Debatte um H-Kennzeichen
Warum die Oldtimer-Schwemme nicht kommt
Ein Beitrag des ZDF hat eine Debatte über alte Diesel entzündet. Doch wie viele Diesel werden wirklich alt genug, um ein H-Kennzeichen zu bekommen?
08.06.2025
Andreas Of-Allinger
Foto: Patrick Lang
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Alfa Romeo 146: Kompakter mit keckem Stufenheck, schon zu Lebzeiten ein seltener Gast auf deutschen Straßen.
Foto: Hersteller
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Alpina B12 5.7: Wer mehr Leistung und Luxus in seinem 12-Zylinder-7er haben wollte, wurde bei Alpina in Buchloe fündig.
Foto: Hersteller
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Bentley Azure: Die Cabrio-Version des Bentley Continental R heißt Azure. Der V8-Motor schöpft aus klassischen 6,75 Liter Hubraum 385 PS.
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BMW 3er Touring E36: Zweiter Kombi der BMW-3er-Reihe, vom Vierzylinder-Diesel bis zum Reihen-Sechszylinder vielfältig motorisiert.
Foto: Hans Peter Seufert
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BMW 5er E39 (1995): Erster 5er mit abgedeckten Doppelrundscheinwerfern und technischen Innovationen wie Alufahrwerk, ESP, Xenonlicht, Navigationssystem.
Foto: Uli Jooß
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BMW Z3: Jams Bond fuhr ihn in Goldeneye, BMW baute ihn in Spartanburg/USA und die Kunden griffen beherzt zu.
Foto: Dino Eisele
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BMW 725tds: Erster Diesel im 7er. Wird mit H wieder interessant, auch weil der Reihensechser ein feiner Motor ist. Bietet mit 143 PS allerdings eher Fahrleistungen am unteren Rand der Oberklasse.
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Chrysler New Yorker: Cab-forward nannte Chrysler sein 90er-Jahre-Design mit weit vorgerückter Windschutzscheibe. Cooler Ami mit viel Platz und Frontantrieb.
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Chrysler Voyager: Die 1990er-Jahre waren die Hochzeit der Vans. Der Voyager hatte starken Anteil an der Gründung und am Erfolg dieser praktischen Fahrzeugklasse.
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Ferrari F50: Traumwagen, Hypercar, Sammlerfahrzeug. Mittelmotor-V12 und Fahrwerk mit Motorsport-Genen, Handschaltung.
Foto: Rossen Gargolov
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Ferrari 355 Spider: Offene Variante des brillianten Achtzylinder-Mittelmotor-Ferrari.
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Fiat Brava/Bravo: Der Kompakte kam 1995 im Doppelpack als Dreitürer (Bravo) und Fünftürer (Brava) mit unterschiedlichem Heckdesign.
Foto: Hersteller
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Fiat Barchetta: Italienische Antwort auf den Mazda MX-5 mit Punto-Technik, agilem 131-PS-Motor und liebevoll gestalteter Karosserie.
Foto: Arturo Rivas
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Ford Fiesta: Fährt sich vergnüglich mit sauber abgestimmtem Fahrwerk und lebendigen Vierventil-Benzinmotoren. Gab es auch als Mazda 121.
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Ford Escort: Gründlich erneuerte Version des 1993er-Escort mit mehr Sicherheit, besserem Handling und ovalem Lufteinlass vorn sowie größeren Heckleuchten hinten.
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Ford Galaxy: Durch eine gemeinsame Entwicklung und Fertigung mit VW kam Ford zum Van.
Foto: Hersteller
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Honda Civic: sportlich orientierter Kompakter mit drehzahlorientierten Motoren und direktem Handling.
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Honda Shuttle: braver Familien-Transporter auf Accord-Basis, den es in Europa nur mit Benziner und Automatik gab.
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Hyundai Lantra: Mittelklasse-Modell des koreanischen Herstellers. Der Nachfolger hieß Elantra.
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Kia Sephia: Mit praktischen, günstigen Autos wie dem Sephia fing die Erfolgsgeschichte der koreanischen Automarke an.
Foto: Hans Peter Seufert
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Lada 110 2110: Stufenheck-Limousine vor Birken - auf der Heckscheibe mancher importierter Lada stand "Made in Russia".
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Lamborghini Diablo VT Roadster: Des Teufels Höllenroadster mit 492 PS aus einem 12-Zylinder-Mittelmotor.
