Große Scheunenfund-Auktion bei RM Sotheby's

Wasch mich!

RM Sotheby's hat aktuell Scheunenfunde im Angebot, die diesen Namen auch wirklich verdienen. Darunter ein Mustang Boss 429, ein Ferrari 250 GTE und ein Porsche 356 Reutter Coupé.

Scheunenfund Auktion RM Sotheby's 2021 Foto: Theodore W. Pieper Courtesy of RM Sotheby's / Patrick Lang 37 Bilder

Die Sonne wird kräftiger, die Vögel singen lauter, es knospen die Pflanzen. Allmählich wird es Frühling. Zeit für den Frühjahrsputz! Das hat man sich auch im Auktionshaus RM Sotheby's gedacht und den staubigsten aller Keller zur Generalüberholung geöffnet. Aber nanu! Was kommt da zum Vorschein? Sieben Autos unter einer dicken Staubschicht.

Gut, genau so wie im oben romantisierten Bild war es nicht. Stattdessen entspringen die patinierten Klassiker einer Scheune in Suffolk im US-Bundesstaat Virginia. Dort hatten zwei Brüder sie in den 1980er-Jahren untergebracht. Nachdem sie nun das Grundstück verkaufen, müssen die Autos ihre staubige Unterkunft verlassen. Doch sie dürfen auf ein besseres Zuhause hoffen, denn allesamt werden bei der Online-Auktion "Open Roads" veräußert. Wir zeigen Ihnen das Angebot im Detail.

Ferrari 250 GTE 2+2 Series III Body

Vom italienischen Gran Turismo aus dem Jahr 1963 ist zugegebenermaßen nicht mehr allzu viel übrig. Wo einst ein Tipo-128-Zwölfzylinder wirkte, klafft heute ein Loch. Doch die Pininfarina-Karosserie lässt trotz Schmutz und mangels Rädern, Grill oder Scheinwerfern noch einiges von ihrer einstigen Eleganz durchblicken. Dass einiges an Arbeit vonnöten ist, um dem Viersitzer zu alter Größe zu verhelfen, ist wohl leicht untertrieben. Nicht so die zu erwartende Preisspanne von bis zu 30.000 Dollar (25.200 Euro).

Scheunenfund Auktion RM Sotheby's 2021 Foto: Theodore W. Pieper Courtesy of RM Sotheby's
Keine Räder, keine Scheinwerfer, kein Motor - und trotzdem kommt dem Ferrari 250 GTE 2+2 ein Rest-Charme nicht abhanden.

Porsche 356 Coupé by Reutter

Zum Zeitpunkt seiner Auslieferung im Jahr 1953 soll dieser Porsche 356 mit einer Farbkombination aus Palm Green außen und grünem Vinyl innen bestochen haben. Das müssen wir jetzt wohl einfach glauben, denn sichtbar ist das nicht mehr wirklich. Nur das Armaturenbrett verrät noch eine Nuance ansonsten verblichener Pigmente. Immerhin: Die Karosserie, deren Design – wie auch jenes des VW Käfer – aus der Feder von Erwin Komenda stammt, scheint komplett. Der Vierzylinder-Heckmotor dagegen fehlt. Ursprünglich saß hier laut Anbieter die große 70-PS-Version mit 1,5 Litern Hubraum. Auch das müssen wir jetzt einfach mal glauben. Bis zu 60.000 Dollar (50.500 Euro) soll der Zuffenhausener einbringen.

Scheunenfund Auktion RM Sotheby's 2021 Foto: Theodore W. Pieper Courtesy of RM Sotheby's
Palmengrün soll er mal gewesen sein, der Porsche 356. Muss man halt glauben.

Mercury Comet Cyclone 'R-Code'

Von Italien über Deutschland führt die Klassiker-Weltreise jetzt in die USA. Von diesem 1967er Mercury wird angenommen, dass sein Original-Motor bei einem Dragrace in die Luft geflogen ist. Anders könne man sich nicht erklären, warum nun ein nachgerüsteter Siebenliter-V8 aus derselben Epoche unter der Haube sitzt. Aber immerhin sitzt hier mal ein Motor – auch wenn der genau wie der Rest des Autos ebenfalls viel Liebe brauchen wird. Wenn Herz und Kontostand in derselben Frequenz schwingen, erhalten Sie hier ein spektakuläres Restaurations-Objekt. RM Sotheby's erwartet bis zu 75.000 Dollar (rund 63.000 Euro) Erlös.

