Paul Walkers Porsche 911 Carrera RS 2.7

Kult-Sportwagen in der Auktion

Paul Walker schwärmte bei Jay Leno von seinem Porsche 911 Carrera RS 2.7 – jetzt ist das Auto in einer Auktion.

Porsche 911 Carrera RS 2.7 Foto: Mecum 21 Bilder

Eigentlich wollte Porsche vom 911 Carrera RS 2.7 im Jahr 1972 nur 500 Exemplare bauen – aber die Nachfrage war so groß, dass bis 1973 1.580 Sportwagen die Werkhallen in Zuffenhausen verließen. Das Modell war damals der schnellste deutsche Seriensportwagen, der stärkste 911 mit Saugmotor und der erste Elfer mit dem Namenszusatz Carrera. Das spanische Wort Carrera heißt auf Deutsch Rennen und bezieht sich in diesem Fall auf die in Mexiko ausgetragene Carrera Panamericana, wo Porsche 1953 mit dem 550 Spyder seinen ersten Klassensieg einfuhr. Der 2013 tödlich verunglückte Hollywood-Schauspieler Paul Walker war nicht nur auf der Leinwand ein Auto-Enthusiast – der Star der ersten sieben Fast-&-Furious-Filme fuhr auch privat Rennen und besaß eine gut sortierte Autosammlung. Teil dieser Sammlung ist ein top gepflegter Porsche 911 Carrera RS 2.7 (Fahrgestell-Nummer: 9113600901) aus dem Jahr 1973 – der jetzt im Rahmen einer Auktion zum Verkauf steht.

Walker Fan deutscher Sportwagen

Walkers Sammlung umfasste über 30 Autos, darunter viele deutsche Modelle. So gehörten ihm beispielsweise ein Audi S4 der Baureihe B5, ein BMW M1, ein BMW 2002 tii Touring Alpina, zwei BMW M3 der Baureihe E30, gleich drei BMW M3 Lightweight der Baureihe E36, ein Mercedes 560 SL, wiederum gleich drei Porsche 911 997 GT3 RS, zwei Porsche 930 Turbo und ein Porsche Carrera GT. Einige der Autos waren im Vermögen von Always Evolving – einer Tuningwerkstatt für Hochleistungsfahrzeuge, die Paul Walker gehörte. Chef des Unternehmens war Firmen-Mitgründer und Walkers Freund, der Pro–am-Rennfahrer Roger Rodas. Am Samstag, dem 30. November 2013 gegen 15:30 Uhr Ortszeit kamen Beifahrer Walker und Rodas bei einem Autounfall mit ihrem 2005er Carrera GT ums Leben – Ursache war anscheinend eine Kombination aus zu hoher Geschwindigkeit und überalterten und somit ausgehärteten Reifen. An der Unfallstelle in der Hercules Street in Valencia, einem Stadtteil der kalifornischen Stadt Santa Clarita, ehren Fans Paul Walker mit einer Gedenkstätte. Seitdem gelangen immer wieder exquisite Autos des berühmten Schauspielers auf Auktionen. Von seinem 911 Carrera RS 2.7 hat er sogar bei Jay Leno geschwärmt.

Porsche 911 Carrera RS 2.7 Foto: Mecum
Den berühmten Namenszusatz Carrera hatte Porsche zwar schon vorher verwendet, aber der Porsche 911 Carrera RS 2.7 war der erste Elfer, der ihn tragen durfte.

RS 2.7 bei Jay Leno erwähnt

Jay Leno, selbst einer der weltweit bekanntesten Auto-Enthusiasten, moderierte damals noch die "The Tonight Show". Als Walker dort 2011 zu Gast war, erzählte er begeistert von seinem 911 Carrera RS 2.7. Er schwärmte, dass das Auto aus der goldenen Zeit von Porsche stamme und gleichzeitig aus dem Jahr, in dem er geboren sei. Auf Lenos Nachfrage freut sich Walker unbekümmert, dass er den Porsche im Internet gekauft hat – ohne ihn vorher gesehen oder getestet zu haben.

