Renault Twingo 1
Der Twingo fuhr schon 1996 elektrisch
Der Elektro-Twingo von 1996 dokumentiert einen Versuch von Renault, den Kleinwagen schon früh als Stromer zu erproben. Der Prototyp zeigt, wie breit das Spektrum an Entwicklungsansätzen in dieser Phase aufgestellt war.
30.11.2025 Carina Mollner
Foto: Peter Singhof/Artcurial
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Ein kurioses und zugleich historisches Stück Renault-Geschichte kommt unter den Hammer: Am 7. Dezember versteigert das Auktionshaus Artcurial im Rahmen der Auktion The Renault Icons einen elektrischen Renault Twingo von 1996. Dieses Einzelstück ist Zeuge der anfänglichen Schritte von Renault im Bereich der Elektromobilität, obwohl er nicht das erste Elektroauto des französischen Herstellers war. Schon 1937 begann der Hersteller mit einem Elektroantrieb und dem sogenannten Celtaquatre Elektrotaxi zu experimentieren.
Als die erste Generation des Renault Twingo 1993 auf den Markt kam, war Elektromobilität immer noch eher Thema für Forschungsprogramme und Zukunftsvisionen. Doch 1996 entstand ein elektrischer Twingo, der nun genau 30 Jahre später wieder auftaucht.
Die Basis bildete ein serienmäßiger Twingo 1, dem Renault kurzerhand den Heckbereich umgestaltete. Statt einer Rücksitzbank sitzt dort heute ein FIAMM-Batteriepaket, während Renault den Benziner durch eine Elektromaschine von Siemens ersetzt. Der Wagen ist nicht für den Straßenverkehr konzipiert, sondern als reines Versuchsfahrzeug. Ein rollendes Labor für Reichweite, Alltagstauglichkeit und Ladetechnik.
Teil des europäischen Programms "Elégie"
Der kleine Stromer entstand im Rahmen des Forschungsprogramms "Elégie", an dem Renault federführend beteiligt war. "Elégie" war wiederum eingebettet in die Eureka-Initiative, die François Mitterrand und Helmut Kohl 1985 gestartet hatten. Ziel: die technologische Wettbewerbsfähigkeit Europas stärken, unter anderem durch frühe Entwicklungen im Bereich Elektroantriebe.
Aus diesem Programm gingen mehrere Prototypen hervor. Der hier angebotene Twingo gehört zu den wenigen, die bis heute erhalten sind. Seine Karosserie trägt gut sichtbar die Beklebung "Veicolo Elettrico Sperimentale, Vicenza–Milano–Torino", was auf Einsätze in Italien hinweist. Vermutlich wurde der Wagen dort für Demonstrationen genutzt. Die genaue Historie ist allerdings nicht dokumentiert.
In damaligen Presseberichten ist eine Reichweite von 360 Kilometern angegeben. Ob er das jemals am Stück bewältigen konnte, bleibt unklar. Angesichts der damaligen Akkutechnik eher unwahrscheinlich – moderne Kleinwagen wie der neue Twingo 4 E-Tech schaffen heute offiziell 263 Kilometer und gelten damit als zeitgemäß. Auch Angaben zur elektrischen Leistung oder der Batteriegröße sind nicht angegeben.
Schön erhalten, aber nicht fahrbereit
Der Prototyp präsentiert sich äußerlich in gutem Zustand, komplett mit Akku und Antrieb, aber eben nicht fahrbereit. Eine Straßenzulassung war nie vorgesehen und ist auch heute ausgeschlossen. Für Sammler ist er ein Stück Automobilgeschichte zum Hinstellen, nicht zum Fahren.
Zurück zur Auktion: Das Einzelstück wird am 7. Dezember im Renault-Werk in Flins versteigert. Artcurial bietet das Los ohne Mindestpreis an, die Schätzung liegt bei 8.000 bis 12.000 Euro.
Im Video sehen Sie den neuen Renault Twingo E-Tech Electric.