4,5 Jahre bei Porsche Classic restauriert

Nick Heidfelds Porsche 959 S

Nick Heidfeld hat seinen Porsche 959 S bei Porsche Classic restaurieren lassen. Es gab viel zu tun, das Supercar stand 4,5 Jahre in der Werkstatt.

Porsche 959 S Foto: Porsche 10 Bilder

Der Porsche 959 gilt als eines der legendärsten deutschen Autos der 1980er-Jahre. Nur von 1987 bis 1988 gebaut, war er zeitweise das schnellste Serienauto der Welt. 292 Exemplare hat Porsche nach eigenen Angaben auf die Straße gebracht, davon 29 als besonders sportliche Modelle, die porscheintern ein S als Namenszusatz bekamen. Prominente fühlen sich zum Porsche 959 hingezogen: Ex-Microsoft-Chef Bill Gates hat einen, Renn- und Porsche-Entwicklungsfahrer Walter Röhrl hatte genauso einen wie Boris Becker und der 1989 verstorbene österreichische Dirigent Herbert von Karajan hatte gleich zwei. Bis heute hat der seinerzeit beinahe vor Innovationen platzende 959 nichts von seiner Strahlkraft verloren – bei Auktionen erzielt das Auto regelmäßig Millionen-Summen. Einer der jüngeren Eigentümer des Kult-Sportwagens ist Rennfahrer Nick Heidfeld, der seinen 959 S Baujahr 1987 anscheinend erst 2017 gekauft hat. Im Sommer 2017 hat Heidfeld das Auto zu Porsche Classic gebracht – die Restauration hat 4,5 Jahre gedauert.

auto motor und sport fuhr ihn 339 km/h schnell

Der Porsche 959 S generiert mit seinem 2,8-Liter-6-Zylinder-Boxermotor 515 PS – damit sind 100 km/h nach 3,7 Sekunden erreicht. Die Leistungssteigerung von den "normalen" 450 auf 515 PS fürs S-Modell haben die Ingenieure durch größere Turbolader und ein modifiziertes Überdruckventil erreicht. 1988 fuhr auto motor und sport mit einem 959 S auf der Hochgeschwindigkeits-Teststrecke im italienischen Nardò sensationelle 339 km/h. Das Exemplar von Nick Heidfeld ist bis 2017 nur 4.183 Kilometer gefahren. Macht 139 Kilometer pro Jahr – die zehnfache Laufleistung wäre besser gewesen. Schließlich neigt der 959 schnell zu Standschäden – seine komplexe Hochleistungstechnik muss regelmäßig arbeiten dürfen. Uwe Makrutzki, Leiter der Werkrestaurierung bei Porsche Classic, hat inzwischen die jahrelangen Erfahrungen vieler 959-Fahrer auswerten können. Eindringlich weist er darauf hin, dass der 959 pro Monat mindestens 100 Kilometer im Mischbetrieb gefahren werden sollte, um Standschäden zu vermeiden.

Makrutzki betont, dass bei einem 959 mit Standschäden eine ganzheitliche Überholung von Antriebsstrang und Fahrwerk unausweichlich ist. "Jegliche Verringerung der Arbeitsumfänge führt erfahrungsgemäß zu Folgeproblemen", warnt der Porsche-Classic-Profi. Porsches Klassik-Abteilung ist auf die Wartung des seltenen 959 bestens vorbereitet: Nach dem Produktionsende haben sich die Experten sämtliche Prüf- und Instandsetzungswerkzeuge aus allen Bereichen des Werks gesichert. Außerdem hat kaum jemand so viel Erfahrung mit dem 959 wie die Mitarbeiter von Porsche Classic – schließlich war inzwischen beinahe jedes gebaute Exemplar mindestens einmal in den Händen der Spezialisten.

Motorsteuerung war manipuliert

Bei der genauen Untersuchung von Heidfelds 959 S kam heraus, dass die Motorsteuerung manipuliert war. Mit dem Einverständnis des Ex-Formel-1-Fahrers haben die Porsche-Classic-Verantwortlichen den Originalzustand der Bosch Motronic wiederhergestellt. Sämtliche Arbeiten waren im Dezember 2021 abgeschlossen. Der im Jahr 1987 zehn Jahre alte Rennfahrer Nick Heidfeld schwärmt davon, dass der 959 das Traumauto seiner Kindheit war. Jetzt, im Alter von 45 Jahren, freut er sich, dass sich sein 959 S nicht wie ein 30 Jahre altes Auto fährt – sondern wie ein viel moderneres.

Walter Röhrl rät: Gas geben!

Walter Röhrl war seinerzeit als Entwicklungsfahrer am 959 beteiligt. Noch heute schwärmt der legendäre Rallye-Fahrer von dem Auto mit seinen technischen Finessen wie Register-Aufladung für den Motor, clever geregeltem Allradantrieb, geschwindigkeitsabhängiger Niveauregulierung und Magnesium-Rädern mit Hohlspeichen für die Reifendruckkontrolle. Röhrls einziger kleiner Kritikpunkt: Das Lenkrad lässt sich nicht verstellen, was bei seiner Größe von 1,96 Meter zu einer leicht unergonomischen Sitzposition führt: "Aber mit ein bisschen Willen geht alles." betont er trocken. Dass das Heck schnell der Fliehkraft folgt, sobald man in der Kurve vom Gas geht, scheint Röhrl zu gefallen. Die Gegenmaßnahme ist Gas geben: "Wer dies nicht gemacht hat, war sehr schnell rückwärts unterwegs." gibt Röhrl mit einem Lächeln zu bedenken.

Nick Heidfeld dürfte jetzt mindestens die von Porsche Classic empfohlenen 100 Kilometer pro Monat mit seinem 959 S fahren, was nach einem erträglichen Schicksal klingt. Wie erträglich die Kosten für die 4,5-jährige Restauration waren, verrät Porsche bisher nicht.