22. Silvretta Classic Rallye Montafon

180 Oldtimer auf der schönsten Straße der Welt

180 Oldtimer auf den schönsten Straßen der Welt, bei Kaiserwetter und bester Stimmung – das war die 22. Silvretta Classic Rallye Montafon.

Silvretta Classic Rallye Tag 1 (2019) Foto: A. Hartmann 66 Bilder

Die Zielflagge, in Form einer liegenden Acht geschwenkt, bedeutet das Ende eines Rennens. Dritter und letzter Zieleinlauf für die 22. Silvretta Classic Montafon Rallye auf dem Kirchplatz in Schruns, über 180 Autos fahren durch den Torbogen, die Luft füllt sich ein letztes Mal mit einem Gemisch aus verbrannten Benzin und heißem Öl. Viele Zylinder aus acht Jahrzehnten geben ein Abschiedskonzert -bis zum nächsten Jahr.

Entspannter Tag – denkste

Silvretta Classic Rallye Montafon (2019) Foto: A. Hartmann
Kam ins Ziel: Mit frischer Benzinpumpe fuhr der Opel Commodore die Rallye zu Ende.

Der dritte Tag wird ein entspannter – nur 178 Kilometer statt der 330 Kilometer am Vortag. Denkste! Geheime und offizielle Wertungsprüfungen fordern Fahrer, Beifahrer und Autos genauso wie die Etappen dazwischen. Von der Startrampe vor dem Vallülahaus rollen die Autos erst einmal entspannt talabwärts nach Tschagguns, zur Wertungsprüfung.

Über Götzis, Klaus und Weiler nach Thüringen

Weiter geht es über einen Ort mit dem Namen Sonntag Richtung Faschinajoch und weiter nach Dornbirn. In Hohenems ist nach vier offiziellen Wertungsprüfungen erst einmal Mittagspause. Es gibt Gegrilltes. Manchen Teilnehmern ist jetzt schon warm – vom Fahren, Rechnen und Stoppuhren drücken. Schnell weiter: über Götzis, Klaus, Weiler nach Thüringen. Alles Orte in Vorarlberg und Montafon. Durch das Silbertal geht es – endlich – ins Ziel nach Schruns.

Silvretta Classic Rallye Montafon (2019) Foto: A. Hartmann
Hatten viel Spaß in den Bergen und an der Rallye insgesamt: Das Vater-und-Sohn-Team Schultz aus Bremen hatte sich schon bei der Sachsen Classic im vergangenen Jahr bewährt.

Das sagen Teilnehmer

Bernd Ostmann, ehemaliger Chefredakteur von auto motor und sport, macht während der Silvretta im Opel Kadett GT/E die Ansagen für Frank Klaas. Ostmann spricht nach der Zieldurchfahrt von einem „durchwachsenen Tag mit ein paar guten und ein paar schlechten Ergebnissen“. Klaas findet die Strecke fantastisch und lobt die Organisation: „Es hat viel Spaß gemacht“.

Schorsch Memminger und Christoph Wellmann fahren seit 9 Jahren zusammen Rallyes. „Das ist fast wie verheiratet“, sagen die Käfer-Fahrer und grinsen. Die Silvretta „hatte schöne Prüfungen, war sehr interessant und hat Spaß gemacht“, finden Memminger und Wellmann.

Isolde Holderied lobt die Strecke und ihre Teamkollegin Andrea Rometsch: „Super Strecke, tolles Team, wir haben gut harmoniert.“ Auch das Auto, ein Celica 4WD Turbo, lief ohne Probleme – Toyota halt.

„Super“ fanden es Ed Goedert und Xavier Willems. Die Luxemburger glauben fest an ihren Fiat 131 Abarth Rally Stradale: „Mit so einem Auto gibt es keine Probleme.“

Ulrich Haupt, mit Charlotte Haupt im gelben VW 1302 LS Cabriolet unterwegs, fand „alles toll, aber auch ein paar Fehler im Roadbook.“.

Alexander Schultz aus Bremen fand die Alpen-Landschaft „einfach Wahnsinn“. Das Auto, ein Peugeot 504 Cabrio aus Familienbesitz, ist „wunderbar gelaufen“. Das Vater-Sohn-Team hatte einen Ford V8 mitbringen wollen, doch bei dem Oldie von 1941 streikte kurz vor der Tour der Anlasser.

Claus Heinrich, zum achten Mal bei der Silvretta, und dieses Jahr mit Boike Rabe in einem Bentley 8 Liter Open Tourer unterwegs, musste ein paar Mal wenden – weil der Brite nicht um die Kurve passte: „Eigentlich ist das Auto zu groß.“ Spaß gemacht hat es trotzdem und mit 220 PS liefert der Achtliter-Sechszylinder genügend Leistung, um die Wendemanöver aufzuholen.

Das war der 2. Tag der Silvretta Classic Rallye Montafon

Neun Stunden saßen die Teams am zweiten Tag der 22. Silvretta Classic Rallye Montafon im Auto, am Mittagstisch und im Auto. Die Beifahrer navigierten, drückten Stoppuhren, rechneten Kilometer mal 3,6 durch Sekunde und die Fahrer lenkten nach Anweisung. Hakte es, musste es nicht am Fahrer oder Beifahrer liegen. In 192 Autos im Alter zwischen 20 und 80 Jahren stecken tausende Teile, die im nach Jahrzehnten überraschend aufgeben können.

Heftiges Technik-Pech für drei Teilnehmer

Zwar blieb die Mängelquote insgesamt überschaubar, doch drei erwischte das Technik-Pech besonders heftig: Ein Porsche 911 und ein Renault R5 Alpine erlitten Motorschäden, bei einem Jaguar E-Type gab das Getriebe erst Rauchzeichen und dann auf; das Zwölfzylinder-Coupé strandete kurz vor der Mittagspause mit Getriebeschaden.