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Lancia Y: Stets zweitüriger Kleinwagen mit guter Ausstattung, eigenständigem Design und noblem Interieur. Die Technik mit Vierzylinder-Motoren von 55 bis 86 PS stammt vom Fiat Punto.
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Mercedes C 250 Turbodiesel (W 202): Der Vierventil-Fünfzylinder-Turbodiesel macht der Mercedes-Mittelklasse mit 150 PS Beine. Wer lieber Benzin tankt, kann zum C 230 Kompressor greifen, dessen 2,3-Liter-M111 dank Kompressor 193 PS und 280 Nm liefert.
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Mercedes-Benz E-Klasse W210: Mercedes wagte den Sprung vom nüchternen W124 zum Vieraugengesicht. Zahnstangen- statt Kugelumlauflenkung für mehr Fahrpräzision. Innovation: Xenonlicht, Navigationssystem. Leider stellte sich später heraus, dass viele Exemplare zum üblen Rosten neigen. Große Modellvielfalt vom 220 Diesel mit 95 PS bis zum 354 PS starken E55 AMG.
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MG F: Nach 15 Jahren Pause wieder ein Vierzylinder-Sportwagen von der Marke mit dem Okatgon. Fröhlicher Beitrag der britischen Marke zum Roadster-Revival der 90er.
Foto: Dino Eisele
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Mitsubishi Carisma: Mitsubishi baute das Mittelklasse-Modell bei Nedcar in den Niederlanden, wo auch das Schwestermodell Volvo V40 vom Band rollte. Ab 1997 mit Direkteinspritzer-Benzinmotor und 125 PS, ansonsten 1,6- und 1,8-Liter-Benziner mit 90 und 115 PS - oder ein Renault-Diesel mit 90 PS aus 1,9 Liter Hubraum.
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Nissan Almera: Kompaktmodell der Golfklasse in drei Karosserievarianten (3- und 5-Türer, Stufenheck), fünf Ausstattungslinien und wahlweise mit Benzin- und Dieselmotoren von 75 bis 143 PS.
Foto: Hans Peter Seufert
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Nissan Maxima QX: Das Kürzel QX steht für die Europa-Version der Oberklasse-Limousine. Wahlweise Zweiliter-V6 mit 140 oder Dreiliter-V6 mit 193 PS.
Foto: Hans Peter Seufert
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Opel Vectra B Limousine: Diskutiertes Detail der zweiten Vectra-Generation sind die markanten Außenspiegel. Große Vielfalt mit drei Karosserievarianten (Stufenheck, Fließheck, Kombi) und Motoren vom Direkteinspritzer-Diesel bis zum V6.
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Peugeot 406 Limousine: Klassische Limousine mit komfortablem Fahrwerk, reichlich Platz und breiter Motorenpalette vom 90-PS-Vorkammer-Diesel bis zum 190 PS starken Dreiliter-V6. Der Kombi folgte 1996, das Coupé 1997.
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Porsche 911 Turbo 993: Mit Biturbo setzt die Leistung nicht mehr so unvermittelt ein wie bei den Vorgängermodellen und der Allradantrieb bringt die Kraft verbindlicher auf die Straße. Das ist bei 408 PS kein Fehler.
Foto: Hans Peter Seufert
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Renault Laguna Grandtour: Mittelklasse-Kombi mit 520 bis 1.782 Liter Ladevolumen hinter dem separat aufklappbaren Heckfenster.
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Renault Sport Spider: Wer wollte, konnte den Spider ohne Frontscheibe bekommen, sollte dann aber einen Helm tragen. Ein Verdeck gibt es in beiden Fällen ebenso wenig wie Heizung, Radio, ABS oder Servolenkung.
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Rover 200: Der hübsche Nachfolger des Austin Maestro ist heute beinahe vergessen. Kleinwagen mit 3,97 Meter Länge und Motoren von 75 bis 145 PS.
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Skoda Felicia: Der Felicia war der erste Skoda unter VW-Regie und wird als Combi 30 Jahre alt. Die auffälligste Version des vernünftigen und braven Kompaktmodells ist der Fun Pickup mit gelber Lackierung.
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Subaru Justy: Zwischen 1984 und 2011 war der Kleinwagen Justy eine Konstante im Suzuki-Modellprogramm. Die zweite Generation entstand in Kooperation mit Suzuki und wurde bis 2003 in Ungarn gebaut.
