Pontiac Firebird SLP Firehawk (1993)
V8-Rarität mit Stil, Sound und Schaltgetriebe
Er ist laut, selten und rot wie ein glühendes Ausrufezeichen: Der Pontiac Firebird SLP Firehawk zählt zu den faszinierendsten US-Cars der 1990er-Jahre. Mit werksseitigem Tuning, knackigem Sechsgang-Getriebe und legendärem V8 verkörpert der "Feuerfalke" amerikanische Performance-Kultur pur – und ist heute ein begehrtes Sammlerstück mit Überraschungspotenzial auf der Straße.
05.07.2025 Daniel Endreß
Unauffällig durch den Stadtverkehr gleiten? Keine Chance – nicht im Pontiac Firebird SLP Firehawk, Baujahr 1993, lackiert in einem knalligen "Bright Red", der bereits aus zwei Straßenzügen Entfernung ins Auge springt. Der Firebird der vierten Generation hat sein kantiges "K.I.T.T."-Erbe aus den 80ern abgelegt und rollt nun in betont fließender, windschnittiger Formensprache über den Asphalt. Breite Hüften, tiefes Maul und zwei auffällige Lufteinlässe auf der Haube – dieses Auto verkörpert 90er-Jahre-US-Design wie kein zweites.
Wie aus dem Firebird ein Firehawk wurde
Der Pontiac Firebird ist nicht irgendein Muscle-Car, sondern einer der ikonischsten Vertreter des amerikanischen Pony-Car-Segments. Als etwas edler ausgestatteter Zwillingsbruder des Chevrolet Camaro ist der Firebird seit 1967 fixer Bestandteil der US-Car-Kultur – bekannt für starke Motoren, dramatisches Styling und günstige Einstiegspreise. Die vierte Generation, die 1993 debütierte, markierte eine technische und optische Neuausrichtung: aerodynamischer, moderner, aber nicht weniger kraftvoll.
SLP Engineering, ein US-amerikanischer Tuner mit enger Verbindung zu General Motors, verpasste dem Firebird ein exklusives Performance-Paket: den Firehawk. Ein Name, der hält, was er verspricht – "Feuerfalke", eine Steigerung des ohnehin martialischen "Firebird". Ab Werk wurden die Firehawks über Pontiac-Händler vertrieben – mit Werksgarantie und offiziell eingetragenem Leistungsboost.

Rot steht für Gefahr: Der Firehawk leuchtet in "Bright Red"
Firehawk: Selten, stark, scharf
Der Unterschied zur Serie beginnt bereits bei der Luftansaugung: Die markante Hutze in der Haube ist nicht nur bloße Optik. Sie leitet Frischluft direkt in den Ansaugtrakt – über ein modifiziertes Corvette-C4-Luftfiltergehäuse. Der LT1, ein 5,7-Liter-V8-Small-Block leistet nun 305 PS, ein Plus von 21 PS gegenüber dem Serienmodell. Optional gab es zusätzlich ein Sportfahrwerk, geänderten Auspuff, stärkere Bremsen und Breitreifen.
Was heute als begehrte Sonderserie unter Sammlern gehandelt wird, war schon damals eine exklusive Wahl: Nur 200 Exemplare des Firehawk wurden im ersten Modelljahr 1993 gebaut – bei einer Firebird-Gesamtproduktion von über 15.000 Einheiten. Bis zum Produktionsende im Jahr 2002 stieg die Firehawk-Gesamtstückzahl auf nur 4542 Fahrzeuge – eine Rarität also, mit einem Anteil von gerade einmal 1,4 Prozent an der Gesamtproduktion.

Der LT1-Chevy-Small-Block wurde von SLP auf 305 PS aufgepumpt.
