Kremer Porsche 911 Carrera 3.0 RSR (1975)

Renn-Porsche im Jeans-Look

Artcurial versteigert in Monaco einen von drei Kremer Porsche 3.0 RSR, der am Vorabend der Turbo-Ära im Jeans-Look Rennen fuhr.

Porsche 911 Carrera 3.0 RSR Kremer (1975) Foto: Jason Fong et Sam Chick / Artcurial 22 Bilder

Porsche war in den Siebzigern eine eher kleine Sportwagenfirma mit ausgeprägter Motorsport-Begeisterung. Kaum eine ernsthafte Rennserie oder Rennstrecke, in der nicht ein Porsche mitfuhr – am liebsten ganz vorne.

Der Motor: 350 PS bei 8.000/min

Porsche 911 Carrera 3.0 RSR Kremer (1975) Foto: Jason Fong et Sam Chick / Artcurial
Der Sauger leistet 350 PS bei 8.000/min.

Aus Straßenautos wie dem 911entstanden Sportwagen wie der Carrera RS 2.7 Aus dem wiederum wurde der RSR, zunächst mit 2,8 und schließlich mit drei Litern Hubraum. Den 3.0 RSR baute Porsche 53-mal. Er hat einen luftgekühlten Sechszylinder-Boxermotor vom Typ 911/75 mit obenliegenden Nockenwellen, Doppelzündung, mechanischer Bosch-Benzineinspritzung und Trockensumpfschmierung. Aus 2,992 Litern Hubraum erzeugt der hoch verdichtete Saugmotor 350 PS bei 8.000/min. Eine Sachs-Kupplung überträgt die Kraft an ein Fünfgang-Schaltgetriebe.

Passend zur kräftig gesteigerten Leistung – zur Einordnung: Der Carrera RS 2.7 hatte bei seiner Vorstellung mit 210 PS zu den schnellsten Serienautos gehört – senkte Porsche das Gewicht auf etwa 900 Kilogramm. Der Weg dorthin war klassisch: alles raus, was zum Fahren nicht unbedingt nötig ist, dünnere Bleche und Löcher in Teile, die nicht der Stabilität dienen.

Die Fahrleistungen: 270 km/h Spitze

Porsche 911 Carrera 3.0 RSR Kremer (1975) Foto: Jason Fong et Sam Chick / Artcurial
Fünf Sekunden genügen dem RSR für den Spurt von null auf 100 km/h.

Mit unter fünf Sekunden von null auf 100 km/h und 270 km/h Höchstgeschwindigkeit ist ein 3.0 RSR auch heute noch flott unterwegs. Damals verkaufte Porsche das Auto an Kunden, die Motorsport trieben. Einer ging außerdem an Ludwig Heimrath und drei weitere an Kremer Racing in Köln.

Die Kremer-Brüder

Die Brüder Erwin und Manfred Kremer hatten 1962 eine eigene Werkstatt gegründet und setzten Porsche bei Rennen ein. Erwin Kremer gewann mit Helmut Kelleners und Willi Kauhsen 1968 die 24h von Spa-Francorchamps. Zwei Jahre später starteten Kremer und Nicolas Koob bei den 24h von Le Mans und gewannen mit einem 911 S die Klasse. Ab 1974 baute Kremer Renn-Porsche auf Basis von Werkskarosserien. Einer davon ist der RSR mit der Chassisnummer 005 0004, den der niederländische Meister von 1974, Cees Siewertsen, in der Deutschen Rennsportmeisterschaft und in der GT-Meisterschaft fuhr. Bei den Rennen in Diepholz und Hockenheim gewann Siewertsen mit dem Porsche im Jeans-Look. In Zolder fuhr er auf den dritten Platz und fuhr in der Saison 1975 neun weitere Rennen.

Im Jahr darauf war H. Asselborn mit dem Porsche unterwegs – auch nicht ohne Erfolg; er wurde Dritter beim 300-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Das Auto ging anschließend durch weitere Hände und landete schließlich in Island. Im Jahr 2003 kam der RSR zum Restaurieren nach Deutschland. Zwischen 2004 und 2008 nahm er an diversen historischen Rennen teil und wurde anschließend in die USA verkauft. Im Jahr 2013 kam der RSR zurück nach Europa und 2017 wurde er noch einmal gründlich überholt. Aktuell steckt ein Wettbewerbsmotor mit Dreiliter-Turboblock im Heck, der originale Boxer mit Magnesium-Gehäuse befindet sich in einer Kiste. ONS-Wagenpass, FIA-Papiere und diverse Dokumente gehören ebenfalls zum Auto, das Artcurial am 19. Juli in Monaco versteigert. Der Schätzwert ist mit 800.000 bis 1.000.000 Euro angesetzt.