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Suzuki Baleno: Der Kleinwagen war mit Steilheck, Stufenheck und später auch als Kombi erhältlich.
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Suzuki Vitara X-90: Eine Kombination aus zwei Trends der 90er: SUV und Cabrio. Traf nicht jedermanns Geschmack, war aber ein unterhaltsames Auto.
Foto: Hardy Mutschler
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Toyota Paseo: Kompakte Coupés wie dieser Toyota sind praktisch ausgestorben. Damals traf der Paseo auf Opel Tigra, Ford Puma und Hyundai Coupé.
Foto: Sven Wedemeyer
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VW Polo Classic: Technisch gesehen ein Seat Cordoba, der mit eigenständigem Design an Front und Heck als Stufenheck-Polo vermarktet wurde.
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VW Sharan: Kooperationsmodell mit Ford, das in Portugal gebaut und auch als Seat Alhambra verkauft wurde. Motoren vom 90-PS-TDI bis zum 204-PS-V6.
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Seit 1997 können Oldtimer das H-Kennzeichen bekommen. Die Neuwagen von damals kommen also 2027 ins Oldtimeralter, damals hatten Dieselmotoren einen hohen Anteil. Ein Beitrag des ZDF prophezeit "immer mehr alte Diesel, die mit dem Sonderkennzeichen in die Umweltzonen der Innenstädte fahren dürfen – obwohl sie keinerlei Feinstaub-Vorgaben entsprechen." Doch wie wahrscheinlich ist das?
Je älter die Autos, desto geringer der Diesel-Anteil
Korrekt ist, dass unsere Autos älter werden und im Durchschnitt inzwischen 10,6 Jahre auf deutschen Straßen herumfahren. Die Zahl der Autos, die älter als 30 Jahre alt sind, lag am 1. Januar 2025 bei rund 883.000, das sind rund 4 % mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der alten Autos steigt also. Doch je älter die Autos, desto geringer der Diesel-Anteil – das belegen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA). Laut KBA hat jedes vierte Auto zwischen 15 und 19 Jahren einen Dieselmotor. Sind die Autos zehn älter, also zwischen 25 und 29 Jahre, sinkt der Diesel-Anteil auf 11,4 %.
Der Präsident des Oldtimerverbandes DEUVET, Ekkehard Pott, weiß warum: "Diesel erreichen im Gebrauch eine wesentlich höhere Laufleistung als Benziner. Sie werden deshalb früher exportiert oder verschrottet." Eine Oldtimer-Schwemme sieht er nicht: "Im Moment sehen wir keine Gefahr." Das kritische Zeitfenster sei ohnehin sehr klein: Der Dieselanteil bei den Neuwagen war um 1997 besonders hoch und 2005 hätten die meisten Diesel schon einen Partikelfilter gehabt.
Schadstoffbelastung durch Oldtimer sinkt
Pott geht davon aus, dass spätestens 2030 die Schadstoffbelastung durch Oldtimer weiter zurückgeht: Dann seien die ältesten Benziner ohne Katalysator 40 Jahre alt. "Der CO₂-Emissionsanteil aller Ü30-Fahrzeuge wird bis 2040 bei deutlich unter 1 % der Gesamt-CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs liegen, bei H-Fahrzeugen sogar unter 0,5 %", so Pott in einer Studie, die er im August 2023 für den Deuvet erstellt hat.
Und je älter das Auto, desto geringer die jährliche Fahrleistung: Neue Autos fahren im Schnitt 18.000 km im Jahr, zehn Jahre alte Autos 12.000 km im Jahr, 20 Jahre alte Autos 10.000 km im Jahr und 30 Jahre alte Autos 2.000 km im Jahr. Und so alt muss ein Auto erst einmal werden: Nur rund ein Prozent des Bestandes von 49,36 Millionen Autos in Deutschland hat ein H am Ende des Kennzeichens und gilt damit als historisches Kulturgut. Die Voraussetzung ist immer ein guter Originalzustand, und der muss nachgewiesen werden. Verschlechtert sich der Zustand des Autos, zum Beispiel durch einen Unfall oder entspricht durch nicht zeitgenössische Umbauten nicht mehr dem Original, kann der Prüfer das H-Kennzeichen bei der Hauptuntersuchung auch wieder aberkennen.