Als Erster unter sechs Sekunden

Aktuell hat der zum Verkauf stehende Porsche 93.774 Kilometer auf der Uhr – sein erster Eigentümer hat ihn 1973 in der Touring-Version (Ausstattung M472) gekauft. 1.308 der insgesamt gebauten 1.580 Exemplare liefen mit dieser Ausstattung vom Band. Der 2,7-Liter-Sechszylinder-Boxermotor des 911 Carrera RS 2.7 leistet 210 PS bei 6.300/min, das maximale Drehmoment beträgt 255 Newtonmeter bei 5.100/min. In der hier nicht zum Verkauf stehenden Sport-Version (200 Exemplare, Ausstattungspaket M471) schaffte der Elfer den Spurt auf 100 km/h in 5,8 Sekunden (Touring: 6,3 Sekunden) und war damit bei auto motor und sport das erste Serienauto, dass in dieser Disziplin weniger als sechs Sekunden brauchte. Die Sportvariante ist 245 km/h schnell, die 1.075 Kilogramm leichte Touring-Version ist mit 240 km/h nicht viel langsamer.

Porsche 911 Carrera RS 2.7 Foto: Mecum
Den Innenraum von Paul Walkers Porsche 911 Carrera RS 2.7 hat Autobahn Interiors aus San Diego restauriert.

Gründliche Überarbeitung

Bei Paul Walkers 911 Carrera RS 2.7 hat Jerry Woods Enterprises aus dem kalifornischen Campbell den Antriebsstrang und die Aufhängung restauriert. Das Interieur wirkt neu – kein Wunder: Das haben die Spezialisten von Autobahn Interiors aus San Diego gründlich aufgearbeitet. Die Sportsitze sind mit Stoffmittelbahnen versehen, die ein schickes Pepita-Muster tragen.

Porsche 911 Carrera RS 2.7 Foto: Mecum
Den Entenbürzel haben seine Entwickler seinerzeit sogar beim Deutschen Patentamt angemeldet.

Erster Porsche-Spoiler

Am Heck des hellgelben RS (Farbcode 62) sitzt sein berühmter Spoiler – der besteht aus Gewichtsgründen aus Fiberglas und hieß schnell Entenbürzel und im englischen Sprachraum Ducktail. Das Bauteil war Porsches erster Spoiler, entwickelt von den Ingenieuren Hermann Burst und Tilman Brodbeck sowie dem Designer Rolf Wiener. Der Spoiler sorgt für einen verbesserten Abtrieb an der Hinterachse und half bei der Versorgung des Heckmotors mit Kühlluft. Die Sorge, dass durch den Spoiler der Luftwiderstand steigt, erfüllte sich in Tests nicht – das Gegenteil war der Fall: Dank eines jetzt niedrigeren Luftwiderstands stieg die Höchstgeschwindigkeit um 4,5 km/h. Die Ingenieure zogen die Abrisskante des Spoilers millimeterweise so lange nach oben, bis der Luftwiderstand im Vergleich zum Ursprungszustand wieder gestiegen wäre – an diesem Umkehrpunkt hatten sie die optimale Balance aus Abtrieb und Luftwiderstand erreicht. Ihre Entwicklung meldeten die drei Porsche-Mitarbeiter in der Patent-Offenlegungsschrift Nr. 2238704 beim Deutschen Patentamt an.

Mit FIA-Papieren

Markant ist der RS 2.7 auch wegen seiner großen Carrera-Schriftzüge, der hinten ausgestellten Radläufe und seiner Fuchsfelgen, die bei Walkers Modell mit Avon-Reifen bezogen sind. Und da Walker ein begeisterter Rennfahrer war, gehören zu seinem RS 2.7 auch FIA-Papiere, hinzu kommt ein Echtheitszertifikat von Porsche.

Porsche 911 Carrera RS 2.7 Foto: Mecum
Carrera-RS-Schriftzug auf dem Fiberglas-Heckspoiler: RS steht für Rennsport.

Immer teuer

1973 stand der Porsche 911 Carrera RS 2.7 für 34.000 Mark in der Preisliste, das Touring-Paket kostete zusätzlich 2.500 Mark. 36.500 Mark wären heute unter Einrechnung der Inflation 61.752 Euro. Zum Vergleich: Ein BMW 2002 turbo kostete damals 20.780 Mark, Ferrari wollte für seinen 365 GTB 4 heftige 77.533 DM. Für Paul Walkers Exemplar gibt es weder ein Mindestgebot noch eine Schätzung – ein Schnäppchen ist bei einem der bekanntesten Sportwagen der frühen 1970er-Jahre selbst ohne prominenten Vorbesitz ausgeschlossen. Mecum versteigert den 911 Carrera RS 2.7 (Los R290) im Rahmen der Monterey Car Week vom 18. bis zum 22. August direkt im kalifornischen Monterey.