Tabbert Europa 660 restauriert

Einer von 8 in Deutschland

Ein Paar aus der Pfalz hat einen 70er-Jahre-Tabbert gesucht, gefunden und restauriert. Dabei war der Wohnwagen in so einem schlechten Zustand, dass er fast verschrottet werden sollte.

Tabbert 660 (1975) Foto: Michael Maurer 25 Bilder

Ein Tabbert Europa 660 war 1975 so etwas wie die S-Klasse unter den Wohnwagen: konservativ, repräsentativ, komfortabel. Luxus für die einen, berufliche Notwendigkeit für die anderen: Schausteller und Zirkusleute fuhren mit den Doppelachsern von Ort zu Ort, Dauercamper nutzten sie als Ferienhaus. Eine solche Immobilie fanden Maurers aus der Pfalz über ein Inserat: Mit TÜV und dicht. Das stimmte jedoch nur zur Hälfte.

Vom Zelt zum Tabbert

Tabbert 660 (1975) Foto: Michael Maurer
Mit TÜV und dicht - so wurde der Tabbert angepriesen. Dicht war er nicht.

Das Paar war mit seinem Sohn Lennard schon mehrmals Campen gewesen; anfangs mit Zelt, dann mit einen kleinen Wohnwagen, den Maurers liebevoll „Wohndose“ nannten. Weil darin eine Toilette fehlte und Angela Maurer alte Tabberts gut fand, geriet der 6,60 Meter lange Europa ins Visier: „Ein Riese allerdings! Nie und nimmer wollten wir einen solchen Riesen haben, aber er war eben der einzig verfügbare Tabbert in einem annehmbaren Zustand, also wurde er gekauft!“, erzählt Michael Maurer. Innerhalb von drei Wochen sollte der Riese reisefertig gemacht werden – so der Plan. Doch aus einmal neu streichen und frischen Boden verlegen wurde nichts, statt ihrer „Wohndose“ hatten Maurers eine riesige Baustelle mit feuchten Wänden. Verkaufen? Verschrotten? Der Frust saß tief.

Komplettrenovierung eines Riesen-Caravans

Maurer entschieden sich zur Komplettsanierung. Alle Dichtungen, Fenster, Keder- und Scheuerleisten kamen runter. Der Weg des Wassers in den Wohnwagen war schnell gefunden, die Sanierung dauerte deutlich länger: Michael Maurer, gelernter Tischler, begann, den Wagen von außen abzudichten. Die Fenster waren noch gut, aber der Wiedereinbau zog sich, weil der weiße Füllkeder nur millimeterweise in die Ecken der neuen Dichtungen rutschen wollte. Leichter war es, die beiden Dachluken zu erneuern. Eine Anfrage beim Kraftfahrt-Bundesamt hatte inzwischen ergeben, dass in Deutschland nur noch sieben weitere Breitspur-Tabbert zugelassen waren. Einen so seltenen Wohnwagen zu besitzen, motivierte bei den Renovierungsarbeiten.

Holzgerippe, zu Torf zerfallen

Tabbert 660 (1975) Foto: Michael Maurer
Maurers renovierten den Tabbert gründlich.

Innen halfen Maurer seine Profi-Kenntnis als Tischler: Ein Teil des Holzgerippes war zu Torf zerfallen. Das musste alles entfernt und neu aufgebaut werden. Das Ganze wurde isoliert und mit Pappelsperrholz wieder verkleidet. Maurer hat geklebt, gesägt, Schablonen für Rundungen gefertigt und viel geschraubt, bis das Gerippe fertig war. Der Wohnwagen war also außen dicht und hatte innen ein neues Gerippe, er war fast fertig. Letzte Arbeiten wie Boden verlegen und Vorhänge nähen erledigten Maurers auf einem Campingplatz bei Boppard. „Die Campingnachbarn waren Holländer, die haben sich zumindest nicht daran gestört als ich mit einer Rolle PVC, Metermaß und Teppichmesser vor dem Wohnwagen herumturnte. Lustig war es auf jeden Fall und viel cooler als vor dem Haus die Arbeiten zu erledigen“, erzählt Maurer – die Familie ist eben gern unterwegs.

Seit drei Monaten sind Maurers jedes Wochenende woanders. Sie haben mit dem Tabbert ihre Hochzeit gefeiert, waren auf Partys, Konzerten und Caravan-Oldtimer-Treffen. Verschrotten? Niemals.