Polizei bei RM Sotheby’s Auktion München

Mercedes 300 SL mit falscher FIN versteigert

RM Sotheby's hat am 23. November 2024 in München eine wertvolle Oldtimer-Sammlung versteigert. Für einen 300 SL interessierte sich die Staatsanwaltschaft. Versteigert wurde das Auto trotzdem.

Mercedes-Benz 300 SL Roadster (1957) Foto: RM Sotheby's 20 Bilder

Aus dem Nachlass des verstorbenen Bauunternehmers Dieter Aumann kamen 20 Autos vom Benz Velo bis zum Mercedes-Flügeltürer unter den Hammer. Sportwagen von BMW, Porsche und Veritas hatte Aumann ebenso in seiner Sammlung wie einen Brezelkäfer und einen Opel Olympia.

300 SL Roadster mit doppelter Nummer

Für Irritationen bei Beobachtern sorgte der Hinweis des Auktionators zu Lot 153: Als Sholto Gilbertson den Mercedes-Benz 300 SL Roadster aufruft, erklärt er, dass sich die Chassisnummer bei diesem Auto nicht an der originalen Stelle befinde. Aktuelle Untersuchungen hätten ergeben, dass am ursprünglichen Platz Fragmente einer zweiten Nummer erkennbar seien, so Gilbertson weiter.

RM Sotheby's: "kein Kommentar"

Was der Auktionator "aktuelle Untersuchungen" nannte, waren laut "Kfz-Betrieb" polizeiliche Ermittlungen: Am frühen Freitagnachmittag, einen Tag vor der Auktion, seien zwei Beamte des Polizeipräsidiums München, ein Beamter des Landeskriminalamts Baden-Württemberg und ein Sachverständiger vor Ort gewesen. Der Sachverständige habe die VIN (Vehicle Identification Number) von Lot 153 mit einem magnetooptischen Verfahren untersucht und an deren korrekter Position "Fragmente einer anderen VIN, viel Zinn und Schleifspuren" gefunden, so der Bericht weiter. Der Exposé-Text des 300 SL Roadster sei daraufhin angepasst worden. Das Auto war seit 1986 im Besitz des Sammlers. RM Sotheby's habe das Vorgehen nicht kommentieren wollen.

Inklusive Aufgeld erzielte der Roadster trotz der Ermittlungen einen Verkaufspreis von 1.017.500 Euro. Frank Wilke von Classic Analytics taxiert diesen Preis auf "20 bis 25 Prozent weniger als bei einem 300 SL Roadster im Zustand zwei".

Ältestes Auto: Benz Velo von 1897

Die ältesten Modelle aus der Kollektion, ein Benz Velo von 1897 und ein Mercedes Knight von 1913, dokumentieren die Anfänge der Marke Mercedes-Benz, ein Flügeltürer und ein 300 SL Roadster den Höhepunkt der Markengeschichte aus den 1950er-Jahren. Ein Mercedes Type 122 Indianapolis Racer steht für die Motorsporthistorie in den 1920er-Jahren. Der Wert dieses archaischen Rennwagens wurde auf 3,8 bis 5,0 Millionen Euro geschätzt. Verkauft wurde er für 3,6 Millionen Euro.

Aus den 30er-Jahren stammten drei Sportwagen von BMW: Ein 328 Roadster, ein 328 Special Competition Roadster und ein 327/28 Sport Cabriolet kamen in München unter den Hammer. Die Lots wurden ohne Mindestpreis verkauft.

Drei Modelle stammten von Veritas: Eine Großmutter von 1947, ein RS von 1948 und ein Meteor von 1951. Mit einem Veritas fuhr der Gründer von auto motor und sport, Paul Pietsch, erfolgreich Rennen. Die Marke nutzte Motoren von BMW.

Höchster Wert: 3,5 Millionen Euro

Porsche war in der Aumann-Sammlung ebenfalls mit drei Modellen vertreten. Darunter ein 550 Spyder, der für knapp 3,5 Millionen Euro versteigert wurde und damit den zweithöchsten Wert der Autos aus der Aumann-Sammlung erzielte. Ein Mercedes-Benz 710 SS Roadster by Corsica erreichte sein Estimate von 3,5 bis 4,5 Millionen Euro nicht; der Verkaufspreis lag bei 2,76 Millionen Euro.

Das Aufgeld für die angebotenen Automobile betrug 15 Prozent bei einem Hammerpreis bis 200.000 Euro und 12,5 Prozent für jeden Betrag, der über 200.000 Euro lag. Auf das Aufgeld sind 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig.