Porsche 935 JLP-2 (1980) bei RM Sotheby's

Le-Mans-Porsche vom Drogenhändler

Der Besitzer dieses Porsche 935 saß mehrere Jahre wegen Drogen im Gefängnis. Doch auch ohne diese Geschichte ist der Le-Mans-Rennwagen interessant.

Porsche 935 JLP-2 (1980) Foto: Remi Dargegen/RM Sotheby's 19 Bilder

John Lee Paul war ein erfolgreicher Rennfahrer und Teamchef, gesuchter Verbrecher und Besitzer mehrerer Porsche 935, von denen einer nun bei RM Sotheby’s zum Verkauf steht. Der in Hellblau und Gelb lackierte Rennwagen hat eine erfolgreiche Karriere und zwei Restaurierungen sowie Einsätze im historischen Motorsport hinter sich.

Die 24h von Le Mans 1980 beendete das Team von John Lee Paul (JLP) als 9. Gesamt und 2. in der Klasse hinter dem 935 K3 von US-Teamchef-Legende Dick Barbour mit den Fahrern John Fitzpatrick und Brian Redman . Bei den 12h von Sebring 1982 kam das Auto auf den 3. Platz und bei den 24h von Daytona auf den 4. Gesamtrang. Zwischen 1980 und 1985 wurde der JLP-2 in über 40 Rennen eingesetzt.

Der Motor: 740 PS im Heck

JLP, der Rennstall von John Lee Paul, hatte nach der Rennsaison 1979 einen zweiten 935 aufbauen lassen, nachdem der erste (JLP-1) bei einem Unfall zerstört worden war. Chassis, Motor und einige andere Komponenten kaufte das Team bei Porsche, die Karosserieform kam vom Kremer K3. Das Chassis wurde steifer und leichter als beim Vorgänger, der Motor stärker: Mit zwei Turboladern des deutschen Spezialisten KKK und Kugelfischer-Einspritzung leistete der 3,2-Liter-Sechszylinder-Boxermotor etwa 740 PS. Mit einem Drehrad am Armaturenbrett vor dem Schalthebel, dem sogenannten Dampfrad lässt sich der Ladedruck manuell einstellen.

JLP: Der Rennstall des Drogenhändlers

John Lee Paul, 1939 unter dem Namen Hans-Johan Paul in den Niederlanden geboren, wurde erst reich und dann kriminell. Nachdem er Wirtschaftswissenschaften studiert, seinen Namen geändert und als Fondsmanager an der Wallstreet Millionen verdient hatte, flog er 1979 in Louisiana mit 710 Kilogramm Haschisch auf. Später folgte die Gründung eines Drogenrings.

Paul saß wegen eines gefälschten Passes sechs Monate in einem Schweizer Gefängnis und wurde nach der Auslieferung an die USA in einem Prozess wegen eines Mordversuchs und Drogenschmuggel zu 25 Jahren Haft verurteilt. Bis heute scheinen sowohl der Verbleib des 1999 entlassenen Paul als auch seiner ehemaligen Ehefrau und einer späteren Lebensgefährtin ungeklärt. Im Vergleich dazu ist die Geschichte des von ihm aufgebauten und als Rennwagen eingesetzten 935 übersichtlich und transparent.

Porsche 935 JLP-2 (1980) Foto: Remi Dargegen/RM Sotheby's
JLP-2 war bei Langstreckenrennen erfolgreich.

Viel erfolgreicher war jedoch der 1960 geborene Sohn John Paul jr., der den Sprung aus einem Formel Ford in den JLP-2-Boliden wagte. 1982 feierte er den Gesamtsieg beim 24h-Rennen von Daytona zusammen mit Rolf Stommelen und seinem Vater mit dem Nachfolgemodell JLP-3. Im selben Jahr wurde er IMSA-Champion. Doch wie sein Vater geriet auch er auf die schiefe Bahn und konnte seine Karriere erst in den 90er Jahren fortsetzen. Seine größten Erfolge waren der Gesamtsieg bei den 12h von Sebring und der zweite Erfolg in Daytona 1997. John Paul jr. starb Ende Dezember 2020 mit nur 60 Jahren nach schwerer Krankheit.

Gefahren wurde der 935 JLP-2 von John Lee Paul und seinem Filius John Paul Jr. sowie unter anderem dem Ex-Werksfahrer Brian Redman, Formel-1-Fahrer Guy Edwards, US-Sportwagen-Größe Preston Henn. John Paul sr. fuhr ihn zuletzt 1981 bei den 24h von Daytona. Ab 1982 setzte ihn M.L. Speer ein; er wurde mit Terry Wolters und Charles Mendez bei den 12h von Sebring Dritter. Speer verkaufte das Auto 1985 an einen Sammler, der es 1994/95 beim kalifornischen Porsche-Experten Andial restaurieren ließ.

Der Preis: 2,1 Millionen Dollar

Der nächste Besitzer, ein französischer Enthusiast des historischen Motorsports, ließ den JLP-2 erneut 2015 bei Crubilé Sport restaurieren. Die Optik wurde dabei wieder auf den Stand des Le-Mans-Einsatzes von 1980 gebracht. Seither war das Auto je zwei Mal bei den Le Mans Classic und der Dix Mille Tours de Castellet dabei. Jetzt steht er bei RM Sotheby’s für 2,1 Millionen US-Dollar zum Verkauf.

Der Porsche 935: 911 Turbo für die Gruppe 5

Porsche 935 JLP-2 (1980) Foto: Remi Dargegen/RM Sotheby's
Das Lüfterrad ist, anders als beim 930, horizontal angebracht.

Abgeleitet vom Porsche 911 Turbo (930), hatte der 935 eine lange und erfolgreiche Karriere als Auto in der Gruppe 5 und in bei Langstreckenrennen in den USA. Zunächst ausschließlich vom Werk eingesetzt, setzten späterWeil das Porsche selbst in der ersten Saison 1976 nur Werkswagen einsetzte, zunehmend starteten Kundenteams wie Kremer und später Joest in eigenenden 935 ein und entwickelten sieihn auch weiter. Am bekanntesten unter allen Gruppe-5-Porsche sind sicherlich das als "Moby Dick" bekannte Werksauto von 1978 und die ab 1979 gebauten K3-Versionen von Kremer Racing in Köln. Silhouette und Aufbau von Front und Heck des Rennwagens entfernten sich während der Weiterentwicklung immer weiter von der Serie. Im Heck steckte jedoch stets der Sechszylinder-Boxermotor mit Turboaufladung und horizontal montiertem Lüfterrad. Auch die insgesamt vier JLP-935 sind diesem Weg gefolgt. Der JLP-4 wurde von Fabcar als Ground-Effect-Auto gebaut. John Paul jr. gewann mit dem rund 840 PS starken Rennwagen die IMSA GTP-Meisterschaft 1982 – mit 22 Jahren als bis dahin jüngster Fahrer der IMSA-Historie.