Neoplan Jumbocruiser (1976 bis 1991)
Der einst größte Bus der Welt
Der Jumbocruiser kostete 1976 eine halbe Million Mark und hatte eine Bar im Heck. Einer sieht wieder aus wie damals, als Busse in Kolonnen nach Spanien fuhren.
11.05.2025
Andreas Of-Allinger
Foto: Norbert Lücke
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Neoplan hatte von 1976 bis 1991 den Jumbocruiser im Angebot. Einen größeren Reisebus gab es nicht: Der Jumbocruiser nutzt mit 18 Meter Länge, 2,50 Meter Breite und 4 Meter Höhe die zulässigen Maße für ein solches Fahrzeug aus.
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Heute gibt es in Deutschland nur noch zwei Jumbocruiser. Dieser hier gehört heute zum Reisedienst Lücke in Dülmen.
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Hallo Reisen in Essen erhielt 1976 diesen Jumbocruiser.
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Nach einer Restaurierung, die fünf Jahre dauerte, ist der Hallo-Reisen-Bus seit einigen Jahren wieder auf der Straße.
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Zuletzt war der dritte gebaute Jumbocruiser schwarz lackiert und mit Werbung für "Lotto King" beklebt.
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Ein Blick ins Unterdeck des Busses.
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Auf zwei Decks bietet der Jumbocruiser Platz für bis zu 144 Passagiere in 38 Sitzreihen.
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Mit Bar im Unterdeck des Nachläufers bietet der Bus immer noch Platz für 101 Passagiere.
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Ein Durchgang ist nur auf dem oberen Deck möglich. Eine Treppe führt ins Unterdeck.
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MIt bis zu 400 PS aus einem V12-Saugdiesel von Mercedes könnte der Jumbocruiser 120 km/h schaffen - zugelassen ist er für 100 km/h.
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Hallo Reisen hatte zwei Jumbocruiser im Einsatz.
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Und so sah der vordere Teil des Jumbocruisers nach jahrzehntelangem Einsatz aus.
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Es dauerte Jahre, bis aus dem rostigen Gerippe wieder ein fahrfähiger Bus wurde.
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Selbst halb zerlegt beeindrucken die Dimensionen des Jumbocruiser.
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Reisedienst Lücke vermietet den Hallo-Jumbocruiser.
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Mit rotem Kennzeichen auf Testfahrt: Ein Prototyp des Jumbocruiser vor dem Neoplan-Stammwerk in Stuttgart-Möhringen.
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Im Jahr 1975 testete Neoplan den Bus ohne Verkleidung und Innenausbau.
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Gottlob Auwärter hatte die Firma Neoplan gegründet. Seine Söhne bauten das Unternehmen aus - und erfanden den Jumbocruiser.
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Familienähnlichkeit: Jumbocruiser und Longliner bei einer Testfahrt ins 1973 gebaute Werk Pilsting.
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Der Drehkranz versperrte den Durchgang im Unterdeck, brachte dem Bus aber eine gewisse Gelenkigkeit auf Kuppen und Rampen.
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Globus Reisen erhielt im November 1975 den ersten Jumbocruiser.
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Neoplan stellte den Jumbocruiser 1975 bei einer Pressefahrt vor. Hier quetscht sich der Reiserise durch das belgische Kortrijk.
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In der Bar gab es während der Pressereise offenbar gekühlte Getränke.
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TRD Reisen in Dortmund bestellte drei Jumbocruiser und war damit der größte Abnehmer dieses Typs.
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Der gelenkte Nachläufer macht den langen Bus wendiger. Dafür ist das Rückwärtsfahren etwas schwieriger.
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Seltene Fahraufnahme: "Busreisen ist in" galt in den 70er-Jahren, als Kolonnen von Reisebussen Urlauber nach Spanien brachten.
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Einen Jumbocruiser lieferte Neoplan 1983 als Hotelbus ausgebaut an Car-o-Tel.
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Das rollende Hotel hatte Ledersessel, Zweibettzimmer und Dusche mit WC an Bord.
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Hallo-Reisen bekam 1979 den zweiten Jumbocruiser geliefert.
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Einen Jumbocruiser lieferte Neoplan nach Japan. Dieser Bus war wegen lokaler Vorschriften 3,80 statt 4 Meter hoch.
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Diesen Bus in moderner Skyliner-Optik bekam TRD Reisen 1986.
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Die Innenausstattung ist im Stil der 80er-Jahre gehalten.
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Eine Mikrowelle war Mitte der 80er-Jahre schwer angesagt - und praktisch zum Aufwärmen von Gerichten im Bus.
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Angeblich lockte während einer Reise die Bar in einem Jumbocruiser soviele Passagiere nach hinten, dass die Achse brach.
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Einen einzigen Jumbocruiser baute Neoplan mit dem Motor im Nachläufer. Doch das bewährte sich nicht - und inzwischen gab es auch andere große Busse sowie billige Flugreisen. Die Zeit des Gelenk-Reisebusses war vorbei.
