DeLorean-DMC-12-Scheunenfund

Innenraum voller Mäusekot

Einer der weltweit größten DeLorean-Spezialisten hat einen DMC-12 mit sehr niedriger Laufleistung gefunden – in einer Scheune.

DeLorean-Scheunenfund Foto: Michael McElhattan 11 Bilder

Ein seit Jahrzehnten unberührter DeLorean DMC-12 ist jetzt in einer Scheune im US-Bundesstaat Wisconsin aufgetaucht. Geborgen hat ihn mit Michael McElhattan einer der weltweit bekanntesten DeLorean-Spezialisten. McElhattan ist Besitzer von DeLorean Midwest, einer auf den Verkauf und die Reparatur von DeLorean-DMC-12-Modellen spezialisierten Autowerkstatt in Crystal Lake im US-Bundesstaat Illinois. Ende September 2023 erhielt er einen Anruf aus New Mexico – von einem Mann, der sich Mark nannte. Mark erzählte von dem in einer Scheue verborgenen DeLorean und bot ihn McElhattan zum Kauf an.

DeLorean-Scheunenfund Foto: Michael McElhattan

Der DeLorean stand jahrelang in der hintersten Ecke einer Scheune.

McElhattan hatte kein Interesse – DeLoreans hatte er genug und New Mexico war mehr als 1.770 Kilometer entfernt. Dann erwähnte Mark die Laufleistung: Nur 1.572 Kilometer (977 Meilen) hat der DMC-12 auf der Uhr. Und er erwähnte, dass er im Namen seine Onkels Dick anrufe – dem ursprünglichen Eigentümer des Autos. Dick hatte seinen DeLorean in einer Scheune im Süden Wisconsins geparkt – 105 Kilometer von McElhattans Firma entfernt. Der DeLorean hatte also für ein Auto vom Beginn der 1980er-Jahre eine sensationell niedrige Laufleistung und er war nur einen Katzensprung entfernt – Michael McElhattan machte einen Besichtigungstermin aus.

In der hintersten Ecke der Scheune

Am 3. Oktober fuhr McElhattan zuerst zu Kevin Thomas, mit dem er den YouTube-Kanal DeLorean Nation betreibt. Mit Thomas zusammen ging es dann zu Dicks 60 Hektar großem Grundstück in Dousman, Wisconsin. Schon auf dem Weg dahin begannen die Dreharbeiten zum 30-minütigen Video über den ungewöhnlichen Scheunenfund. Am Grundstück angekommen, führte Dick seine beiden Gäste zur Scheune – in ihrer hintersten Ecke stand der DeLorean. Sein Äußeres war mit einer dicken Schicht Staub überzogen, der Innenraum war massiv mit Mäusekot verdreckt.

Die Fahrgestellnummer des DMC-12 verrät: Es handelt sich um den 571. von insgesamt 9.080 gebauten DeLorean. McElhattan schätzt, dass das 42 Jahre alte Auto seit mindestens 15 Jahren nicht mehr gefahren ist. Ein Autohändler aus Milwaukee hatte den DeLorean von 1981 bis 1991 in seinem Besitz – und nie zugelassen. Erster Kunde war Dick – mit seinem Kaufvertrag konnte er McElhattan beweisen, dass das Auto aus erster Hand ist.

Zum Anschauen gekauft

Den DeLorean hatte Dick gekauft, weil ihm sein Aussehen gefiel. Er ist das Auto nicht viel gefahren – er ist einfach immer wieder in die Scheune gegangen, um sich an den glatten Edelstahl-Oberflächen des Autos zu erfreuen. Er fuhr den DeLorean so selten, dass er sich nach ein paar Jahren gefragt hat, warum er das Auto überhaupt gekauft habe. Also stand der DMC-12 in der Scheune, staubte ein und sank langsam in den Kies.

McElhattan hat bisher mehr als 1.300 DeLoreans betreut – kaum einer war so original wie der jetzige Scheunenfund. Der war anscheinend sehr lange lichtgeschützt – sowohl beim Händler in Milwaukee als auch in Dicks Scheune. Deshalb sind die Kunststoffteile im Interieur noch intakt: Bereits ein Jahr Sonneneinstrahlung reicht bei einem DMC-12 aus, damit UV-Licht wesentliche Innenraumteile – wie beispielsweise das Armaturenbrett und die Instrumente – verhärten und brechen kann. Es gibt zwar jede Menge Ersatzteile – aber die Autos sind dann halt nicht mehr original. Der jetzt gefundene DeLorean ist beinahe so, wie er 1981 im nordirischen Belfast vom Band lief – selbst seinen ab Werk eingesetzten blauen Ölfilter hat er noch. Bei seinen Reparaturen verwendet McElhattan normalerweise im Schnitt 70 Prozent originale Ersatzteile, 20 Prozent Reproduktionen und zehn Prozent gebrauchte Teile. Der Scheunenfund bekommt vor allen Dingen innen und außen erstmal eine professionelle Aufbereitung – Ersatzteile braucht er voraussichtlich nicht.

Verkaufen oder nicht verkaufen

Was er für den DeLorean bezahlt hat, möchte McElhattan nicht verraten. Nach der Aufbereitung wollte er ihn ursprünglich für 100.000 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 94.315 Euro) verkaufen. Aber die niedrige Laufleistung, die Originalität und die Aufmerksamkeit, die das Auto jetzt erhält, lassen Michael McElhattan wanken: Inzwischen liebäugelt er damit, den DeLorean zu behalten.