Souveränität in rotem Blech
Schon beim Einsteigen macht der Firehawk klar, dass er kein gewöhnlicher Firebird ist. Der Innenraum zeigt sich zwar weitgehend seriennah – typische 90er-Jahre-Plastiklandschaften inklusive – doch eine durchnummerierte Plakette am Armaturenbrett (hier: Firehawk #015) verrät den besonderen Status.
Mit einem satten Zwitschern des Anlassers und dumpfem Grummeln aus dem Heck erwacht der V8 zum Leben. Kein aufdringliches Gebrüll, sondern ein gelassenes, tiefes Schnaufen – so klingt Kraft, nicht Krawall. Die überraschend seltene Kombination aus V8 und manuellem Sechsganggetriebe sorgt gleich für doppelte Aufmerksamkeit: Hier darf geschaltet werden, was bei amerikanischen Fahrzeugen dieser Epoche eher die Ausnahme als die Regel ist.
Nach wenigen Kilometern zeigt sich: Der Firehawk fährt sich erstaunlich europäisch. Die Kupplung ist gut dosierbar, das Getriebe präzise, und der Motor entfaltet seine Leistung so geschmeidig, dass man selten über 2.000/min drehen muss. Der V8 hängt sauber am Gas, spricht spontan an. Wer will, kann ihn aber auch fordern: Null auf Hundert schafft er in rund sechs Sekunden, mit souveränem Durchzug in jedem Gang.
In Kurven überrascht der Pontiac mit gutmütigem, sicherem Handling. Keine Spur von schwammiger Lenkung oder marodem Fahrwerk. Der Firehawk lenkt präzise ein, bleibt neutral, neigt sich kaum zur Seite. SLP hat hier ganze Arbeit geleistet – das Fahrwerk ist straff, aber nicht unkomfortabel. Selbst bei ambitionierter Fahrweise bleibt der Pontiac berechenbar und vermittelt Vertrauen. Ganz nebenbei: Auch die Bremsen machen einen überzeugenden Job – für ein US-Car keine Selbstverständlichkeit.

Der Firehawk bekam vom Reifenhersteller Firestone maßgeschneiderte Pneus.
Ein amerikanischer Exot mit Sammlerwert
Der Firebird Firehawk vereint klassische US-Tugenden – V8, Hinterradantrieb, auffällige Optik – mit überraschender Alltagstauglichkeit und fahrerischer Präzision. Die niedrige Stückzahl, das offizielle Tuning mit Werksunterstützung und die vergleichsweise hohe Verarbeitungsqualität machen ihn heute zu einem gesuchten Sammlerstück.
Wer sich nach einem Firebird umsieht, findet mit dem Firehawk die seltene Speerspitze des Modells – ein Auto, das damals wie heute zwischen "Fahren und Fliegen" liegt. Und eines ist sicher: Wer einmal Platz auf dem Fahrersitz genommen hat, wird sich nicht mehr so schnell trennen wollen.
Technische Daten
Motor: Typ LT1, wassergekühlter Achtzylinder-V-Motor mit 90 Grad Bankwinkel, vorn längs eingebaut. Bohrung × Hub: 101,6 × 88,4 mm, Hubraum: 5733 cm³. Leistung: 305 PS bei 5000 /mine, Drehmoment: 447 Newtonmeter bei 2000/min. Verdichtungsverhältnis: 10,25 : 1. Zwei Ventile pro Zylinder, betätigt über eine zentral gelegene, kettengetriebene Nockenwelle mit Kipphebeln und hydraulischen Tassenstößeln. Motorblock aus Grauguss, Zylinderköpfe aus Leichtmetall, fünf Kurbelwellenlager. Elektronische Benzineinspritzung von AC-Rochester, modifizierte Ansaugung durch SLP Engineering. Ölvolumen: 3,8 Liter. Geregelt mit Katalysator.
Kraftübertragung: Sechsgang-Schaltgetriebe vom Typ Tremec T56 oder alternativ Vierstufen-Automatik vom Typ GM Turbo-Hydramatic 4L60-E.Mit Differenzialsperre und Hinterradantrieb.
