Hemmels Mercedes 280 SL electric

Waliser machen Pagode zum E-Auto

Hemmels hat sich auf das sorgfältige Restaurieren von klassischen Mercedes-Modellen spezialisiert. Jetzt bieten die Waliser den 280 SL auch als Elektroauto an.

Hemmels Mercedes 280 SL EV Foto: Shawn Eastman/Hemmels 18 Bilder

Die in der walisischen Hauptstadt Cardiff ansässige Firma Hemmels restauriert historische Modelle von Mercedes. Dabei versprechen die Waliser, keine Schraube unangetastet zu lassen und jedes der originalen Analog-Instrumente neu zu kalibrieren. Und auch wenn die Autos nach der Restauration optisch fast eins zu eins dem Original entsprechen (nur die Abgasanlage und der Motorisierungs-Schriftzug am Heck fehlen beim 280 SL electric), bauen die Spezialisten von Hemmels auf Wunsch Annehmlichkeiten wie beispielsweise eine Sitzheizung ein, die Bremsen und die Servolenkung verbessern sie sowieso. Auch eine Klimaanlage und ein neues Infotainment-System gehören zum Serienumfang.

Am originalen Design ändert dies nichts. Die Kunden dürfen sich zudem jede erdenkliche Lack- und Lederfarbe wünschen. Als der SL 1972 noch neu im Angebot war, kostete Metallic-Lack 699 Mark extra und eine Lederpolsterung schlug mit 1.048 Mark zu Buche. Richtig teuer war übrigens das Autotelefon von Becker oder TeKaDe für 9.934 Mark. Weg vom Original geht es bei Hemmels unter der Haube: Der Verbrennungsmotor des 280 SL kommt raus, dafür kommen ein Elektromotor und eine Batterie rein.

Hemmels Mercedes 280 SL EV Foto: Shawn Eastman/Hemmels
Die analogen Instrumente bleiben vollständig erhalten - auch ihre Beleuchtung stellt Hemmels nicht auf LED um. Allerdings kalibieren die Spezialisten jedes Instrument neu.

Elektromotor mit ähnlichen Leistungsdaten

Die Cabrios der Baureihe W 113 hat Mercedes von 1963 bis 1971 produziert. Die stärkste Variante 280 SL ist mit einem 2,8-Liter-Reihen-Sechszylinder ausgerüstet, der 170 PS leistet und ein maximales Drehmoment in Höhe von 240 Newtonmeter generiert. Hemmels ersetzt das Triebwerk durch einen 120-Kilowatt-Elektromotor (163 PS). In Sachen Drehmoment halten sich die Hemmels-Spezialisten wieder an die vom Original gemachten Vorgaben: Per Motorsteuerung bleibt der Drehmomentverlauf des Verbrennungsmotors beim Elektromotor erhalten, und auch hier beträgt das maximale Drehmoment 240 Newtonmeter. Bei den Fahrleistungen soll die Elektrovariante besser sein als das Original – mit Verbrennungsmotor spurtet der 280 SL in 9,0 Sekunden auf Tempo 100 und ist maximal 200 km/h schnell.

Die Batteriekapazität hat Hemmels noch nicht bekanntgegeben – aber eine Ladung soll für drei Stunden Fahrt in der Stadt reichen. Die durchschnittliche Reichweite gibt der Hersteller mit 257 Kilometer an, die maximale Reichweite beträgt 323 Kilometer. Am Schnelllader soll der Akku innerhalb von einer Stunde wieder zu 70 Prozent geladen sein.

Hemmels Mercedes 280 SL EV Foto: Shawn Eastman/Hemmels
Hier bauen Hemmels-Mechaniker den Elektromotor ein, der eine ähnliche Leistung ausweist wie das originale Sechszylinder-Verbrenner-Aggregat.

Bestellbücher für zweite Charge geöffnet

Mit der Entwicklung des 280 SL electric hat Hemmels 2018 begonnen – jetzt ist die Konstruktion fertig. Die Herstellung eines Autos dauert ein Jahr und verschlingt zirka 4.000 Arbeitsstunden. 2021 wollen die Spezialisten zwölf Autos fertig bauen – alle sind bereits verkauft. Aktuell sind die Bestellbücher für 2022 geöffnet. Den Preis geben die Waliser in US-Dollar an (schließlich waren die USA einer der größten Märkte für den W 113): 215.000 (aktuell umgerechnet zirka 180.000 Euro). In dem Preis ist das Basisfahrzeug bereits enthalten – der Kunde wählt, ob er es in einer Ausführung als Rechts- oder Linkslenker möchte. Da die Batteriekosten permanent sinken, war die erste Charge des 280 SL electric mit 295.000 Dollar (247.600 Euro) pro Exemplar deutlich teurer.