Scheunenfund Auktion RM Sotheby's 2021 Foto: Theodore W. Pieper Courtesy of RM Sotheby's
Der Mercury von 1967 ist auch heute noch eine imposante Erscheinung.

Ford Mustang Boss 429

Die Tatsache, dass dieser Mustang von 1969 hinten wesentlich tiefer in den Federn hängt als vorne, verrät es Ihnen sicher längst: Auch hier fehlt wieder der Motor. Mit nur 1.359 gebauten Modellen gilt der kräftige Boss 429 als eine der seltensten Mustang-Varianten. Seinerzeit diente Ford das Musclecar als Homologationsmodell für die Nascar-Rennwagen. Die Straßenversion brachte mit der Siebenliter-Maschine (oder namensgebenden 429 Kubikzoll) 380 PS auf den Asphalt. Wer auch immer den Zuschlag erhält, kann dem Oldie nun ein Vielfaches dieser Power unter die Haube packen. Einen Originalmotor wird man kaum finden. Bis zu 80.000 Dollar (67.300 Euro) sollte Ihnen das Projekt für den Anfang wert sein.

Scheunenfund Auktion RM Sotheby's 2021 Foto: Theodore W. Pieper Courtesy of RM Sotheby's
Der Ford Mustang Boss 429 gilt als eine der seltensten Varianten des Muscle Cars.

Mercury Cyclone Spoiler

Und noch einen amerikanischen Muskelprotz brachte der Kehraus in der Scheune hervor: Ein Mercury Cyclone Spoiler von 1970 gesellt sich zu den Gebrüdern "Staubschicht". Wie bei seinen Landsmännern thront ein Siebenliter-V8 unter der Haube, hier sogar noch das originale Super-Cobra-Jet-Exemplar. Selbst das Cockpit ist noch verhältnismäßig gut in Schuss. Zumindest gemessen an den übrigen Kandidaten hier. Charmant: Die Form des Schalthebels lässt zunächst auf ein Automatikgetriebe schließen, doch tatsächlich handelt es sich um eine manuelle Viergang-Schaltung. Bis zu 30.000 Dollar (25.200 Euro) veranschlagt das Auktionshaus.

Scheunenfund Auktion RM Sotheby's 2021 Foto: Theodore W. Pieper Courtesy of RM Sotheby's
Der dritte Siebenliter-V8-Ami im Bunde ist abermals ein Mercury.

Triumph TR6

Der britische Roadster gibt sowohl das Küken als auch das Schnäppchen der Scheuen-Truppe. Maximal 12.000 Dollar (10.000 Euro) erwartet RM Sotheby's für den Sechszylinder-Flitzer von 1976. Selbst das schwarze Verdeck des javagrünen Triumph scheint, zumindest auf den Bildern, noch intakt zu sein. Was nicht so richtig ins Bild passen will, ist das offenbar nachgerüstete Radio im Cockpit. Der rostige Fahrzeugschlüssel sieht da, gehässig formuliert, schon eher nach Serienausstattung aus.

Scheunenfund Auktion RM Sotheby's 2021 Foto: Theodore W. Pieper Courtesy of RM Sotheby's
Der Triumph TR6 ist das jüngste und mutmaßlich auch das günstigste Auto der Auktion.

Griffith Series 200

Sie haben nicht viel Platz in der Garage? Kein Problem, es gäbe da auch noch etwas ganz Kleines. Ein Griffith Series 200 von 1965 – ebenfalls ein Auto von der seltenen Sorte. Dieses hier ist Nummer 13 von insgesamt 192 gebauten Exemplaren. Während die giftigen kleinen "Cobra-Killer" in Großbritannien unter dem Label TVR unterwegs waren, nannte man sie in den USA schlicht "Griffith". Die Kombination aus Ford-V8 und Leichtbau-Karosserie aus Fiberglas sorgte schon damals für Verzückung. Eine Renaissance müsste dem Meistbietenden bis zu 50.000 Dollar (42.000 Euro) wert sein.

Scheunenfund Auktion RM Sotheby's 2021 Foto: Theodore W. Pieper Courtesy of RM Sotheby's
Wer es klein und leicht mag, findet sein Glück vielleicht mit dem Griffith.

So, jetzt klopfen Sie sich einmal kurz den Staub aus den Klamotten und dann geht es direkt zurück in den Dreck. In unserer Fotoshow können Sie sich die Autos genauer anschauen. Besonders der Blick in die Cockpits lohnt sich.