Mitsubishi Lancer Combi 1500 EXE (1990)
Das Auto aus dem Film „Dann passiert das Leben“
Der Lancer Combi 1500 EXE hätte nie eine Hauptrolle bekommen. Er war der Komparse, der die Familie zum Supermarkt brachte. Und jetzt fahren wir ihn – und Menschen drehen sich um. Nicht aus Bewunderung, sondern weil sie sagen: "Den hatte doch mal jemand in unserer Straße." Genau das macht ihn interessant.
08.11.2025 Daniel Endreß
Foto: Sven Wedemeyer
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Nein, von einem Mitsubishi Lancer Kombi aus den 1980er-Jahren hatte wohl kaum jemand ein Poster über dem Bett hängen. Lange Zeit schwamm er unscheinbar im Verkehr mit, ein praktischer Wagen für Alltag, Familie und Urlaub. Doch ausgerechnet solche Autos werden heute zu Youngtimern, bei denen Menschen plötzlich stehen bleiben, genauer hinsehen und sich erinnern.
So auch an jenem sonnigen Tag im brandenburgischen Kremmen, als ich am Steuer des Mitsubishi Lancer Combi 1500 EXE über die Landstraßen gleite. Das kantige Äußere mit den oben waagerechten Radläufen an der Hinterachse, offenbar in Frankreich inspiriert, und den diagonal gestalteten Rückleuchten sorgt für überraschend viel Aufmerksamkeit.
Der Film "Dann passiert das Leben"
Kurz nachdem der ehemalige Alltagsheld wohl aus der Erinnerung der meisten verschwand, hat der Lancer Kombi einen Auftritt als automobiler Komparse in "Dann passiert das Leben". Der Film der Regisseurin Neele Leana Vollmar erzählt die Geschichte des Lehrers Hans (Ulrich Tukur), der pensioniert wird. Seiner Frau Rita (Anke Engelke) sind die anstehenden Veränderungen gar nicht recht, dazu kommen alte Verletzungen und ein Autounfall, die ihr Leben belasten. Der Sohn ist ausgezogen, und nach vielen Jahren Nebeneinanderherleben muss das Paar wieder ein gemeinsames Leben finden. Eine ungewohnt ernste Rolle für Anke Engelke, die für "Ladykracher" und den viralen Werbespot "Boah, Bahn" bekannt ist.
90 PS und eine exklusive Ausstattung
Doch zurück zum Lancer Combi. Mitsubishi bestand damals in all seinen Prospekten auf der Schreibweise "Combi" mit "C". Der 1,5-Liter-Vierzylinder arbeitet mit einer obenliegenden Nockenwelle und zwölf Ventilen und versorgt den Wagen mit "strammen 90 PS", wie Besitzer Christian Thomé vom Beifahrersitz aus ruft. Seine Stimme muss sich gegen den kräftigen Wind behaupten, der durch das geöffnete Dachfenster zieht. Tatsächlich besitzt der Lancer zwei davon: ein kleineres über den Vordersitzen und ein großes, festes Fenster für die zweite Reihe – eine Ausstattung, die bereits damals einen Hauch Panoramadach-Gefühl bot. Ebenso waren elektrische Fensterheber Bestandteil der EXE-Ausstattung.
Das Fünfgang-Getriebe erfordert etwas Gewöhnung. Der große Schaltknauf sitzt locker im Faltenbalg, und man muss sich herantasten, um die Gänge sauber zu treffen. Ist der Kraftschluss jedoch hergestellt, hängt der Mitsubishi munter am Gas – zumindest im Rahmen seiner Möglichkeiten. Der Motor hat spürbar zu tun, den knapp unter einer Tonne wiegenden Kombi auf Tempo zu bringen. Nach Ortsausfahrten bildet sich hinter ihm schnell eine kleine Kolonne moderner Wagen, und der Sprint auf 100 wirkt eher gemächlich.
Foto: Sven Wedemeyer
Ein echtes Arbeitstier: der 1,5-Liter-Vierzylinder (4G15) macht nur sehr selten Probleme.
Und das Fahrgefühl? In der Ruhe liegt die Kraft!
Doch eigentlich lädt der Wagen ohnehin nicht zum schnellen Fahren ein. Das weiche Fahrwerk neigt sich in Kurven deutlich, und die samtigen Sitze, die keinerlei Seitenhalt bieten, verstärken das Gefühl, dass man lieber gelassen unterwegs ist. Ellenbogen aus dem Fenster, offener Fahrtwind, Landstraße — und das Flair der frühen 1980er: zerklüftetes, kantiges Armaturenbrett, Tweed-artige Bezüge an Sitzen und Türverkleidungen. Optisch irgendwo zwischen "Raumschiff" und "örtliches Finanzamt".
