McLaren F1 Chassis 014 zu verkaufen
Warum dieses Supercar 18 Millionen Euro kostet
Bei RM Sotheby's kommt am 5. Dezember 2025 einer von 64 McLaren F1 unter den Hammer. Das Supercar mit 627-PS-V12 hat eine ganz besondere Geschichte.
11.11.2025 Andreas Of-Allinger
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Als Gordon Murray 1992 den McLaren F1 präsentierte, wollte er keinen Geschwindigkeitsrekord brechen, sondern das perfekte Straßenauto schaffen. Das Ergebnis wurde legendär: 391 km/h Spitze, ein 6,1-Liter-BMW-V12 mit 627 PS und ein Monocoque aus Carbon und Kevlar machten den F1 zum Maßstab für Leichtbau und Ingenieurskunst.
Schätzpreis: 18 Millionen Euro
Chassis 014, um das es hier geht, ist ein besonderes Exemplar, das als Neuwagen an die Königsfamilie von Brunei ausgeliefert wurde und die Unterschriften zweier Formel-1-Weltmeister trägt. RM Sotheby's versteigert den F1 am Freitag, 5. Dezember 2025, während einer Auktion in Abu Dhabi. Das Auktionshaus erwartet einen Verkaufspreis von umgerechnet "über 18 Millionen Euro" (21 Millionen US-Dollar).
McLaren F1 mit 627 PS und 391 km/h
Gordon Murray und sein Team bei McLaren übertrugen Formel-1-Technik kompromisslos auf den Straßenverkehr. Der Fokus lag auf Fahrpräzision, geringem Gewicht und einem unverfälschten Fahrerlebnis. Doch die Ingenieursleistung brachte ganz nebenbei einen Rekord hervor: 1998 erreichte Le-Mans-Sieger Andy Wallace mit dem F1 auf der Teststrecke Ehra-Lessien 391 km/h – bis heute die höchste Geschwindigkeit eines serienmäßigen Saugmotorsportwagens.
Der 6.064-ccm-V12 von BMW leistet 627 PS und beschleunigt das nur 1.138 Kilogramm leichte Fahrzeug in 3,2 Sekunden auf 100 km/h. Das Chassis aus Carbon und Kevlar, die zentrale Sitzposition und der völlige Verzicht auf elektronische Fahrhilfen machen den F1 zu einem der letzten analogen Supersportwagen. Zwischen 1992 und 1998 entstanden lediglich 106 Exemplare, davon 64 mit Straßenzulassung. Zu den markantesten technischen Merkmalen des F1 zählen der mittige Fahrersitz, der mit Goldfolie ausgekleidete Motorraum und der ultraleichte, eigens entwickelte Kenwood-CD-Wechsler.
Le-Mans-Sieg 1995
Eigentlich nicht für den Rennsport gedacht, bewies der McLaren F1 1995 in seiner leicht modifizierten GTR-Version eindrucksvoll sein Potenzial: Der Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans machte das Auto zur Legende. Yannick Dalmas, Masanori Sekiya und JJ Lehto führten den privat eingesetzten Wagen des Teams Lanzante auf Platz eins – ein Triumph, der McLarens Ruf als Präzisionsschmiede weiter festigte.
Chassis 014: Erstbesitz Königsfamilie von Brunei
Chassis 014 gehört zu den 64 straßenzugelassenen McLaren F1. Ursprünglich in "Titanium Yellow" mit schwarzem Leder- und Alcantara-Interieur ausgeliefert, wurde das Fahrzeug an die Königsfamilie von Brunei übergeben. Später kehrte es über McLaren-Manager David Clark nach Großbritannien zurück und erhielt eine umfassende Wartung beim Hersteller.
Nach einem kurzen Aufenthalt in New York und Kalifornien wurde der Wagen 2006 mit nur 3.224 Meilen auf dem Tacho erneut zu McLaren gebracht. In Woking erfolgte eine Komplettüberholung samt Umlackierung in "Ibis White" und der Installation des seltenen High-Downforce-Kits – einer aerodynamischen Aufwertung, die nur acht Fahrzeuge erhielten.
500.000-Dollar-Restaurierung
Das High-Downforce-Kit umfasst eine feste Heckflügelkonstruktion, eine GTR-inspirierte Frontschürze mit Splitter und LM-spezifische Kotflügel. Ergänzend erhielt Chassis 014 neue Scheinwerfer, ein modifiziertes Abgassystem und schwarze OZ-Racing-Felgen im Fünfspeichen-Design. Im Innenraum wurden Klimaanlage und Sitze überarbeitet, der Fahrerplatz in LM-Spezifikation ausgeführt und mehr Carbon sichtbar gemacht.
Die Gesamtkosten der Arbeiten beliefen sich auf über 500.000 US-Dollar, dokumentiert in mehr als 450 Fotografien. Die feierliche Übergabe fand im von Norman Foster entworfenen McLaren Technology Centre statt – ein würdiger Rahmen für eines der technisch anspruchsvollsten Automobile seiner Zeit.
Wertentwicklung: Von einer Million auf über 20 Millionen Dollar
Der McLaren F1 zählt heute zu den wertstabilsten und begehrtesten Sammlerfahrzeugen weltweit. Laut Frank Wilke, Geschäftsführer des Marktbeobachters Classic Analytics, haben nur wenige Autos eine vergleichbare Wertsteigerung erlebt. Der Neupreis 1992 lag bei rund einer Million US-Dollar, doch auf Auktionen wurden seither immer neue Rekordwerte erzielt.
2013 wechselte ein F1 bei Gooding & Company für 8,47 Millionen Dollar den Besitzer, zwei Jahre später bei RM Sotheby’s für 13,75 Millionen. Den bisherigen Höchstwert markierte 2021 eine Auktion bei Gooding mit 20,465 Millionen US-Dollar – ein Beweis für die anhaltende Faszination und die außergewöhnliche Marktposition des britischen Supersportwagens.
Signaturen von Schumacher und Hamilton
Chassis 014 trägt nicht nur technische, sondern auch sporthistorische Spuren: Michael Schumacher signierte 1996 den Türschweller, zwei Tage nach seinem ersten Formel-1-Rennen für Ferrari. Nach der Restaurierung verewigte sich 2007 auch Lewis Hamilton auf dem Wagen – damals in seiner Debütsaison für McLaren.
Über ein Jahrzehnt wurde der F1 in den USA gefahren und regelmäßig gewartet. 2018 erfolgte bei McLaren Philadelphia eine große Motorrevision inklusive neuer Kraftstoffzelle. Heute steht das Fahrzeug mit 13.711 Meilen Laufleistung in dänischem Besitz – bestens dokumentiert und vollständig erhalten.