Kleinere Pannen

Einen Opel Commodore erwischte es schon eine halbe Stunde nach dem Start während des Aufstiegs auf der der Silvretta Hochalpenstraße. Mitten in einer Kehre ging der Vortrieb verloren, wenigstens schaffte es der Opel noch zuverlässig in eine rettende Parkbucht. Die fleißigen Helfer holten den Havarierten ab, luden den Opel auf und machten ihn mit einer neuen Benzinpumpe für den nächsten Tag startklar. Auch einen liegen gebliebenen BMW 3er E30 konnten Menderes Dursun und Peter Rupp vom Serviceteam mit einer reparierten Lichtmaschine wieder einsatzfähig schrauben.

Unnpässlicher Bentley

Der Bentley eines anderen Teilnehmers hatte es gar vorgezogen, fernzubleiben, indem er kurz zuvor auf dem Weg nach England mit Zündproblemen liegenblieb. Der Besitzer wechselte auf einen Mercedes 500 SL der Baureihe R 107. „Das ist ein unkompliziertes Auto“, meint der Bentley-Fahrer.

330 km an Felsen und Flüssen vorbei

Silvretta Classic Rallye Tag 1 (2019) Foto: A. Hartmann
Arbeiten sich nach vorn: Urban Priol und Peter Göbel im Renault 15 TL.

Tapfer kämpfte sich der große Rest des Feldes die Berge hoch und runter. Ein straffer Zeitplan erlaubte nur den nötigsten Smalltalk am Mittagstisch, dafür waren die Straßen umso schöner. Sehenswerte Felsformationen wechselten sich ab mit weiten Flußtälern und Geschlängel durch Mischwälder. Bei sommerlichen Temperaturen schätzten auch die Fahrer geschlossener Autos die kühleren, baumbestandenen Passagen.

Fast alle kamen verschwitzt und zufrieden ins Ziel. Dort wurde es einem Talbot zu viel: Er ging im Torbogen aus und erst wieder an, nachdem ein paar Helfer kräftig angeschoben hatten. Gleich danach kamen Shareen Raudies und Klaus Ludwig im Mercedes 190E 2.5-16 Evo 2 an. Was für ein Auftritt!

Silvretta Classic Rallye Tag 1 (2019) Foto: A. Hartmann
Shareen Raudies und Klaus Ludwig im Mercedes 190E 2.5-16 Evo 2.

Fünf Täler, vier Pässe, hunderte Kurven

Am Ende fehlt nur noch die Liste der Täler, Pässe, Höhen und Jochs. Die Route führte von Partenen im Montafon (Ill) durch Paznauntal, Pitztal, Ötztal und Lechtal zurück ins Montafon. Auf die Silvretta Hochalpenstraße (zum zweiten Mal rauf und runter) mit der Biehler Höhe (2030 m) folgten Hanhtennjoch (1894 m), die europäische Wasserscheide am Flexenpass (1773 m) und der Arlbergpass (1793 m). Wem am zweiten Tag der Silvretta Classic nicht der Kühler kochte, der hat ein thermisch gesundes Auto.

Silvretta Classic Rallye Montafon: Tag 1

Die 22. Silvretta Classic Rallye Montafon startete am Nachmittag des ersten Tages in Partenen. Über 180 Oldtimer rollten über die Startrampe, die zwischen dem Vallülahaus und dem Geburtshaus des Linzer Bischofs Fran Joseph Rudigier aufgestellt war. Zahlreiche Zuschauer hatten sich schon am Vormittag an der Silvrettastraße positioniert, beobachteten Oldtimer-Gewusel und letzte Vorbereitungen der Organisations-Crew um Harald Köpke und Monika Brenner. Es ist die 50. Oldtimer-Rallye, die von der Motor Presse veranstaltet wird.

Startgewimmel und Kuhgebimmel

Silvretta Classic Rallye Tag 1 (2019) Foto: A. Hartmann
Kamen extra aus Norwegen zur Silvretta: Corinne Heusser und Helge Holck-Dykesteen sind mit einer Chevrolet Corvette angereist.

Das Gewimmel zwischen den Holzhäusern fasziniert: Die Geräusche unterschiedlicher Motoren aus mehreren Jahrzehnten bilden den Soundtrack zu einer Zeitreise vor herrlicher Kulisse. Über 110 Kilometer geht es durch das von Bergwerken durchlöcherte Silbertal über Zeinis-Kops zum Höhepunkt des Tages: Über die Silvretta Hochalpenstraße fahren die Teilnehmer bis zur Bieler Höhe.

Neben unzähligen Kehren lockt die Straße mit Blicken auf steil in den Himmel ragende Felsmassive und in schwindelerregende Abgründe. Noch vor der Höhe, kurz bevor es noch einmal flach wird, müssen die Teams besonders achtsam sein: Links und rechts der Fahrbahn grasen Kühe – und nicht selten stehen sie auch mitten auf dem Teer und glotzen. Da hilft nur: Abwarten und Ruhe bewahren, bis die graubraunen Wiederkäuer die Straße räumen.

Nach Meinung von Ralph Alex, Chefredakteur von auto motor und sport, ist die Silvretta Hochalpenstraße „eine der schönsten Straßen der Welt“. Alex nimmt im Mercedes 280 SE 3.5 Cabrio zwei Briten mit, deren Auto nicht anspringt. Geschichten, die zu einer Rallye genauso dazugehören wie der Duft nach Benzin, in der Sonne glänzender Lack und die leuchtenden Augen winkender Kinder am Straßenrand.