Opel Astra G Cabrio und Peugeot 306 Cabrio

Zeitlose Kompakt-Cabrios für jeden Tag

Zwei kompakte Cabriolets mit Design aus gutem Hause: Bertones Opel Astra G und Pininfarinas Peugeot 306 bieten neben ihren fantastischen Linien noch viel mehr für ganz kleines Geld – und meistern auch den harten Alltag.

Opel Astra G Cabrio 1.6 16V, Peugeot 306 Cabrio 1.6, Exterieur Foto: Daniel Trautwein 14 Bilder

Als wir mit dem Peugeot 306 Cabrio und dem Opel Astra G Cabrio zur Fotofahrt starten, läuft es zunächst nicht ganz problemlos. Beide Autos stehen bereits seit einigen Wochen. Eine platte Batterie und ein hakendes Verdeck stellen aber keine unüberbrückbaren Hindernisse dar. Hier ein paar 10er-Muttern lösen und eine neue Batterie einbauen, dort etwas Hydraulikflüssigkeit auffüllen und der Elektrohydraulik nachhelfen. Nach einer halben Stunde stehen die Autos fahrbereit und es kann losgehen.

Gut zugängliche, robuste Technik aus der Großserie

An der einfachen Zugänglichkeit und den robusten Konstruktionen erkennt man die Großserie der Cabrios. Millionenfach liefen die geschlossenen Varianten vom Band, zigtausendfach ihre offenen Pendants. Somit empfehlen sich beide Autos für Rechner und Menschen, die sich lieber noch einen Zweit- oder Drittwagen gönnen, als auf das Himmelgucken beim Fahren zu verzichten.

Peugeot 306 Cabrio 1.6, Exterieur Foto: Daniel Trautwein
Der 306 entwickelt in schnell gefahrenen Kurven ein zahmes, doch spürbares Eigenleben.

"Franzose" ist im Fall des 306 Cabrio übrigens nicht ganz richtig, schließlich wurde der Peugeot in Italien bei Pininfarina gezeichnet und auch gebaut. Der italienische Karosserieschneider verlängerte die Karosserie um 149 und verbreiterte sie um 9 Millimeter – was zu einer eleganteren Seitenlinie und einer bulliger auftretenden Frontansicht führte. Der Radstand blieb hingegen ebenso wie die Spurweite unangetastet. Das Fahrverhalten entspricht demzufolge im Wesentlichen jenem der Limousine und ist geprägt von einer komfortablen Fahrwerksabstimmung mit einer recht viel verzeihenden Lenkung. Allerdings ist die Karosseriestruktur spätestens nach mehr als 160.000 Kilometern ziemlich weichgeklopft. Der 306 entwickelt in schnell gefahrenen Kurven ein zahmes, doch spürbares Eigenleben.

Weicher Peugeot, steifer Opel

Ganz anders der Opel: Seine Karosserie verwindet sich selbst beim Überfahren von Bordsteinen nicht. Unser Fotoexemplar hat allerdings auch erst 83.000 Kilometer hinter sich – etwas mehr als die Hälfte der Fahrleistung des Peugeot. Der Wagen in der Sonderausstattung Linea Rossa wirkt wie neu, die mit schwarz-rotem Nappaleder bezogenen Sitze umgreifen den Fahrer angenehm fest, das straffe Fahrwerk lässt die Karosserie auch bei scharfem Kurvenwedeln nicht aufschaukeln. Die Lenkung meldet zudem sehr direkt zurück und macht den Opel Astra zu einer Versuchung für sportliche Fahrer. Im Vergleich zur Limousine wurde beim Opel die Spurweite an Vorder- und Hinterachse um jeweils zehn Millimeter verbreitert.

Reichen rund 100 PS?

Als einziger Haken für die sportlichen Anlagen kristallisiert sich der 1,6-Liter-DOHC-Vierzylinder heraus. Trotz seiner modernen Konstruktion mit 16 Ventilen kann der 103-PS-Leichtmetallmotor nicht wirklich überzeugen. Er wirkt müde und kraftlos, dreht unwillig hoch, wehrt sich gegen Drehzahlen jenseits der 4.500/ min. Die lange Getriebeübersetzung des Astra verstärkt den lahmen Eindruck zudem. Interessenten sollten sich nach dem 125 PS starken 1,8-Liter umschauen. Im Vergleich mit dem 88 PS starken Peugeot 306 kann der Opel seine 15 Mehr-PS nicht in Szene setzen. Im Gegenteil: Der Graugussmotor des Peugeot wirkt deutlich spritziger, der 306 verliert nur manchmal in schnellen Kurvenfolgen den Anschluss an den agilen Opel. Dafür überzeugt der Achtventiler, der in der Spitze nominell 12 Newtonmeter weniger Drehmoment besitzt, mit einem recht kräftigen Antritt aus dem Drehzahlkeller. Eine sehr gut gelungene Einstiegsmotorisierung.

Opel Astra G Cabrio 1.6 16V, Peugeot 306 Cabrio 1.6, Exterieur Foto: Daniel Trautwein
Im Vergleich zur Limousine wurde beim Opel die Spurweite an Vorder- und Hinterachse um jeweils zehn Millimeter verbreitert.

Der 306 kommt also viel angenehmer aus dem Quark. Ein Grund für die bessere Dynamik ist neben dem Motor sicherlich auch der Gewichtsvorteil des Peugeot. Er wiegt mit 1.285 Kilogramm immerhin 65 Kilo weniger als der Opel. Im Vergleich zur Limousinen-Variante bringt das 306 Cabrio nur 65 Kilo mehr auf die Waage – ein paar Versteifungsbleche mehr hätten der französisch-italienischen Coproduktion allerdings gutgetan. Beim Opel hingegen wurden großzügig Verstärkungen eingeschweißt. Die Umbaumaßnahmen – und die Verdeckkonstruktion – erhöhen das Leergewicht des Cabrios auf 1.350 Kilo, 167 Kilogramm mehr als bei der dreitürigen Kompaktlimousine.

Sparsam, günstig, dankbar

Womit die beiden Cabrios gänzlich überzeugen, ist ihre Alltagstauglichkeit: Beide bieten neben robuster Technik und guter Rostvorsorge auch viel Platz im Innenraum. Im Fond sollten zwar lieber keine Erwachsenen über 1,70 Meter Körpergröße Platz nehmen, doch mit akzeptablen Kofferräumen von 330 (Opel) respektive 274 Litern (Peugeot), ordentlichen Heizungen und den gefütterten Verdecken erledigen Opel und Peugeot alle anfallenden Aufgaben – auch im Winter. Der Peugeot trumpft im Ganzjahresbetrieb zudem mit der Möglichkeit auf, ein Hardtop zu montieren.

Die beiden Cabrios von Opel und Peugeot sind in ihren Konstruktionen zwar schon mehr als 20 Jahre alt, doch den Vergleich mit moderneren Autos müssen sie nicht scheuen. Denn die Durchschnittsverbräuche lassen aufhorchen: 7,6 Liter auf 100 Kilometer beim Peugeot 306 Cabrio, 6,7 Liter beim Opel Astra Cabrio. Wer die beiden sanft und vorausschauend fährt, kann nochmals rund einen Liter einsparen. Und so beweisen diese beiden Youngtimer- Cabriolets ihr Potenzial für nachhaltiges Autofahren. Worauf also noch warten? Die Portale sind voller günstiger Gelegenheiten – von 500 bis 5.000 Euro ist alles dabei.