Michelin Milles Pattes auf DS-Basis
Dieser Citroën-Fünfachser quälte Lkw-Reifen
Zehn Räder, zwei Motoren, neun Tonnen: 1972 entstand bei Michelin auf Basis einer Citroën DS ein Testfahrzeug für Lkw-Reifen, der "Mille Pattes".
11.10.2025 Andreas Of-Allinger
Mit der Basis, einem Citroën DS Kombi hat dieses Fahrzeug nur noch wenig zu tun: Lediglich die Scheinwerfer, die Windschutzscheibe und die Türen wirken vertraut. Alles andere sieht einfach nur brutal bis grotesk aus: das breite Heck mit den senkrechten Lufteinlässen, die verlängerte und verbreiterte Front. Der Schriftzug auf der Seite weist auf den Zweck des orange-gelben Geräts hin: Michelin hat 1972 dieses Fahrzeug zum Testen von Lkw-Reifen gebaut.
Zwei Chevrolet-V8 mit je 250 PS
Das Chassis wurde mit verstrebten und verschweißten Längsprofilen verlängert und verbreitert. Die beweglichen Seitenkarosserieteile und die Fronthaube bestehen aus Aluminium, der Rest der Karosserie ist aus Blech gefertigt. Inklusive Ausrüstung bringt das wegen seiner zehn Räder "Tausendfüßler" genannte Gefährt 9,15 Tonnen auf die Waage. Die hinteren Trommelbremsen und Radnaben stammen vom Citroën HY, die vorderen Scheibenbremsen, die vordere Radaufhängung und die Servolenkung von der DS. Deren Hydropneumatik kam ebenfalls zum Einsatz: mit je einer Federkugel und einem Zylinder für die zehn Räder und vier Federkugeln für das Testrad.
Im breiten Heck mit den Kühlschlitzen sitzen zwei Chevrolet-V8-Motoren mit je 250 PS aus 5,7 Liter Hubraum. Einer der beiden Motoren treibt über ein Automatikgetriebe von General Motors das Fahrzeug an. Drei Hinterachsen aus dem Peugeot 504 bringen die Kraft auf den Boden.
Der zweite Achtzylinder treibt den mittig an einem Schwingarm montierten Testreifen an. Mit dem bis zu 180 km/h schnellen Gefährt hat Michelin 22,5-Zoll-Lkw-Reifen von acht bis zwölf Zoll Breite getestet. Auf der Teststrecke fuhr das 7,27 Meter lange und 2,45 Meter breite Gerät bis zu 155 km/h schnell.
Die Ingenieure konnten den Reifen mit bis zu 3,5 Tonnen belasten und unterschiedliche Winkel einstellen. Die aufgezeichneten Daten wurden dann im Labor analysiert. Bis in die Achtzigerjahre nutzte Michelin den "Mille Pattes", stellte ihn dann ins Museum am Firmensitz in Clermont-Ferrand. Eine Zulassung hat das skurille Gefährt nicht.