Lamborghini Countach 25th Anniversary (1989)

Roter Keil unter Schätzwert verkauft

RM Sotheby's hat am 9. September in der Schweiz ein auffällig beflügeltes Jubiläumsmodell des Lamborghini Countach verkauft. Der Preis entsprach nicht ganz den Erwartungen.

Lamborghini Countach 25th Anniversary (1989) Foto: RM Sotheby's 17 Bilder

Als Bertone 1971 den gelb lackierten Lamborghini LP500 auf seinen Stand stellte, war wenig Dramatischeres vorstellbar als dieser kantige Keil von nur einem Meter Höhe mit V12 zwischen Passagierkabine und Hinterachse. Drei Jahre später lief bei Lamborghini in Sant'Agata Bolognese die Serienproduktion an. Anders als der Miura hatte das neue Modell einen längs eingebauten Mittelmotor, wofür das Kürzel LP steht.

Lamborghini Countach bei RM Sotheby's

Über die Jahre modifizierte Lamborghini den Countach mehrmals, erhöhte den Hubraum von ursprünglich vier auf 5,2 Liter, installierte eine Benzineinspritzung statt der sechs Doppelvergaser. Die stärkste Version war jedoch jene mit 5,2 Litern Hubraum und sechs Doppelvergasern. Die erreichte 455 PS und beschleunigt in 4,5 Sekunden von null auf 100 km/h. Maximal sind laut Werk 295 km/h möglich.

Genau einen solchen Countach hat RM Sotheby's am Freitag, 9. September 2022 im schweizerischen St. Moritz versteigert. Der rote Keil stammt aus der Sonderserie 25th Anniversary. Über die ersten Jahre des Autos ist wenig bekannt. Es wurde 1989 gebaut, jedoch erst 1997 in den USA zugelassen. Der Tacho hat eine Meilenmarkierung, die Laufleistung wird jedoch in Kilometern angezeigt. Zum Zeitpunkt der Auktion waren es 12.484 Kilometer – viel gefahren ist der Sportwagen also nicht. Seit Oktober 2017 befindet sich das Auto wieder in Europa und stand nun zum Verkauf. Auf 400.000 bis 450.000 Schweizer Franken (416.000 bis 468.000 Euro) hatte RM Sotheby's den Preis des Countach geschätzt. Dieser sogenannte Schätzwert wurde nicht ganz erreicht: Das Höchstgebot von 360.000 Franken (374.000 Euro) entspricht nach den bei Auktionen üblichen Aufschlägen einem Verkaufspreis von 410.000 Franken oder 425.750 Euro.

Mario Andrettis Lamborghini

Einen anderen, sehr besonderen Countach hatte ein Händler in Fort Lauderdale, Florida im Sommer 2019 zum Verkauf angeboten: Der 5000S gehörte mal Mario Andretti. Der gebürtige Italiener und Formel-1-Weltmeister von 1978 soll neben dem roten 5000S einen weiteren Countach sowie je einen Diablo, Murcielago, Aventador und Huracan besessen haben.

Wie lange Andretti den Countach besaß, ist nicht bekannt. Der Lamborghini war Baujahr 1984 und war 17.715 Kilometer gelaufen. Den roten Lack ziert eine schmale Seitenlinie mit dem Logo von Mario Andretti, auf dem linken Außenspiegel weist ein Schriftzug auf den Vorbesitzer hin. Das mit beigem Leder ausgeschlagene Interieur sei in einem Top-Zustand, versicherte der Händler damals. Abgesehen vom prominenten Vorbesitz ist der 5000S auch selten: 321 Stück wurden gebaut. Der S hat nicht nur einen größeren und stärkeren Motor, sondern auch einen Flügel auf dem Heck.

Rund 450.000 Euro für Andretti-Countach

Zwischen Hinterachse und Passagierabteil arbeitet ein Fünfliter-V12 mit sechs Vergasern und 376 PS – heute keine große Leistung mehr, doch gerade die Vergaser-Versionen des Lamborghini-V12 gelten als sehr klangvoll und stimmgewaltig. Ein sehenswertes Technik-Denkmal ist der Motor ohnehin. Exakt 499.000 US-Dollar verlangte der Händler für den Lamborghini – damals waren das umgerechnet 442.560 Euro.

Der Rennfahrer

Mario Andretti - Lotus 79 - GP England 1979 - Silverstone Foto: Wilhelm
Mario Andretti 1979 im Lotus 1979.

Mario Andretti kam 1940 in Montona, Italien, zur Welt. Seine Familie emigrierte 1955 in die USA, wo Andretti 1964 eingebürgert wurde. Er fuhr in der USAC- und CART-Meisterschaft, startete 29-mal beim 500-Meilen-Rennen von Indianapolis und gewann es 1969. Ein Jahr zuvor startete Andretti das erste Mal in der Formel 1 und wurde 1978 im Lotus 79 Weltmeister. Beim 24h-Rennen von Le Man holte er 1985 in einem Courage C34 mit den Teamkollegen Bob Wollek und Eric Hélary den Klassensieg und 2. Gesamtrang. In Sebring gewann Andretti drei Mal: 1967, 1970 und 1972. Seinen letzten Einsatz in einem Rennauto hatte er 2003 bei Testfahrten für Indianapolis 500 im Team seines Sohnes Michael.