Jeep Grand Cherokee ZJ 4.0, 5.2, 5.9 (1993-1998)

Großer Jeep mit kleinen Schwächen

Acht Zylinder, Allradantrieb, Automatik: Der Jeep Grand Cherokee ist Zugfahrzeug, Langstrecken-Gleiter und Kombi. Hat er Schwächen? Wenige. Wir sagen, worauf Sie beim Kauf achten sollten.

Jeep Grand Cherokee ZJ (1993) Foto: Archiv 22 Bilder

Ach, wie war das unkompliziert Anfang der Neunziger. Da schwang niemand so wie heute die Umwelt-Keule, als der Jeep Grand Cherokee den in die Jahre gekommenen Wagoneer ablöste. Da sagte man: Schau mal an. Wer mehr Platz braucht, als der Cherokee bietet, der kann jetzt zum Grand Cherokee greifen. Und weil der nicht nur vorn, sondern auch hinten die Blattfedern gegen Schraubenfedern getauscht hat, dürfte der lange Lulatsch sogar manierlich federn und halbwegs willig um die Ecken fahren. Den schauen wir uns einmal an.

Das taten dann zwischen 1992 und 1998 sehr viele Leute. Und mehr als 1,6 Millionen von ihnen gefiel der große Jeep so gut, dass sie einen Kaufvertrag unterschrieben. Will sagen: Niemand muss nun, weil das Verlangen so groß ist, den ersten oder zweiten Grand Cherokee kaufen, den er sich anschaut.

Top-Zustand für 7000 Euro

Jeep Grand Cherokee ZJ (1993) Foto: Archiv
Keine Angst: Der Grand Cherokee ist zuverlässig.

Das Angebot ist groß, wobei eine Faustformel lautet: Für 7.000 Euro bekommst du schon ein richtig gutes Exemplar, unter 2.500 Euro dagegen sollte man schrauberische Grundfertigkeiten besitzen oder eine gute Werkstatt kennen, die moderate Stundensätze als Mittel der Kundenbindung versteht. Aber bevor hier ein falscher Zungenschlag für Zurückhaltung sorgt: Niemand muss Angst haben vor einem Grand Cherokee. Nichts an ihm ist Raketenwissenschaft. Der Grand Cherokee ist guter alter US-Maschinenbau nach der Devise, dass ein Teil ruhig etwas größer als nötig dimensioniert sein darf, wenn es im Gegenzug auch doppelt so lange hält, wie die Europäer mit ihrem High-Tech-Getue denken.

Das heißt natürlich nicht, dass all jene Gebrechen, die auch beim Auto mit dem Alter kommen, gerade an diesem stolzen Automobil vorbeigehen. Nein, natürlich nicht. Es ist also eher Ausnahme als Regel, dass die Sitzheizung tut, wofür sie installiert wurde. Und dass die Aufstelldämpfer für Motorhaube, Heckklappe und die separat zu öffnende Scheibe darin – ganz schön praktisch beim Verladen von Kleinkram – noch dieselbe Spannkraft haben wie vor 15 Jahren, ist womöglich auch etwas viel verlangt.

Lässig gleiten? Yes, we can

Jeep Grand Cherokee ZJ (1993) Foto: Archiv
Lässig gleiten für 7.000 Euro: Der Grand Cherokee ist ein cooler Begleiter für den Alltag.

Wer solche kleinen Macken mit einem Schuss souveräner Großzügigkeit nimmt und bei Gelegenheit mal repariert, kann mit diesem Ami eine unkomplizierte Beziehung führen, in der vornehmlich die Sonne scheint. Denn die Grundfunktionen sind allermeistens gegeben, wie der Techniker sagt. Und derentwegen hat man den Grand Cherokee ja doch gekauft.

Also, wie lebt es sich denn mit diesem Jeep? Fahrer und Beifahrer empfängt er mit flaumig gepolsterten und natürlich komplett ohne Seitenhalt geformten Sitzen, auf denen sich beim Limited relativ haltbares Leder spannt, während das anfangs Base, später dann SE genannte Basismodell und der Laredo robusten Stoff trugen. Das Cockpit ist mit viel Plastik und Plastikholz geschmückt sowie mit allerlei Instrumenten und Schaltern der verschiedensten Art, zwischen den Sitzen grüßt der Wählhebel der Viergang-Automatik. Sofern wir nicht vom Basismodell mit Handschaltung reden. Die Lenkung ist überraschend zielgenau, das Handling für das Kaliber des Autos gar nicht mal so plump – und beim Tritt aufs Gaspedal wirkt dann dieses wunderbare Low-End-Torque mit Druck ab Standgas.

