Oldtimer-Auktion 3.7.2021

Low-Miler-E30 für über 30.000 Euro versteigert

Ein BMW 3er E30 mit weniger 30.000 Kilometern, ein Dino und ein 911 aus Erstbesitz: Die Oldtimer dieser Auktion haben eine besondere Geschichte.

BMW 316i E30 (1990) Foto: Dorotheum 34 Bilder

Alfa Romeo Giulia Nuova Super 1300

Alfa Romeo Giulia Nuova Super 1300 (1976) Foto: Dorotheum
Die Giulia Nuova kam 1974 mit Kunststoffgrill und gleich großen Lampen.

Man mag es heute kaum glauben, aber die kantige Giulia hatte schon 1962 einen hervorragenden Cw-Wert 0,34. Sportliche Doppelnockenwellen-Vierzylinder und ein sauber abgestimmtes Fahrwerk sorgten für Fahrspaß – und große Augen bei Sportwagen-Fahrern. Denn die Giulia war so schnell wie manche zeitgenössische Sportwagen und bot dabei Platz für die ganze Familie.

Alfa Romeo modernisiert die Giulia 1974 mit Kunststoffgrill, technischen Änderungen und schickerem Interieur zur Giulia Nuova – gut zu erkennen an den gleich großen Rundscheinwerfern und dem Heckdeckel ohne Knick. Genau so eine Giulia Nuova bestellte ein Bozener 1976 in seltenem Giallo Piper mit blauem Interieur. Er behielt die Sportlimousine bis 2007 und fuhr wenig: 33.000 Kilometer kamen in 31 Jahren zusammen. Heute sind es 48.042 Kilometer. Kosten soll die originale Giulia 18.000 bis 26.000 Euro. Der Verkaufspreis inklusive Käufergebühr und Mehrwertsteuer lag mit 18.975 Euro am unteren Ende des Preiskorridors un enstpricht ziemlich exakt der Notierung von Classic-Analytics für eine Giulia Nuova Super 1300 im gepflegten Zustand.

BMW 316i: E30 im Jahreswagenzustand

BMW 316i E30 (1990) Foto: Dorotheum
Keine 21.000 Kilometer stehen auf dem Tacho dieses 316i.

Elf Jahre, von März 1990 bis März 2001, fuhr sein Besitzer diesen BMW 316i. Den Zweitürer hatte zunächst ein BMW-Händler als Ausstellungsfahrzeug bestellt und attraktiv ausgestattet: Mit seiner Lackierung in Delphingrau Metallic, Schiebedach, dem Zeitgeistextra Shadow Line und klassischen Kreuzspeichenrädern wirkt der E30 gar nicht mehr wie ein Basismodell, das er als Zweitürer mit dem kleinsten Motor ja ist. Und gerade das macht die Limousine heute besonders reizvoll.

Denn durch Zustand und Historie wird dieser einst gewöhnliche 316i zur Rarität: Nachdem das Autohaus den E30 im Jahr 2001 wieder zurückgenommen hat, wurde der Zweitürer nur wenig bewegt. Insgesamt kamen in 30 Jahren 20.993 Kilometer zusammen. Lack und Interieur wirken auf den Bildern wie die eines Jahreswagens: Die Kunststoffe sehen neuwertig aus, den Sitzpolstern wurde kein Faden gekrümmt. Die Zeitkapsel mit deutschem H-Kennzeichen brachte statt der angepeilten 15.000 bis 20.000 Euro einen Verkaufspreis von 32.200 Euro. Das ist etwa das Dreifache des Marktwerts für einen gepflegten 316i – Low Miler wie dieser E30 sind eben besonders wertvolle Zeitreisemaschinen.

Dino 246 GT aus Erstbesitz

Dino 246 GT (1971) Foto: Dorotheum
Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie kaufen heute einen Ferrari 296 GT und behalten ihn bis 2071.

Es schadete nicht, ein bisschen reich zu sein, wenn man 1971 einen Dino 246 GT kaufen wollte. Nicht jeder, der sich diesen Mittelmotor-Sportwagen von Ferrari leisten konnte, war jedoch auch noch jung genug, ihn bis heute behalten zu können. Ein Mann aus Graz war offenbar schon 1971 vermögend und dennoch nicht alt, so dass auf ihn beides zutraf.

Da zum Auto zahlreiche Unterlagen gehören, kann auch die Bestellung und die Bareinzahlung des Kaufpreises nachvollzogen und belegt werden. Laut Dorotheum hatte der Käufer im Herbst 1971 beim Grazer Ferrari-Importeur Denzel die Wahl zwischen einem gelben und einem weißen 246 GT. Er nahm den weißen und bekam offenbar einen ordentlichen Rabatt. Am Auto wurden ein paar Transportschrammen beseitigt und an beiden Seiten je ein Ferrari-Logo aufgeklebt – das der Dino ja nicht offiziell trug. Wie hat der Sportwagen nun diese lange Zeit überlebt? Nun, er wurde laut Auktionshaus nie im Regen gefahren. Auf die Sitze kam ein Stoff zum Schonen des Originalbezugs. Bis heute wurde der Mittelmotor-Zweisitzer nicht restauriert. Es sollte 350.000 bis 450.000 Euro kosten. Zugeschlagen wurde er "weit über den Erwartungen für 495.800 Euro", erklärt das Dorotheum. Der über einen Grazer Händler ausgelieferte Dino bleibe in Österreich, informiert das Auktionshaus.

