Nächster Streit um Mercedes 300 SL Roadster

Zwei Autos, eine VIN – und was Kienle damit zu tun hat

Am Landgericht Stuttgart rücken derzeit zwei Mercedes 300 SL Roadster von 1957 in den Fokus der Justiz. Beide besitzen die gleiche Fahrgestellnummer – und beide Eigentümer behaupten, das Original zu besitzen.

1961er  Mercedes-Benz 300 SL Roadster Foto: RM auctions 23 Bilder

Laut Stuttgarter Zeitung beginnt am Landgericht der Baden-Württembergischen Hauptstadt gerade ein Prozess, in dem sich zwei Oldtimer-Liebhaber um die Echtheit ihrer Mercedes-Klassiker streiten. Es handelt sich um einen silbernen und einen roten 300 SL Roadster (W198) aus dem Jahr 1957. Das Problem: Beide Autos haben die identische Fahrgestellnummer.

Es ist also davon auszugehen, dass es sich bei einem der beiden Autos um eine Fälschung handelt, denn Fahrgestellnummern dürfen per Gesetz nur ein einziges Mal vergeben werden. Gutachten und Zertifikate können beide Besitzer vorweisen, die des anderen werden allerdings jeweils angezweifelt. Schon am Donnerstag (6.7.) – dem ersten Prozesstag – sei die Suche nach einem Vergleich gescheitert.

Prozess dürfte lange dauern

Der Prozess dürfte sich lange hinziehen. Zum einen, weil sich beide Seiten zunächst auf einen gemeinsamen Gutachter für ein unabhängiges Urteil samt aller forensischen Analysen einigen müssen. Zum anderen geht es bei dem Streit um Millionen-Summen. Mit nachvollziehbarer und originaler Historie ist ein 300 SL Roadster gern 1,6 Millionen Euro wert. Eine Fälschung würde den Wert des Autos auf etwa 300.000 Euro mindern.

Vergleichbare Prozesse gab es in der Oldtimer-Geschichte bisher nicht. Doch doppelte Fahrgestellnummern von im Preis explodierten Sammlerstücken tauchen immer häufiger auf. Das Urteil des Stuttgarter Landgerichts dürfte also Präzedenz-Charakter bekommen. Die Stuttgarter Zeitung schreibt: "Die juristischen Fragen, die verhandelt werden, sind nach Ansicht von Richter Ingo Fabian so wenig erschlossen, dass ein Gang durch die Instanzen bis hinauf zum Bundesgerichtshof (BGH) vorgezeichnet erscheint."

Restaurator Kienle an beiden Autos beteiligt

Der Prozess ist allerdings noch aus anderen Gründen interessant. Zum einen, weil der silberne, einst aus Thailand importierte 300 SL Roadster dem Ex-Mercedes-Manager und Ex-Präsident des 300-SL-Clubs Erich Bertagnolli (84) gehört. Zum anderen, weil genau dieser SL 1999 bei Klaus Kienle restauriert wurde, der sich als weltweit bekannter Flügeltürer-Restaurator in einem anderen Fall den Vorwürfen der Fälschung stellen muss.

Noch kurioser: Auch den roten 300 SL Roadster hatte Kienle in den Händen. Den kaufte Udo Wünderlich (53) erst 2018 in Monaco und schickte ihn anschließend zum Spezialisten nach Heimerdingen bei Stuttgart. Erst als er den roten SL dann 2019 in seinem Landkreis Lübbecke zulassen will, fällt die doppelte Fahrgestellnummer auf.


Anmerk. der Redaktion: Bei dem Aufmacher-Bild handelt es sich nicht um die beiden im Artikel genannten Fahrzeuge.