Opel Manta B GT/E Restaurierung
Warum die Restaurierung dieses Opel 10 Jahre dauerte
Opel, der Unzuverlässige: Die Restaurierung dieses Manta B GT/E kostete Zeit und Nerven. Denn als Rost und Unfallschäden beseitigt waren, zickte die Technik. Wie am Ende doch alles gut wurde.
05.07.2025 Klaus Finkenburg
Die erste Liebe vergisst man nie, so der Volksmund, und beim ersten Auto ist es nicht viel anders. Kein Wunder, dass ein Phänomen unter Oldtimer-Liebhabern weit verbreitet ist: Sie fahren eines Tages mit Klassikern vor, die, zumindest bei Familienmitgliedern und älteren Freunden, intensive Déjà-vu-Erlebnisse auslösen. Bei Joachim Heß aus Oberdischingen bei Ulm war es ein Opel Manta B.
Seltener Manta GT/E mit guter Ausstattung
Anfang der 80er-Jahre hatte er mit einem GT/E in Monzablau-Metallic, Opel- Farbnummer 235, erste Erfahrungen mit der automobilen Art der Fortbewegung gemacht, und zwar in einem Exemplar der ersten Version mit 1,9 Litern Hubraum, die von 1975 bis 1977 gebaut wurde. Ein rares Stück: Nur 37.011 der insgesamt 563.500 von 1975 bis 1988 gebauten Manta B waren mit dem 1,9-Liter-Einspritzmotor ausgestattet, der bereits im Manta A GT/E seinen Dienst getan hatte.
Die meisten G/TE der B-Serie sowie der GSi, der diesen 1984 ablöste, wurden mit einem Zweilitermotor ausgeliefert, fünf PS stärker und mit Hydrostößeln anstatt Einstellschrauben zur Regulierung des Ventilspiels. "Lange Zeit ging es mir so, dass ich immer dann, wenn mal ein 1900er-GT/E angeboten wurde, ins Grübeln gekommen bin", erzählt Joachim. Doch die ohnehin nicht übermäßig häufig auftauchenden Angebote wurden mit der Zeit immer seltener. Aktuell existieren vom älteren GT/E laut Kraftfahrt-Bundesamt lediglich noch etwas über 110 Stück. Joachim Heß: "Eines Tages war absehbar, dass die Preise für brauchbare Exemplare immer weiter zu steigen drohten, da habe ich dann irgendwann einfach zugeschlagen."
Ob er die beste aller Gelegenheiten erwischte, sei dahingestellt, doch als Mann der Tat ist Joachim nicht der Typ dafür, reuevoll zurückzublicken. Der Start brachte jedenfalls eine erste Hürde mit sich: Der Opel stand in Werne, nördlich von Unna im südlichen Münsterland gelegen, von Joachims Wohn- und Werkstätte fast eine Tagesreise entfernt, und musste, es war Mitte 2015, per Hänger abgeholt werden.
Pfusch am angeblich ungeschweißten Manta
Der Manta hatte einen Unfallschaden vorn und einen verformten Längsträger und hatte über 20 Jahre gestanden. Die Restaurierung begann nach einer ersten Bestandsaufnahme Ende 2015, zwischenzeitig waren auch die wichtigsten zu ersetzenden Blechteile sowie ein zweiter Manta als Schlachtfahrzeug beschafft worden, Letzterer vor allem als Spender für die demolierte Front.
Nicht überraschend ist, dass beim Zerlegen des GT/E jede Menge Rost zutage trat. Zudem zeigten sich die Verformungen durch den Frontaufprall stärker als zunächst angenommen. Außerdem wurde entdeckt, dass ein weiterer Unfallschaden am Heck recht nachlässig repariert worden war. Immerhin: Die Mechanik gab Anlass zu Hoffnungen, der Motor lief auf Anhieb, lediglich die Spritleitungen waren total porös und mussten ersetzt werden.
