Mazda RX-7 Turbo und Nissan 200SX Turbo

Japan-Sportwagen im Fahrbericht

Mazda RX-7 und Nissan 200SX sind die bekanntesten Japan-Sportwagen und fester Bestandteil der weltweiten Nippon-Tuning-Szene. Zwei Turbo-Exemplare ließen uns an einem perfekten Sonntag vor Freude jubilieren.

Mazda RX-7 Nissan 200SX Foto: Max Balazs 18 Bilder

Die Liste aller Umbauten an Niels Kreischers Nissan 200SX umfasst mehr als zwei DIN-A4-Seiten. Originalitätsfetischisten mögen den Kopf schütteln, doch so eine Leidenschaft für den S13 findet man nur ganz selten. Schon mehr als 20 Jahre hegt und pflegt Niels seinen Japan-Sportler, baut ihn seither zu seinem ganz persönlichen Traumwagen um. Basis bildet ein 1990er SX mit 1,8-Liter-Motor. Sämtliche Änderungen aufzulisten, würde den Rahmen sprengen, daher nur das Wichtigste: Ein selbst zusammengestelltes Body-Kit, andere Scheinwerfer und Rückleuchten sowie eine Tieferlegung per Gewindefahrwerk um bis zu 90 Millimeter und SSR-Felgen in 9 x 18 und 10 x 18 Zoll lassen den Nissan extrem tief und breit auftreten.

CA18DET mit 300 PS

Nissan 200SX Turbo (S13, 1990) Foto: Max Balazs
Tieferlegung und 18-Zoll-Räder lassen den Nissan 200SX extrem breit und tief auftreten.

Zur sportlichen Optik passt das aufwendige Motortuning: Wo serienmäßig brave 169 Pferdchen arbeiten, bläst ein Borg-Warner-Twin-Scroll-Turbo den unter anderem mit Schmiede-Innereien komplett neu aufgebauten CA18DET-Motor auf gute 300 PS und 407 Nm auf. Zumindest vermeldet das der Prüfstand. Wenn man die Leistung abfordert, was bei Ungeübten wegen der störrischen Sinter-Kupplung beim Anfahren zunächst mit einem leicht verkrampften linken Unterschenkel einhergeht, wirkt diese Angabe noch etwas verhalten.

Der Twin-Scroll-Turbo EFR-6258 drückt heftig aus dem Drehzahlkeller, ein Turboloch ist kaum zu spüren. Die verbaute Sechsgangbox aus dem Nissan 350Z lässt sich schnell durchflippern, und selbst im sechsten Gang hat man über einen enorm breiten Drehzahlbereich beeindruckenden Schub.

Domstreben vorne und hinten sowie härtere Fahrwerksbuchsen machen das Chassis straff und direkt – womit die serienmäßige Lenkung kaum mithalten kann. Die Performance allerdings ist beeindruckend. Kein Wunder, dass der S13 eines der beliebtesten Driftautos ist. Zum einen hat das traditionelle Gründe – die Drift-Szene entstand in Japan –, zum anderen sind die Basisfahrzeuge recht günstig, das Tuning-Potenzial enorm. Auf weit mehr als 500 PS lassen sich die Zweilitermotoren bringen. Bei Niels’ SX sorgt ein Torsen-Sperrdifferenzial für Traktion in allen Lagen. Es fällt schwer, nicht dem Drang zu erliegen, das Auto anzustellen und über den großen, leeren Parkplatz zu driften.

RX-7 will spielen, wild spielen

Mazda RX-7 (FC3S, 1989) Foto: Max Balazs
Der Mazda RX-7 weckt das Verlangen, beim nächsten Bergrennen zu starten.

Ganz anders dagegen der luftige Mazda RX-7, der schnell das Verlangen weckt, beim nächsten Bergrennen zu starten – so kartmäßig lässt er sich mit seiner ultradirekten Lenkung durch spitzeste Kehren werfen. Die Serienvariante des Zweischeiben-Wankels leistet 200 PS bei 6500/min, doch der von SPS umgebaute FC Turbo II wirkt noch kräftiger. Fesselnd ist zudem die unheimliche Geräuschkulisse des nominell mit nur 1300 Kubik gesegneten Kreiskolbenmotors. Das rund 100 Kilogramm leichte Triebwerk grollt schon bei Standgas wie ein ganz Großer und dreht gierig bis weit in den roten Bereich, der bei 7000/min beginnt. Dabei brüllt er wie ein brünftiger Löwe, der seit zehn Tagen auf veganer Diät ist. Bis zu 9000 Touren sollen möglich sein, doch weil die Leistungskurve so gleichmäßig und steil ansteigt, schaltet man unweigerlich schon weit darunter in den nächsten Gang des Seriengetriebes.

Sein ausgeprägtes Sprintvermögen traut man dem RX-7 zunächst kaum zu, kreischt als Fahrer nach dem ersten Beschleunigungstest allerdings spontan seinen Spaß heraus wie der Wankel seine Drehfreude – ganz großes Kino. Wir sitzen in unseren Recaros mit Vierpunktgurten in dem komplett ausgeräumten Innenraum und kriegen die Mundwinkel nicht mehr in Normalstellung. Uns umgibt ein kräftiger Käfig und sonst wenig. Das Gewicht dürfte knapp über 1100 Kilo liegen, was die Wendigkeit und Spurtstärke nochmals unterstützt.

Ersatzteilversorgung gesichert

Teile gibt es weltweit, sogar die Hersteller legen immer wieder Ersatzteile neu auf – Nachschubprobleme von Technik- und Karosseriekomponenten kennen die Nippon-Fans nicht. „Man muss halt nur wissen, wo man die speziellen Teile herbekommt“, weiß Niels Kreischer, der ganz tief in der Materie steckt. Unter anderem ist er einer der Verantwortlichen des informationsreichen Forums SXCE.DE. Dort und in anderen Web-Foren findet reger Austausch von Tipps und Bezugsquellen statt, die Szene ist eingeschworen und zugleich offen – man hilft sich gerne. Die Klischees von unzureichender Ersatzteilsituation und überteuerten Teilepreisen können die Japan-Fans schnell auf ein realistisches Maß einkochen und die Berührungsängste mit japanischen Autos kompetent abbauen.

Und die Treue, die Niels Kreischer seinem 1990er SX hält, darf als vorbildlich in Sachen Nachhaltigkeit gefeiert werden. „Er wird ja auch mit jedem Umbau besser – na ja, fast jedem“, freut sich Niels und lässt den 300-PS-Zweiliter an. Eine neue Frontschürze ist schon auf dem Weg von Japan nach Deutschland. Niels schreibt seine SX-Geschichte weiter