Mercedes 300 SL-24: R 129 mit Schaltgetriebe

Mercedes-Benz 300 SL-24 R129 (1992) Foto: Dorotheum
Auf den ersten Blick ein gewöhnlicher SL in Brillantsilber.

Einen Mercedes R 129 mit Schaltgetriebe gibt es nicht oft. Das meistverkaufte Modell der Baureihe, der 500 SL, hatte ohnehin Automatik serienmäßig und auch die Käufer der Sechszylinderversionen kreuzten meistens die Wandlerautomatik an. Nicht so ein italienischer Diplomat, der seinen 300 SL-24 in 744 Brillantsilber mit Leder in 272 Royalblau bestellte – und mit dem Gummi-bezogenen Knüppel der Fünfgang-Handschaltung. Angesichts der drehfreudigen Frühversion des M104 mit dem imposanten "Mercedes-Benz"-Schriftzug auf dem schwarzen Ventildeckel eine interessante Wahl.

Bei den Extras war der Diplomat zurückhaltend: 8-Loch-Aluräder, Antenne automatisch und Lautsprecher vorn ohne Radio, Beifahrer-Airbag, Fondsitze, Klimaanlage, Sitzheizung, Sperrdifferenzial, wärmedämmendes Glas und ein Windschott. Drei Besitzer legten bis heute 72.000 Kilometer zurück. Der Schätzwert liegt bei 20.000 bis 28.000 Euro. Nicht wenig für einen Sechszylinder-SL, doch nicht zuviel für eine rare Version mit wenigen Kilometern. Der erzielte Preis inklusive Käufergebühr und Mehrwertsteuer liegt bei 28.750 Euro.

Porsche 911 E vom Garagisten und Clubpräsidenten

Porsche 911 E 2,2-Liter (1971) Blutorange Foto: Dorotheum
Dieser blutorange Porsche 911 E und die Apollogarage gehörten fast 50 Jahre lang zusammen.

Der Name Kurt Weber wird ihnen nichts sagen. Es sei denn, Sie sind zufällig mit der Geschichte der Wiener Apollogarage vertraut oder waren früher einmal Mitglied des Porsche Club Wien. Denn Kurt Weber hatte die Apollogarage in der namensgebenden Apollogasse von seinem Vater Eduard übernommen. Die Geschäfte liefen gut, so dass sich Kurt zum 30. Geburtstag ein Porsche 356 Cabriolet und später noch ein Coupé dazu kaufen konnte.

Vier Jahre später wurde es ein 912 und 1971, zum 40., bestellte sich Weber einen 911 E 2,2-Liter in Blutorange. Er bestellte Schiebedach und Sportpaket, verzichtete aber auf Radio oder Kopfstützen. Weber war damals Präsident des Porsche Club Wien und behielt den Wagen, bis er kurz vor Weihnachten 2020 verstarb. Er hinterließ seinen Kindern die Apollogarage, in die er noch bis ins hohe Alter zur Arbeit ging, und den darin garagierten Porsche 911. Dessen Wert schätzt das Dorotheum auf 90.000 bis 130.000 Euro. Gut geschätzt: Verkauft wurde der Ersthand-911 für 131.800 Euro. Das liegt etwa ein Drittel oberhalb der Classic-Analytics-Notierungen für dieses Modell.

VW Golf I GLS in Mandarin Orange

VW Golf I GLS Mandarin Orange (1981) Foto: Dorotheum
Was verbindet eine kleine, runde Frucht und den kantigen Kompakten von VW? Der Namen der Farbe.

"Typ 17" war der schlichte interne Name des Käfer-Nachfolgers. Mit dem Golf I stellte Volkswagen 1974 von luftgekühltem Heckmotor auf Frontantrieb mit wassergekühlten-Reihenmotoren um. Heckklappe statt Heckmotor – das brachte mehr Platz bei kompakteren Abmessungen, endlich eine brauchbare Heizung und einige weitere Vorteile. Besonders gut gegen Rost geschützt war der Golf I allerdings nicht, weshalb gerade frühe Exemplare mit den kleinen Rückleuchten heute rar sind.

Einer der einstigen Bestseller, den eine Frau Schneider aus dem 14. Wiener Bezirk am 2. März 1981 auf sich zuließ, überlebte. Der Zweitürer mit GLS-Ausstattung blieb bis 2004 in ihrem Besitz war bis 2010 in Wien unterwegs. Später kaufte laut Dorotheum ein Passauer Liebhaber das Auto, restaurierte es und führte es beim TÜV vor. Anschließend kam der Mandarin orange VW in ein Museum nach Niederbayern. Jetzt steht er zum Verkauf und soll laut Auktionshaus zwischen 7.000 und 12.000 Euro kosten. Erzielt hat der Golf 9.890 Euro.