Ford Capri (1969-1986) wird 50

Sportcoupé zum Kleinwagenpreis

Was ist der Ford Capri nun? Ein junger Wilder, ein deutscher Mustang oder der Manta von Ford? Vor 50 Jahren hat Ford den Capri zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt. Wir zeigen, worauf Sie bei einem Kauf heute achten müssen.

Ford Capri, Heck Foto: Hardy Mutschler 17 Bilder

Premiere hatte der Ford Capri 1969 auf dem Brüsseler Autosalon, kurz danach wurde das Coupé in der Bonner Beethovenhalle der Presse gezeigt. Die Regierung der Bundesrepublik saß am Rhein, in Paris protestierten Studenten und das Modellprogramm von Ford trug heimatlich-vertraute Namen wir Taunus. Auf dem basierte der Capri auch. Das Coupé sollte Sehnsucht wecken und junge Käufer zur Marke locken; die Marktforschung rechnete mit einem hohen Anteil 18- bis 29-Jähriger unter den Käufern und überlegte sich, ob auch „reifere Jahrgänge“ ab 35 ins Sportcoupé passten. Nun sind selbst die jüngsten Capri über 30, alle Jahrgänge können das H-Kennzeichen bekommen – so sie denn Rost und jugendliche Heißsporne überlebt haben.

Kein Zufall: Mustang-Ähnlichkeit

Ford Capri I Foto: Dino Eisele
Die Ähnlichkeit zum Mustang war kein Zufall.

Der Capri hätte übrigens fast Colt geheißen. Doch das hat Mitsubishi mit einem Kleinwagen verhindert, der schon so hieß. Gezeichnet hat das Sportcoupé übrigens der Designer des Mustang, Philip T. Clark. Kein Zufall also, dass der Capri seinem US-Markenbruder ein bisschen ähnlich sah. In den USA war der Capri übrigens zeitweise nach dem Capri das zweitmeistverkaufte Importauto. Insgesamt wurden von 1969 bis 186 in den Werken Halewood, Dagenham, Köln und Saarloius rund 1,9 Millionen Capri gebaut. Ähnlich wie beim Mustang ist auch das Rezept: lange Haube, kurzes Heck, dazwischen Platz für eine ganze Familie. Man fuhr damals noch Käfer, da war ein langes, flaches Coupé ein klarer Gegenentwurf und Geräumigkeit anders definiert. Man schnallte sich auch noch nicht an, die Gurtpflicht kam erst später.

Im Käfer-und Escort-Kontext sind auch die Fahrleistungen zu sehen: 133 km/h lief der erste Capri 1300 mit 50 PS. Da würde heute ein Smart am Heck kleben. Rasanter waren schon die V6 mit dem „Power-Buckel“ in der Motorhaube, die mit bis zu 108 PS (2300 GT) maximal 178 km/h schnell liefen. Das Topmodell sprintete in 10,8 Sekunden von null auf 100 km/h. Beim Capri III stieg die Leistung später über 160 (2.8i) auf bis zu 188 PS beim Turbo. Da waren gefühlt die bis zu 600 PS starken Renn-Capris von Zakspeed ganz nah. Auf einem Capri begann übrigens auch die Rallye-Karriere von Walter Röhrl.

Karosserie-Check

Die Karosserie des Ford Capri gilt als extrem rostanfällig. Zu den besonders betroffenen Stellen zählen die Federbeindome im vorderen Motorwagen, die Radläufe, Schweller und Endspitzen. Für das Windfangblech vor der Frontscheibe gibt es oftmals ebenfalls keine Rettung mehr. Wenn bei einer Sanierung maroder Stehbleche auch der Teil herausgetrennt werden muss, auf dem die Fahrgestellnummer eingeschlagen ist, verlangt der TÜV eine Werkstattbescheinigung.

Pech für Selbermacher: Die Kotflügel des Ford Capri sind mit der Karosserie verschweißt, was Reparaturen erschwert. Ebenso schwer rückgängig zu machen sind die optischen Tuning-Sünden der Bastel-Szene. Beim raren RS werden inzwischen jedoch selbst die letzten Wracks wieder aufgebaut.

Technik-Check

Die V4- und V6-Motoren des Ford Capri sind Langläufer – bei schonender Behandlung hält die komplette Technik ewig. Unterm Strich fallen nur zwei Schwachstellen negativ ins Gewicht: abgenutzte Stirnräder (spätestens nach 100.000 Kilometern beziehungsweise zehn Jahren wechseln) und undichte Anschlüsse des Wasserumlaufrohrs.

Undichtigkeiten an Motor und am Antrieb gelten in der Szene als quasi unvermeidbar. Beim Fahrwerk des Ford Capri sind oft die Spurstangenköpfe ausgeschlagen und die Querlenkerbuchsen verschlissen.

Preise

Mit 9.800 Euro stehen Zustand 2-Ford Capri 1300 der ersten Serie in der classic-analytics-Liste. Ein Capri 2600 im Zustand 2 kostet etwa 20.800 Euro.

Bei Einführung 1969 (Ford Capri 2300 GT) :
8.965 Mark

Ersatzteile

Originale Karosserieteile für den Ford Capri Serie 1 sind praktisch nicht mehr aufzutreiben. Die Szene hilft sich mit Nachbau-Blechteilen über die Runden, deren Passform jedoch nicht immer befriedigt. Technischer Ersatz findet sich hingegen problemlos beim spezialisierten Teilehändler.

Schwachpunkte

  1. Federbeindome
  2. Vordere Kotflügel (verschweißt)
  3. Stehbleche
  4. Radläufe
  5. Windfangblech
  6. Schweller
  7. Wasserumlaufrohr
  8. Einspritzpumpe (RS)
  9. Stirnräder (aus Novotex)
  10. Endspitzen
  11. Radhäuser
  12. Originalität
Ford Capri Serie 1, Schwachstellen, Kaufberatung

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Simple Technik unter einer rassigen Form - der Ford Capri wird längst als Design-Ikone gefeiert. Gute Modelle des Kölner Coupés im Originalzustand sind heute jedoch nur noch schwer aufzutreiben.