Ferrari 365 GTB/4 Daytona Prototyp (1967)

Einzelstück zu verkaufen, aber der Preis ist geheim

Motor und Karosserie dieses Ferrari-Prototyps sind einzigartig, sein bildschöner V12 ist ein bekannter Klassiker. Was so was wohl kostet, werden wir womöglich nie erfahren.

Ferrari 365 GTB/4 Daytona Prototype by Scaglietti (1967) Foto: Alberto Chimenti Dezani/RM Sotheby's 20 Bilder

Als Ferrari den 365 GTB/4 entwickelte, hatte Lamborghini mit dem Miura den Supersportwagen bereits neu definiert. Ferrari brauchte eine Antwort auf die Mittelmotor-Flunder, entschied jedoch, dass der Motor weiterhin vorn längs eingebaut gehört.

Das hatte den Vorteil, dass Rahmen und Radstand des 275 GTB/4 für einen Prototypen passten: 2,40 Meter misst das Tipo 596 Chassis zwischen den Achsen. In den Stahlrohrrahmen kam ein Colombo-12-Zylindermotor vom Typ 243, darauf eine Karosserie von Scaglietti. Beides ziemlich einzigartig.

Der Motor: 4,4-Liter-V12

Ferrari 365 GTB/4 Daytona Prototype by Scaglietti (1967) Foto: Alberto Chimenti Dezani/RM Sotheby's
Der Motor ist ein V12 mit knapp 4,4 Liter Hubraum und drei Ventilen je Zylinder.

Doch zunächst zum Motor. Der 12-Zylinder bekam Trockensumpfschmierung, damit auch bei hoher Querbeschleunigung alle beweglichen Teilen das nötige Öl bekommen. Ungewöhnlich: Der Motor hat drei Ventile pro Zylinder. Sechs Weber 40 DCN18-Vergaser mischen Kraftstoff und Luft, zwei Zündkerzen je Zylinder setzen den Funken. Das Volumen der einzelnen Zylinder von 365 Kubikzentimeter multipliziert sich zu 4,38 Liter. Die überlieferten Fahrleistungen von 6,2 Sekunden für den 0-100-km/h-Sprint sowie etwa 268 km/h Höchstgeschwindigkeit legen nahe, dass die Leistung etwa den 350 PS eines serienmäßigen 365 GTB/4 Daytona entsprochen haben mag.

Die Karosserie: Einzelstück

Ferrari 365 GTB/4 Daytona Prototype by Scaglietti (1967) Foto: Alberto Chimenti Dezani/RM Sotheby's
Von hinten sieht der Prototyp einem Daytona ähnlich - er hat jedoch andere Leuchten.

Bis zur Windschutzscheibe sieht der erste 365-Prototyp aus wie ein 275 GTB/4 mit etwas flacherer Nase. Die Scheinwerfer sind abgedeckt, die Motorhaube hat einen kräftigen Buckel. Die Sicke an den Seiten sieht dem Daytona ähnlich, ebenso die Ansicht von schräg hinten. Anders als das Serienauto hat der Prototyp jedoch drei runde Rückleuchten auf jeder Seite. Der Daytona hat zwei runde Rückleuchten auf jeder Seite.

Die Geschichte des Autos

Nachdem der Prototyp mit der Fahrgestellnummer 10287 im Frühjahr 1967 fertiggestellt war, standen Testfahrten im Modena Autodrome auf dem Programm. Am 8. Mai 1968 bekam der Ferrari seine erste Straßenzulassung und die Kennzeichen "Roma B 85391". Über einen Ferrari-Händler in Rom wurde er für acht Millionen Lire verkauft, was etwa dem Neupreis eines 275 GTB/4 entsprach.

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Nachdem sich ein Ferrari-Kunde während der Wartezeit auf seinen Daytona Spider mit dem Prototyp vertrieben hatte, folgten zwei weitere Besitzerwechsel in Italien und der Export in die USA im Mai 1972. Es folgten mehrere Besitzerwechsel in den USA, bis das Auto 1989 wieder nach Europa kam; zunächst besaß das Auto ein Niederländer, anschließend ein Italiener. Im September 2003 kam der Ferrari zum Vater des jüngsten Besitzers. Seiner eigenen Aussage nach benötigte das Auto zu diesem Zeitpunkt viel Arbeit. Nachdem er herausgefunden hatte, was er für einen einzigartigen Ferrari besaß, ließ er bei Spezialisten in den Niederlanden Technik, Karosserie und Innenraum restaurieren.

Das fertige Auto kam rum: 2012 war es beim Concorso d’Eleganza an der Villa d’Este zu sehen und von Februar 2015 bis März 2016 im Ferrari Museum. Bei drei niederländischen Schönheitskonkurrenzen wurde der Prototyp Best of Show: am Plais Het Loo Apeldoorn, in Zoute und während des MECC in Maastricht zu 70 Jahren Ferrari in den Niederlanden.

Einen Preis verrät RM Sotheby’s nicht. Vom 22. Bis 26. Mai 2023 wird der 365 GTB/4 Daytona Prototype online versteigert.