Ferrari 400i one-off Meera S Michelotti (1983)

Einzelstück zum Vierfachen des Schätzpreises

Diesen Ferrari gab ein Saudi bei Michelotti in Auftrag. Jetzt wurde das Einzelstück zum Vierfachen des Schätzwerts versteigert.

Ferrari 400i Meera S Michelotti (1983) Foto: RM Sotheby's 18 Bilder

Der 400 oder der 412 gehören sicher nicht zu den meistgesuchten Ferrari, aber zu den interessanten Modellen in der Geschichte des italienischen Sportwagenherstellers. Die schlichte Karosserie des Zwölfzylinder-Frontmotor-Sportwagens gefällt manchen und manchen ist sie etwas zu unauffällig. Einem Bieter war der Meera S nun offenbar viel mehr wert, als das Auktionshaus offiziell erwartet hatte: Der Verkaufspreis stieg während der Auktion auf 432.500 Euro. Den Wert des Einzelstücks hatte RM Sotheby's auf 90.000 bis 110.000 Euro geschätzt.

Rückfahrkamera und Radar-Alarm

Was genau ein Mitglied der saudi-arabischen Königsfamilie motiviert hat, bei Michelotti einen Ferrari 400i zu bestellen, wissen wir nicht. Es soll laut RM Sotheby’s der letzte Ferrari sein, an dem Giovanni Michelotti gearbeitet hat. Allerdings legte Michelotti 1980 für immer den Zeichenstift aus seiner Hand. In Zeitschriftenartikeln von 1980 werden dessen Sohn Edgardo und der Michelotti-Chefdesigner Uchida als Urheber der aus Stahlblech und Alumnium gefertigten Karosserieform genannt. Der Meera S ist fünf Zentimeter kürzer als das Original. Der Innenraum war damals mit Velours und Leder ausgeschlagen. Dazu kamen technische Besonderheiten: Ein Kamera-Rückfahrsystem und eine Radar-Alarmanlage sowie zwei Klimaanlagen.

Giovanni Michelotti hat 1.200 Autos gestaltet

BMW 700 Foto: BMW
Giovanni Michelotti hat den BMW 700 gestaltet - und etwa 1.200 weitere Autos.

Giovanni Michelotti hatte mit dem Design von 1.200 Autos zu tun. Am bekanntesten sind vermutlich BMW 700 und Triumph TR4. Doch auch am BMW 2000 war Michelotti beteiligt – sowie an Dutzenden Ferrari und Maserati. Häufig schuf der Maestro Sondermodelle und Studien für Bertone, Ghia und Vignale. Zum Beispiel das 212 Vignale Coupé von 1952.

Eine besondere Michelotti-Linie scheint es nicht zu geben; dafür sind die von ihm gestalteten Autos zu unterschiedlich. Entsprechend unterscheidet sich auch der Meera deutlich von seinem Ausgangsprodukt, dem Ferrari 400i.

Eine deutliche Sicke teilt den Wagenkörper in ein Oben und Unten. Darauf sitzt das Cockpit wie eine gläserne Kuppel – inklusive Wischer an der Heckscheibe. Ein Detail, das in einem Wüstenstaat nicht unbedingt zwingend erscheint. Im Heck stecken, wie beim Original, vier runde Leuchten, unter der Heckschürze ragen vier angeschrägte Endrohre eines Ansa-Sportauspuffs hervor.

Restauriert für 252.100 Euro

Ferrari 400i Meera S Michelotti (1983) Foto: RM Sotheby's
Das Cockpit ist mit rotem Leder bezogen, Sitze und Teppiche sind hellbeige.

Cockpit, Mittelkonsole und Lenkrad sind mit rotem Leder bezogen, Sitze und Teppiche sind hellbeige. Das war nicht immer so: Ursprünglich hatte das Michelotti-Einzelstück eine blaue Innenausstattung mit mehreren Monitoren auf der Armaturentafel und anstelle des Handschuhfachs. Die Außenfarbe heißt laut RM Sotheby's Bianco Fuji. Es ist jedoch denkbar, dass Michelotti eine andere Farbe verwendet hat. 

Wie die Mehrzahl der 400i, hat auch dieser ein Automatikgetriebe: 569 hatten das automatische GM 400 und 451 waren Fünfgang-Handschalter. Der Kilometerzähler im Tacho steht bei 50. Allerdings legen frühere Fotos des Autos nahe, dass die Kilometerleistung im niedrigen vierstelligen Bereich liegt. Zuletzt war ein Kilometerstand von rund 3.000 bekannt. Im November 2010 kam das Einzelstück zu Ferrari und wurde restauriert. Für 252.100 Euro wurde der 12-Zylinder-Motor überholt, die Elektrik neu gemacht, die Auspuffanlage ersetzt und einige weitere Arbeiten erledigt. Die Auktion fand am Mittwoch, 2 Februar 2022 in Paris statt. Abgeholt werden muss das Auto allerdings in Dubai.