Lamborghini Espada 400 GT

Der Familien-Gran Turismo

Der Lamborghini Espada wird dank seines 350-PS-V12 und seiner Herkunft Lamborghini in den automobilen Hochadel gehoben. Die Preise sind dort allerdings noch nicht ganz angekommen. Die Devise heißt: Zugreifen!

Foto: Dino Eisele 13 Bilder

Karosserie-Check

Wie bei allen italienischen Sportwagen aus jener Zeit war auch für den Lamborghini Espada Rostvorsorge kein großes Thema: Sie fand im Prinzip nicht statt. Entsprechend anfällig reagierte die Karosserie auf ausgedehnte Regenfahrten oder längere Ausflüge in Skigebiete. Rostgefährdet sind im Prinzip alle Bereiche unterhalb der seitlichen Zierleisten.

Die Verstärkungsbleche am vorderen Unterboden sind dagegen massiver ausgeführt. Bei vermeintlich intakten, gerade restaurierten oder nur bei Sonnenschein gefahrenen Lamborghini Espada sollte die Stelle kontrolliert werden, an der das Frontblechunterteil mit den vorderen Kotflügeln verbunden ist. Deren Zustand erlaubt Rückschlüsse auf versteckte Rostnester der Karosserie. Ferner ermöglichen 16, bestenfalls mit funktionsfähigen Gummistopfen verschlossene Öffnungen am Unterboden eine Untersuchung mit dem Endoskop. Die große, an den Seiten weit heruntergezogene Motorhaube aus Aluminium besitzt einen Hilfsrahmen aus Stahlblech und neigt zur Kontaktkorrosion.

Laut den Erfahrungen zeitgenössischer Tester aus den sechziger und siebziger Jahren soll sich die Verarbeitung des Lamborghini Espada im Lauf der Jahre durch eine gewisse Routine deutlich verbessert haben. Die technischen Veränderungen betrafen vor allem das Cockpit, das von der Serie I bis zur Serie III jedesmal umgestaltet wurde. Lamborghini-Spezialist Stefan Cuntz in Nürnberg meint jedoch dazu: "Aus heutiger Sicht sind die Generationsunterschiede nicht so gravierend. Im Karosseriebereich erlaubte man sich schon immer gewisse Nachlässigkeiten, für die der Importeur geradestehen musste."

Technik-Check

Bei sorgfältiger Wartung des Lamborghini Espada, am besten per Scheckheft dokumentiert durch einen erfahrenen Fachbetrieb, macht die Technik wenig Probleme. "Etwa 80 Prozent der Technikschäden am Lamborghini Espada entstehen durch unsachgemäßen Pfusch", sagt Spezialist Cuntz und nennt drei Beispiele: Optisch ähnliche Elektrolüfter eines Alfa Romeo mit verminderter Drehzahl oder ein falscher Kühlerdeckel, der erst bei 1,2 anstatt bei 0,9 Bar aufmacht, könnten schon einmal die Kopfdichtung ins Schwitzen bringen. Ferner muss die Kette des Nockenwellenantriebs beim Service auf ihre Spannung kontrolliert werden, um Sägekontakt mit dem Zylinderkopf zu vermeiden. Ansonsten darf man beim Lamborghini Espada eine gute, gleichmäßige Bremswirkung, präzise Lenkung und Geradeauslauf sowie einen zwischen 2.000 und 7.000/min elastisch anziehenden V12-Motor erwarten.

Aber auch eine brummende Kardanwelle, für die Cuntz einen neu entwickelten Zweigelenk-Ersatz parat hält. Dass Teile der Vorderachse und Lenkung mitsamt den Buchsen bisweilen ihre Spannkraft verlieren, sieht Cuntz bei mehr als 30 Jahre alten Lamborghini Espada als normal an. Differenzial und Fünfgang-Schaltgetriebe besitzen Traktorenqualität. Tassenstößel des Ventiltriebs und Nockenwellen zeigen bisweilen Laufspuren.

Preise

Seit der Übernahme von Lamborghini durch Audi im Jahr 1998 und dem damit verbundenen, ungebremsten Aufwärtstrend der Marke sind auch die Preise für gebrauchte Lamborghini Espada kräftig angestiegen. Die Prognosen für einen weiteren Wertzuwachs sind äußerst günstig. Wer heute einen gepflegten Lamborghini Espada schon seit mehreren Jahren besitzt, sollte ihn daher besser behalten, obwohl die derzeitigen Marktpreise einen Gewinn bringenden Verkauf versprechen. Aus diesem Grund fällt das derzeitige Angebot eher mager aus.Mäßige Lamborghini Espada liegen bei etwa 17.000 Euro, gute Fahrzeuge kosten etwa 70.000 Euro.

Bei Einführung 1968 (Lamborghini Espada 400 GT) :
69.375 Mark
Bei Produktionsende 1978 (Lamborghini Espada 400 GT) :
91.000 Mark

Ersatzteile

Laut Lambo-Fachmann Cuntz sind Ersatzteile für alle Bereiche des Lamborghini Espada verfügbar, auch Blechteile: "Im Werk ist fast alles vorhanden. Außerdem gibt es hochwertige Nachbauteile." Cuntz nennt die Ursachen für die gute Versorgung durch das Lamborghini-Werk in Italien: "Man hat das Material einfach vergessen oder nicht gefunden, weil es keine Teilenummern oder Kataloge gab. Deshalb wurde davon praktisch nichts verkauft." Mit Volkswagen/Audi hätte sich die Situation deutlich verbessert: "Bereits der erste Lambo-Chef aus Deutschland, Franz-Josef Paefgen, kümmerte sich um die Aufarbeitung der Lagerbestände." Einige Preisbeispiele für Neuteile: Bremsklötze vorn 113 Euro, Bremsscheibe vorn 506,94 Euro, Auslassventil 107,10 Euro, Zylinderkopfdichtung 447,44 Euro, Stoßstangenecken vorn 896,07 Euro, Felge Serie III Nachfertigung in Aluminium 1.600 Euro.

Schwachpunkte

  1. Lenkschnecke
  2. Motorhaube
  3. Wartung Vergaseranlage
  4. Wartung Steuerketten
  5. Tassenstößel mit Nockenwellen
  6. Schweller
  7. Türen
  8. Unteres Frontblech
  9. Radausschnitte
  10. Kardanwelle
  11. Vorderachsgelenke und -Buchsen

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Der Lamborghini Espada wird dank seines 350-PS-V12 und seiner Herkunft Lamborghini in den automobilen Hochadel gehoben. Die Preise sind dort allerdings noch nicht ganz angekommen. Die Devise heißt: Zugreifen!