vorbeizieht, bleibt unvergesslich.

Arturo Rivas Foto: Arturo Rivas

1980 war das vorletzte Modelljahr der zweiten Camaro-Generation.

Technische Daten: Chevrolet Camaro Z28 (1980)

Motor: Typ LM1, wassergekühlter V8 (90°), vorn längs, Bohrung × Hub 101,6 × 88,39 mm, Hubraum 5733 cm³, Leistung 193 SAE-PS bei 4200/min, max. Drehmoment 380 Nm (SAE) bei 2400/min, Verdichtung 8,2 : 1, zwei Ventile je Brennraum (in V-Form), betätigt über zentrale, kettengetriebene Nockenwelle, Stoßstangen und Kipphebel, Motorblock und Zylinderköpfe aus Grauguss, fünf Kurbelwellenlager, Fallstrom-Vierfachvergaser Rochester Quadrajet, Ölinhalt 4,7 Liter,

Kraftübertragung: Viergang-Schaltgetriebe oder Dreistufen-Automatik Turbo Hydra-Matic, Hinterradantrieb,

Karosserie und Fahrwerk: Selbsttragende Stahlblechkarosserie mit vorderem Hilfsrahmen, vorn Einzelradaufhängung an Trapez-Querlenkern, Schraubenfedern und Stabilisator, hinten Starrachse mit Mehrblattfedern, rundum Teleskopstoßdämpfer, Servo-Kugelumlauflenkung, Servobremsen, vorn Scheibe, hinten Trommel, Felgen 7 J × 15, Reifen 225/70 R15,

Maße und Gewichte: Radstand 2745 mm, Spur vorn/hinten 1555/1525 mm, Länge × Breite × Höhe 5020 × 1915 × 1250 mm, Leergewicht ca. 1595 kg,

Fahrleistungen und Verbrauch: Höchstgeschwindigkeit ca. 200 km/h, Beschleunigung 0–100 km/h in ca. 8,5 s, Verbrauch ca. 17,4 l/100 km,

Bauzeit und Stückzahl: 1970 bis 1981, insgesamt 1.948.233 Exemplare (Camaro zweite Generation),

Arturo Rivas Foto: Arturo Rivas

Die Karosserie misst stolze 5,02 Meter Länge.

Karosserie-Check

Die typischen Roststellen befinden sich beim Camaro unter der Frontscheibe, an der Unterseite der Heckscheibe, unter den Einstiegsleisten und am Heckblech. Über die gesamte Bauzeit der zweiten Generation hat der Camaro viele, teils drastische optische Veränderungen mitgemacht. Hinzu kommen optionale Ausstattungspakete, die ebenfalls Modifikationen mitbringen. Nicht selten werden Autos angeboten, bei denen Karosserieteile unterschiedlicher Versionen miteinander kombiniert wurden. Ebenso gibt es Tuning-Umbauten mit breiten Radhäusern, großen Lufthutzen oder Sidepipes. Komplett originale Autos sind nicht leicht zu finden und entsprechend teuer.

Technik-Check

Der Chevy-Small-Block ist ein robuster Geselle, der als sehr zuverlässig gilt. Auch Getriebe und Differenzial halten bei entsprechender Pflege – sprich regelmäßigen Ölwechseln – ewig. Verschlissene Vergaser treten immer wieder auf, und auch die Klimaanlage sowie die Hupe fallen häufig aus. Gerade bei einem Z28 mit kurzem Achsantrieb sollte man lange Vollgasfahrten auf der Autobahn vermeiden: Bei 160 km/h liegen schon 4000 Umdrehungen an. Häufig findet man getunte Camaro. Sind die Maßnahmen nicht gut abgestimmt, kann das zu übermäßigem Verschleiß bis hin zum Motorschaden führen.

Preise

Bei Einführung  (Chevrolet Camaro Z28 (Facelift ab 1978)) :
5604 Dollar

Ersatzteile

Ersatzteile bekommt man nach wie vor problemlos. Selbst Karosserie- sowie Interieur- und Zierteile sind noch verfügbar. Ein großer Vorteil sind die vielen Gleichteile mit anderen GM-Modellen. Bezugsquellen sowohl für den Camaro als auch den Firebird sind: rockauto.com, classicindustries.com und american-classic-parts.com

Schwachpunkte

  1. Rost Windschutzscheibenrahmen
  2. Rost Heckfensterunterkante
  3. Schwellerspitzen
  4. Rost unter Einstiegsleisten
  5. Heckblech
  6. Vergaser
  7. Klimaanlage
  8. Lack auf Kunststoffteilen
  9. verschlissenes Interieur
  10. Originalität

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage