Biografie zu Porsche-Mitgründer Adolf Rosenberger

Er musste seine Anteile verkaufen und fliehen

Eine neue Biografie beschreibt das Leben des Porsche-Mitgründers Adolf Rosenberger und schließt damit eine Lücke in der Geschichte des Unternehmens.

Biografie Adolf Rosenberger. Rennfahrer, Porsche-Mitgründer, Selfmademan. Siedler-Verlag Foto: Porsche

Eine neue Biografie erzählt die Geschichte des fast vergessenen Porsche-Mitgründers Adolf Rosenberger. Der Bonner Historiker Prof. Dr. Joachim Scholtyseck hat erstmals den kompletten Lebensweg des jüdischen Unternehmers und Rennfahrers nachgezeichnet und die Geschichte des Sportwagenherstellers um einen fast vergessenen Aspekt ergänzt. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie wurden am 25. September 2025 in München vorgestellt. Das Buch "Adolf Rosenberger. Rennfahrer, Porsche-Mitgründer, Selfmademan. Eine Enttäuschungsgeschichte" erscheint am 1. Oktober 2025 im Siedler-Verlag.

Wer war Adolf Rosenberger?

Der im Jahr 1900 in Pforzheim geborene Adolf Rosenberger war in den 1920er-Jahren ein erfolgreicher Rennfahrer und später Unternehmer. Am 25. April 1931 gründete er gemeinsam mit Ferdinand Porsche und Anton Piëch in Stuttgart das Konstruktionsbüro Dr. Ing. h.c. F. Porsche GmbH, aus dem später die heutige Porsche AG hervorging. Als kaufmännischer Leiter und Gesellschafter prägte er die Frühphase des Unternehmens entscheidend – mit eigenem Kapital und seinem Netzwerk. Dennoch musste Rosenberger 1933 die Geschäftsführung abgeben. Im Jahr 1935 musste er seine Anteile zum Nominalwert verkaufen und war zeitweise im Konzentrationslager Kislau inhaftiert.

Rosenberger floh nach Paris und betreute für seine ehemalige Firma das Geschäft mit Patenten und Lizenzen im Ausland, bis Porsche die Zusammenarbeit 1937 beendete. Im Jahr darauf emigrierte Rosenberger in die USA. Er lebte unter dem Namen Alan A. Robert in den Vereinigten Staaten und versuchte mit wechselndem Erfolg, geschäftlich Fuß zu fassen. Parallel versuchte er vergeblich, mit Porsche ins Geschäft zu kommen. Ein Restitutionsverfahren endete mit einem mageren finanziellen Ergebnis. Wiedergutmachungsverfahren mit dem Land Baden-Württemberg und seiner Heimatstadt Pforzheim verliefen ebenfalls nicht in allen Punkten zufriedenstellend. Er starb 1967 in Los Angeles.

Trotz seiner Rolle geriet Rosenberger nach seiner Flucht vor den Nationalsozialisten weitgehend in Vergessenheit.

Wie kam es zu der Studie?

Die Studie entstand auf Initiative der Adolf Rosenberger gGmbH und der Porsche AG, die sie 2022 bei Prof. Scholtyseck in Auftrag gaben. Grundlage waren umfassende Archivmaterialien, darunter erstmals Dokumente aus dem Familiennachlass. Die Untersuchung beantwortet 19 Leitfragen zu Rosenbergers Kindheit in Pforzheim, dem Kennenlernen von Ferdinand Porsche, seiner Rolle im Unternehmen und den Gründen für seinen erzwungenen Rückzug. "Mir ging es darum, Adolf Rosenberger durch eine umfassende Rekonstruktion seines Lebenswegs ein Gesicht zu geben – und zugleich die Gründe zu analysieren, warum er zwar als Rennfahrer erfolgreich war, aber als jüdischer Unternehmer in der Zeit des Nationalsozialismus aus der Wirtschaftswelt herausgedrängt wurde", so Professor Joachim Scholtyseck.

Prof. Dr. Joachim Scholtyseck, Historiker und Autor, Adolf Rosenberger Biografie, Siedler Verlag Foto: Porsche

Professor Joachim Scholtyseck präsentiert die neue Biografie zu Adolf Rosenberger. Der Bonner Historiker hat bereits Biografien zu den Unternehmern Quandt, Beisheim und Mohn veröffentlicht.

Das 2017 veröffentlichte Buch "Porsche – Vom Konstruktionsbüro zur Weltmarke" des Historikers Dr. Wolfram Pyta hatte das Rosenberger-Familienarchiv nicht berücksichtigt. Rosenbergers Nachfahren gründeten 2019 die Adolf Rosenberger gGmbH mit Sitz in München, um Lücken in der Lebensgeschichte des Unternehmers zu schließen. Für die Nachfahren bedeutet die Studie eine Brücke zwischen Familiengeschichte und Unternehmenshistorie.

Wie steht Porsche zu der Erinnerung an Rosenberger?

Porsche sieht die Aufarbeitung als Teil seiner historischen Verantwortung. Vorstandschef Oliver Blume betonte, man stelle sich offen der Unternehmensgeschichte und trete Diskriminierung und Antisemitismus entschieden entgegen. "Das Forschungsprojekt auf gemeinsame Initiative der Adolf Rosenberger gGmbH und der Porsche AG schließt eine bedeutsame Lücke in den Anfängen der Unternehmensgeschichte", sagt Achim Stejskal, Leiter Porsche Heritage und Porsche Museum. Porsche unterstützte das Projekt finanziell und ließ dem Forschungsteam freie Hand.