Klassikertreffen an den Opel-Villen 2023

Warum Rüsselsheim das Oldtimertreffen gekillt hat

Fünf Tage vorher hat die Stadt Rüsselsheim das Klassikertreffen an den Opelvillen abgesagt. Das lag vordergründig an einem Gerichtsurteil, doch was steckt dahinter?

Klassikertreffen Opelvillen 2018 Foto: Opel 22 Bilder

Am 25. Juni 2023 hätte nach drei Jahren coronabedingter Pause das 20. Klassikertreffen an den Opelvillen stattfinden sollen. So hatte es der Rüsselheimer Magistrat im Januar beschlossen. Fünf Tage vor dem letzten Wochenende im Juni scheitert ein Eilantrag der Stadt vor Gericht, die Veranstaltung wird abgesagt.

Bis zu 3.000 Oldtimer und 30.000 Besucher hätten sich nach Angaben der Stadt im Park rund um Dr. Fritz Opels ehemaliges Wohnhaus, die Festung Rüsselsheim und auf den angrenzenden Mainwiesen getummelt. Das Klassikertreffen gilt als eine der größten Oldtimer-Veranstaltungen hierzulande.

Streit um Mainwiesen

Klassikertreffen Opelvillen 2018 Foto: Opel
Ein Bild von 2018: Oldtimer auf den Mainwiesen. Für die Nutzung der Fläche im Landschaftsschutzgebiet fehlte 2023 die Genehmigung.

Eines der zentralen Elemente des Treffens war gleichzeitig der Streitpunkt: Das Parken von klassischen Autos auf den Mainwiesen. Die liegen in einem Landschaftsschutzgebiet Zone 1 und sind laut BUND Überschwemmungsflächen. Die Wiese sei durch größere Veranstaltungen 2018 und 2019 angegriffen und gefährdet, zu Trittrasen zu degenerieren, so Herbert Debus vom BUND Rüsselsheim. Wer die Mainauen für eine Veranstaltung nutzen möchte, muss sich das genehmigen lassen.

Fehlende Genehmigung

Eine Genehmigung, die offenbar nicht vorlag. Das hatte die Obere Naturschutzbehörde der Stadt Rüsselsheim am 2. Juni 2023 in einer Weisung mitgeteilt. Einen Eilantrag der Stadt gegen diese Weisung lehnte das Verwaltungsgericht Darmstadt am 20. Juni 2023 ab. Die Stadt, so das Gericht, habe die Veranstaltung "ohne die nach der einschlägigen Landschaftsschutzgebietsverordnung erforderliche Genehmigung" geplant. Das Regierungspräsidium erklärt dazu in einer Pressemitteilung vom 22. Juni: "Die Obere Naturschutzbehörde hatte bereits 2020 und 2021 im Zuge von Genehmigungsverfahren für die Veranstaltung "Love Family Park" mehrfach deutlich gemacht, dass die Fläche im Landschaftsschutzgebiet für Veranstaltungen nicht genutzt werden kann."

Einen Dissens der Unteren und Oberen Naturschutzbehörde kann ein Sprecher des Regierungspräsidiums auf Nachfrage "nicht erkennen." Die Untere Naturschutzbehörde habe den Magistrat der Stadt Rüsselsheim demnach schon am 23. Januar 2023 darauf hingewiesen, dass eine Nutzung der Wiesen in den "Hessischen Mainauen" nicht genehmigt werden könne. Der Magistrat hatte den städtischen Betrieb Kultur 123 am 31. Januar 2023 beauftragt, das Treffen zu organisieren. Eine Sprecherin des Magistrats der Stadt Rüsselsheim entgegnete auf Nachfrage: "Der Magistrat als Untere Naturschutzbehörde hielt die Veranstaltung immer für zulässig." Der Magistratsbeschluss sei nach Auffassung der Stadt die Genehmigung gewesen. Am 2. Juli ist OB-Wahl in Rüsselsheim. Die Absage fällt also mitten in den Wahlkampf.

Unterstützung von Opel

"Opel hat sich als Unterstützer des Klassikertreffens dort immer sehr gerne präsentiert", sagt Opel-Classic-Sprecher Leif Rohwedder. Auch wenn die Opelvillen nicht mehr zum Autohersteller gehören, ist die Marke über ihren Standort Rüsselsheim mit dem Treffen verbunden, stellt zum Beispiel Besucherparkplätze. Der ehemalige Leiter von Opel Classic, Heinz Zettl, hat das Treffen um das Jahr 2000 mitgegründet. Opel hat, wie etwa auch 20 Gastronomen und zwei Bands, Aufwand in die Planung gesteckt.

Klassikertreffen 2024 wird anders stattfinden

Klassikertreffen Opelvillen 2017 Foto: Opel
Oldtimer im Park: Die Flächen rund um die Opelvillen sollen 2024 zur Verfügung stehen.

Mitgründer Zettl ist von der Absage "maßlos enttäuscht", blickt aber ohne Groll nach vorn: "Das Klassikertreffen 2024 wird stattfinden. Wir müssen uns ein neues Konzept ohne die Mainwiesen überlegen." Die Nutzung der Opelvillen und des umliegenden Parks sei schon zugesagt. BUND-Sprecher Debus bedauert die kurzfristige Absage: "Ich hätte mir die Autos gern angesehen. Nur nicht auf der Wiese."