Lancer Kombi wie dieser gelten heute als kleine Zeitkapseln. Sie zeigen, wie japanische Hersteller damals versuchten, in Europa Fuß zu fassen: mit Preisvorteilen, praktischen Karosserieformen und überraschend reichhaltiger Ausstattung. Der Lancer Kombi wurde parallel zur dritten Lancer-Generation noch bis Mai 1992 weitergebaut – ein Modell, das die Lücke schloss, bis die nächste Kombi-Generation bereitstand.
Dass solche Autos heute selten geworden sind, liegt daran, dass sie lange als reine Gebrauchsgegenstände galten. Umso zentraler ist es, dass Enthusiasten wie Christian diese Fahrzeuge erhalten — und damit ein Stück Alltagshistorie.
Foto: Sven Wedemeyer
Für einen kompakten Kombi der 80er-Jahre bietet der Lancer Combi erstaunlich viel Platz.
Technische Daten: Mitsubishi Lancer Combi 1500 EXE (1990)
Motor: Typ 4G15, Vierzylinder-Reihenmotor, vorn quer eingebaut, Bohrung × Hub 75,5 × 82 mm, Hubraum 1468 cm³, Leistung 90 PS bei 5500/min, Drehmoment 115 Nm bei 3500/min, Verdichtung 9,4 : 1, drei Ventile pro Zylinder, betätigt über eine obenliegende, zahnriemengetriebene Nockenwelle und Kipphebel, Motorblock aus Grauguss, Zylinderkopf aus Leichtmetall, fünf Kurbelwellenlager, elektronische Benzineinspritzung, geregelter Katalysator, Ölinhalt 3,4 Liter,
Kraftübertragung: Fünfgang-Schaltgetriebe, alternativ Dreistufen- oder Vierstufen-Automatik, Vorderradantrieb, alternativ Allradantrieb,
Karosserie und Fahrwerk: Selbsttragende Stahlblechkarosserie, vorn MacPherson-Federbeine mit unteren Dreiecksquerlenkern, hinten Verbundlenkerachse mit Längslenkern, Achsrohr und Panhardstab, Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfern, vorn Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen, Servounterstützte Zahnstangenlenkung, Felgen 4,5 J oder 5 J × 13, Reifen 175/70 SR 13,
Maße und Gewicht: Radstand 2380 mm, Länge × Breite × Höhe 4185 × 1635 × 1430 mm, Spur vorn/hinten 1410/1340 mm, Gewicht 995 kg, Tankinhalt 47 Liter,
Fahrleistungen und Verbrauch: Höchstgeschwindigkeit 160 km/h, Beschleunigung 0–100 km/h in 13 s, Verbrauch 8 l/100 km,
Bauzeit und Stückzahl: 1985 bis 1992, Stückzahl unbekannt
Foto: Sven Wedemeyer
Funktional, aber gemütlich. Die sitze sind weich und mit robusten Stoffbezügen ausgeführt.
Karosserie-Check
Der Mitsubishi wird häufig von Rost befallen. Zu den neuralgischen Stellen gehören auch hier die Schweller und Endspitzen. Zudem verfängt sich Schmutz leicht in den vorderen Kotflügeln und beschleunigt ein Durchfaulen von innen. Weiterhin sollte man auf die Türen und sämtliche Blechfalze achten und auch mal einen Blick auf die Scheibenrahmen, vor allem bei den Dachfenstern der EXE-Ausstattung, werfen. Tür- und Fensterdichtungen härten mit den Jahren aus.
Technik-Check
Der 1,5-Liter-Motor hält gerne 300.000 Kilometer und mehr, wenn man ihm regelmäßig frisches Öl gönnt und den Zahnriemen alle fünf Jahre oder nach 100.000 Kilometern tauscht. Das Schaltgetriebe fühlt sich schnell ausgelutscht und hakelig an, hält aber ebenso lang wie der Motor. Auch die Automatik ist unauffällig, man findet sie aber praktisch nicht mehr. Die Elektrik macht altersbedingt mitunter Zicken.
Preise
- Bei Einführung (Mitsubishi Lancer Combi 1500 EXE) :
- 20.680 Mark
Ersatzteile
Kurze Modellzyklen und viele technische Veränderungen während der Bauzeit erschweren die Teilesuche. Hier sind Geduld und auch das nötige Kleingeld gefragt. Gerade bei Karosserie-, Zier- und Interieur-Teilen ist man auf international gut vernetzte Mitsubishi-Clubs und -Foren angewiesen. Auch manche Verschleißteile liegen nicht mehr auf Lager.
Schwachpunkte
- Rost an Schwellern
- Rost an Endspitzen
- Rost an vorderen Kotflügeln
- Rost an den Türen
- Tür- und Fensterdichtungen
- Dachfenster (EXE-Ausstattung)
- Zündkabelhalterung
- elektrische Fensterheber
- ausgehakte Heizungsregler
- schlechter Lack (Unilack)