Karosserie und Fahrwerk: Selbsttragende Stahlblechkarosserie.Vorne: Einzelradaufhängung mit doppelten Dreieckslenkern, Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfern und Querstabilisator. Hinten: Starrachse mit Längslenkern, Reaktionsstreben, Panhardstab, Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfern und Querstabilisator. Zahnstangenlenkung mit Servounterstützung. Rundum Scheibenbremsen mit Antiblockiersystem (ABS). Felgen: 8,5 Zoll × 17 Zoll. Reifen: 275/40 ZR 17.
Maße und Gewicht: Radstand: 2565 mm. Länge × Breite × Höhe: 4970 × 1895 × 1320 mm. Leergewicht: 1535 Kilogramm. Tankinhalt: 59 Liter.
Fahrleistungen und Verbrauch: Höchstgeschwindigkeit: 256 Kilometer pro Stunde. Beschleunigung 0–100 km/h: 6,0 Sekunden. Durchschnittlicher Verbrauch: 12 Liter pro 100 Kilometer.
Bauzeit und Stückzahl: Pontiac Firebird der vierten Generation, gebaut von 1993 bis 2002, insgesamt 326.140 Exemplare. Davon 4542 SLP Firehawk.

Unter dem Firehawk steckt ein F-Body der 4. Generation. Genau wie beim Chevrolet Camaro.
Karosserie-Check
Pontiac Firebird haben in der Regel keine gravierenden Rostprobleme. Bei einer Besichtigung lohnt sich dennoch ein genauer Blick auf die Domlager sowie auf die Falze im Motorraum. Bei US-Importen sollte man zudem den Kofferraum kontrollieren: Findet sich dort Feuchtigkeit, könnte der Metallkasten über dem Tank aufgeflext worden sein, um die Benzinpumpe leichter zu tauschen. Eingedrückte Schweller durch falsch angesetzte Wagenheber sind ebenfalls ein häufiger Rostherd. Außerdem sollte das T-Bar-Roof sorgfältig auf Undichtigkeiten geprüft werden.
Technik-Check
Die Achtzylinder-Motoren gelten als langlebig und robust, können bei sportlicher Fahrweise jedoch leiden. Problematisch ist vor allem der ungünstig platzierte Optispark-Zündverteiler im LT1, der direkt unter dem Thermostat sitzt. Wird dieses undicht, droht Wassereintritt in die Elektrik. Zudem neigt der Verteiler zur Überhitzung. Auch die Differenzialaufnahme kann mit der Zeit ausschlagen. Die verbauten Getriebe sind grundsätzlich solide, doch bei Vorbesitzern mit schwerem Gasfuß besteht die Gefahr eines erhöhten Verschleißes.
Preise
Bei Einführung 1993 Firebird Firehawk 24.244 Dollar, Classic-Analytics-Preis 2025 (Zustand 2/4) 26.400/12.000 Euro, Versicherung (Haftpflicht/Vollkasko) 130,54/510,77 Euro (Stand: 07/2025).
Ersatzteile
Technik- und Verschleißteile sind in der Regel noch gut erhältlich – wenn nicht in Deutschland, dann zumindest problemlos in den USA. Das Preisniveau für Ersatzteile liegt jedoch tendenziell etwas höher, was vor allem an Versand- und Zollkosten liegt. Deutlich schwieriger wird es bei Karosserieteilen: Spezielle Firehawk-Komponenten wie die Motorhaube sind nahezu unmöglich zu finden.
Schwachpunkte
- Rost an Wagenheberaufnahmen
- Rost an Domlagern
- Zündkerzen und Zündkabel
- Optispark-Zündverteiler
- Klimakompressor
- Fensterheber
- Benzinpumpe
- Differenzialaufnahme
- undichte Dachdichtungen (T-Bar)
- Tuning/Originalität