Die erforderlichen Blechreparaturen durchzuführen, erwies sich als Herausforderung. Bei jeder Demontage traten neue Baustellen zutage, außerdem fanden sich an dem als "ungeschweißt" verkauften Manta jede Menge Pfuschreparaturen. Joachim bringt es auf den Punkt: "Der Wagen war eine ausgesprochene Rostlaube. Aber man wächst mit seinen Aufgaben."
Kein Rost am Dach, immerhin
Eine Liste der Reparaturen liest sich wie ein Who’s who der an einem Auto vorhandenen Blechzonen. Immerhin: Das Dach wies keine Löcher auf, und auch der Zustand der Türen war erträglich. Instand gesetzt wurden Front, A-Säulen, Scheibenrahmen, Innen- und Außenschweller, Bodenbleche, Radinnen- und -außenläufe, Seitenwände, Heckblech – haben wir etwas vergessen?
Ein Thema für sich waren die vorderen Kotflügel. Offensichtlich gab es bei diesen im Laufe der Bauzeit (oder individuell je nach Fahrzeug) immer mal wieder Abweichungen in Form und Ausdehnung, sodass von den insgesamt sieben vorhandenen rechten und linken Kotflügeln drei nicht passten, sie standen entweder über die Tür hinaus oder führten zu schlechten Spaltmaßen. Joachim stückelte und schweißte daher mit Vorhandenem so lange, bis endlich alles passte. Unterm Strich vergingen vier Jahre, bis die Karosserie schließlich zum Lackierer gefahren werden konnte.
Bei der Technik schien es zunächst weniger Probleme zu geben. Der Motor wurde zerlegt und vermessen und nach geringfügigen Überarbeitungen wieder zusammengesetzt, das Lenkgetriebe überholt, die deformierte Vorderachse durch ein Gebrauchtteil ersetzt. Die Überarbeitung lief nicht ganz problemfrei, war aber schließlich vollbracht. An der Hinterachse waren die unteren Federteller durchgerostet und mussten ersetzt werden. Schließlich folgte der Wiederzusammenbau aller Teile, auch hier gab es die eine oder andere unerwartete Herausforderung.
So wurden etwa die Scheinwerfer aus einem Sammelsurium von alten Originalteilen zusammengebaut, von denen mal nur das Glas, mal der Reflektor oder das Gehäuse zu gebrauchen war. Dass bei vielen der weiteren Komponenten von Inneneinrichtung, Elektrik, Mechanik und Karosserieanbauteilen unerwartete Probleme und Problemchen lauerten, muss nicht erwähnt werden; sie alle erschöpfend zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen. Ein paar Zickereien der Antriebstechnik waren noch zu bewältigen, weniger Geduldige wären bereits an einer einzelnen verzweifelt – Schwamm drüber. Schließlich erhielt der Manta per Einzelabnahme und Oldtimergutachten den amtlichen Segen.
Opel, der Zuverlässige?
Im Juni 2020, gut fünf Jahre nach dem Kauf, konnte eine erste Ausfahrt gewagt werden. Ende gut, alles gut, möchte man meinen, jedoch: "Nachdem der Manta seine Zulassung hatte, hat er sich gleich mal eine Auszeit gegönnt", weiß Joachim zu berichten. Das Hinterachsgetriebe war am Eingang undicht geworden, am vierten Zylinder spritzte der Sprit raus, außerdem baute die Kraftstoffpumpe kaum noch Druck auf.
Nach der Reparatur ging es fröhlich so weiter. Undichtigkeiten, Elektro-Fipse und mechanische Unstimmigkeiten folgten nach Lust, Laune und Wetterlage, schließlich streckte auch noch der Motor die Flügel und verlangte nach einer Komplettrevision. Es folgten weitere Abenteuer, doch mittlerweile, fast zehn Jahre nach dem Kauf, rennt der Manta wie eine Eins, wovon wir uns selbst überzeugen konnten. Vielleicht läuft es ja so, wie es eigentlich immer sollte: Irgendwann ist endlich alles gut.