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Neoplan hatte in den 70er-Jahren die Nase vorn: Mit dem Skyliner hatte der Bushersteller das Doppeldecker-Prinzip auf einen Reisebus übertragen und einen Bestseller im Programm. Der erste Skyliner rollt im April 1967 aus dem Werk in Stuttgart-Möhringen. Im Herbst erscheint eine längere Version mit drei Achsen. Im selben Jahr entsteht bei Neoplan die Idee eines Skyliner-Gelenkbusses.
Einen Fernreise-Gelenkbus hatte zwar schon Konkurrent Setra Ende der 50er-Jahre gebaut-. Doch der Super Golden Eagle war für die USA vorgesehen und hatte nur ein Deck.
Luxus der 70er: Doppeldecker-Gelenkbus mit Bar im Heck
Im Herbst 1975 hat der Jumbocruiser auf der IAA in Frankfurt Premiere. Der neue Neoplan nutzt die maximalen Maße eines Straßenfahrzeugs komplett aus: 18 Meter lang, 2,50 Meter breit, 4 Meter hoch ist der Doppelstock-Gelenkbus. Bis zu 144 Sitzplätze bietet der neue Gigant der Straße. Mit Bar und Gepäckraum im Heck bleibt immer noch Platz für 101 Passagiere.
Es war die Zeit der Busreisen nach Spanien und Jugoslawien. Billigflieger gab es noch nicht. "Die absolute Blütezeit war 1975. Da sind die Busse in Kolonne nach Spanien gefahren", erzählt Konrad Auwärter. Sein Vater Gottlob hatte Anfang der 50er-Jahre begonnen, unter der Marke Neoplan Busse mit selbsttragendem Gerippe herzustellen – ein Konstruktionsprinzip, das mehr Freiheiten erlaubte und das es heute noch gibt. Bis dahin hatten Bushersteller Lastwagen-Chassis als Basis genutzt.
Noch im November 1975 übernimmt Globus Reisen den ersten Jumbocruiser. Zwei weitere Unternehmen, TRD aus Dortmund, und Hallo-Reisen in Essen, bekommen 1976 jeweils einen der Reise-Riesen.
Vom Rosthaufen zum Reisegiganten im 70er-Stil
Den Bus von Hallo-Reisen hat Norbert Lücke restauriert. Im Alter von 13 Jahren hat Lücke den Hallo-Reisen-Jumbocruiser das erste Mal gesehen, als der Besitzer während der Pause eines Trabrennens Werberunden fuhr. Der Junge durfte den Bus betreten, musst sich aber vorher die Schuhe ausziehen. Rund 40 Jahre später kann Lücke genau diesen Bus kaufen. Inzwischen ist der Jumbocruiser allerdings schwarz beklebt, hat dunkle Folien auf den Scheiben und Aufkleber mit "Lotto King"-Werbung auf den Seiten. Auf den ersten Blick ist der Bus in einem ganz ordentlichen Zustand.
Doch als Lücke die Scheibenfolie entfernt, kann er "durch den Rahmen durchgucken bis zur Erde". Vier Jahre dauerte es, aus dem rostigen Gerippe wieder einen rollenden Bus zu machen. Der Jumbocruiser war zuletzt schwarz lackiert und mit dunkler Folie auf den Scheiben mit einer Lotto-King-Beklebung unterwegs gewesen und in schlechtem Zustand. Lücke schätzt die Laufleistung seines Busses auf "über eine Million".
28 Tonnen, 400 PS, 120 km/h
Die Motoren haben im 28-Tonner schwer zu schuften. Im Topmodell bringt ein V12-Saugdiesel von Mercedes-Benz die Fuhre mit 400 PS auf Tempo: "Ausgelegt waren die Busse auf 120 km/h", erinnert sich Konrad Auwärter. Der Durst war nicht ohne: 50 Liter verbrauche sein Bus mit Zehnzylinder-Diesel alle 100 Kilometer, berichtet Norbert Lücke.
Der findet den Bus im Prinzip "einfach zu fahren". Eine zwangsgelenkte Achse im Nachläufer sorgt dafür, dass der hintere Teil des Busses gut ums Eck kommt. Nur beim Rückwärtsfahren müsse man aufpassen:" Wenn Sie den Nachläufer im Spiegel sehen, ist es zu spät", erklärt Lücke. Dann müsse man wieder nach vorn. Denn wegen der gelenkten, dritten Achse reagiert der Nachläufer anders als ein Anhänger.
Die Bauweise mit Oberdeck erlaubte eine besondere Positionierung des Motors: Anders als bei Bussen üblich sitzt der Motor nicht im Heck, sondern unterhalb des Drehkranzes. Der Bus ist deshalb in vertikaler Richtung beweglich, kann also problemlos über Kuppen fahren und liegt stabil auf der Straße.
Den Motor im Heck des Nachläufers einzubauen, hat sich nicht bewährt; der Bus wurde sehr seitenwindempfindlich. Ein einziges Exemplar mit Heckmotor baut Neoplan 1991. Doch die Glanzzeit der Jumbocruiser ist da längst vorbei; Fluglinien haben das Geschäft übernommen.