Motoren-Empfehlung: 5,2-Liter-V8. Reicht

Jeep Grand Cherokee ZJ (1993) Foto: Archiv
Idealer Motor: Der 5,2-Liter-V8 passt perfekt zum Auto.

Der Vierliter-Reihensechszylinder, der je nach Baujahr irgendwas um 180 PS leistet, erscheint auf der ersten Probefahrt als ausreichend, zumal die Spitze der meisten Modelle mit Rücksicht auf die Allwetterreifen auf 180 km/h begrenzt ist. Doch wer einmal vom süßen V8-Gift gekostet hat, ist für den Sechser verdorben. Es muss gar nicht mal der 5,9er sein, der nur in den letzten zwei Jahren produziert wurde. Der 5.2, ein ganzer Kerl aus Grauguss vom Kopf bis zur Ölwanne, reicht komplett.

Haben die Vorbesitzer ihm regelmäßig alle 12.000 Kilometer frisches Öl spendiert (was angesichts der Wechselmenge von nur 4,7 Litern niemanden arm macht), ist der V8 wie der 4,0 übrigens auch gut für einige Erdumkreisungen. So richtig sparsam ist der Hubraum-King-Kong natürlich nicht – ab 14 Litern geht der Spaß los. Doch der Sechszylinder schluckt auch nicht so viel weniger, als dass der V8 indiskutabel würde. Von nix kommt nix, heißt es so schön. Stimmt.

Kann man den Diesel kaufen?

Kosten-Fixierte kaufen da eher den Grand Cherokee Diesel, dem ein bei VM für den europäischen Markt zugekaufter Selbstzünder mit 115 PS verhaltenen Schwung verleiht. Kann man machen, wirkt aber unterm Strich wie ein Besuch im Burger-Laden, wo man sich mangels Masse nur eine kleine Portion Fritten und eine Flasche stilles Wasser gönnt.

Rost ist natürlich ein Thema beim Grand Cherokee, nicht nur im Bereich der Karosserie, sondern auch an den Enden der Längsträger, an den Fahrwerksteilen, unter den vorderen Innenkotflügeln und sogar innen an den vorderen Bremsscheiben. Da lohnt sich genaues Hinschauen, um teure Nachsorge zu vermeiden.

Öl-Inkontinenz kommt vor

Jeep Grand Cherokee ZJ (1993) Foto: Archiv
Die Technik sollte funktionieren und kein Öl verlieren, dann ist der Grand Cherokee ein guter Kauf.

Wurden vom Vorbesitzer schon mal die Hinterachssperre oder die Visco-Kupplung des Allradantriebs überholt oder gar getauscht, ist das ebenso einen Preisaufschlag wert wie regelmäßige Getriebeölwechsel. Und sollte einem ein wirklich öldichtes Exemplar vor die Flinte laufen, hat man richtig Glück gehabt. Denn im Grunde neigt jeder Grand Cherokee zu Öl-Inkontinenz an Ölwannendichtung, Ventildeckeln oder am Ölfilter. Suppt es am der Spritzwand zugewandten Ende des Motors, sollte man das beim V8 nicht auf die leichte Schulter nehmen: Das Abdichten dieses Lecks ist zeit- und kostenintensive Arbeit.

Der große Häuptling markiert eben gern sein Revier, was mit einem pingeligen Sachverständigen Ärger bei der Hauptuntersuchung geben kann. Nicht relevant für die Plakette, aber ziemlich ärgerlich ist ein nasser Beifahrerfußraum. Dann nämlich ist der Wärmetauscher undicht – und zum Wechsel muss das komplette Armaturenbrett raus.

Das alles kann, muss aber nicht kommen. Wer ein Auto des Modelljahres 1997 kauft, bekommt bessere Qualität ab Werk mit stabilisierter Elektronik, etwas gefälligerem Aussehen sowie einem Beifahrerairbag. Und billiger wird der Spaß am Grand Cherokee dann auch, denn von da an erfüllt er die Euro 2. Das macht schon beim Vierliter einen großen Unterschied in der Steuer.