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Teledyne Continental Cheetah Auktion

Das wäre beinahe der „Hummer“ geworden

Bei Mecum Auctions in den USA kommt ein superseltener Prototyp unter den Hammer. Der "Cheetah" hätte fast die US-Ausschreibung für den HMMWV ("Humvee") gewonnen.

Teledyne Continental Cheeta Auktion Foto: Mecum Auctions 22 Bilder

Auf den ersten Blick sieht das Auto aus, als hätte ein Hummer-Fan sein Lieblingsauto in der Garage von Hand nachgebaut, und das gar nicht einmal so schlecht. Doch die Geschichte hinter dem Teledyne Continental Cheetah, den das Auktionshaus Mecum im Januar in Kissimee/Florida versteigern wird, ist viel interessanter. Und es spielt sogar die italienische Sportwagenschmiede Lamborghini eine wichtige Rolle darin.

Ausschreibung für das US-Militär

Ende der 1970er Jahre begann die US-Armee mit der Ausschreibung für ein Mehrzweck-Geländefahrzeug, das den überalterten Bestand unter anderem aus betagten M151, direkten Nachfolgern des Weltkriegs-Jeep Willys, ersetzen sollte. Die Aussicht auf lukrative Militäraufträge brachte zahlreiche US-Unternehmen in Stellung, die mit mal mehr, mal minder konkurrenzfähigen Geländewagen an den Start gingen. 61 dieser Unternehmen forderte die Army schließlich 1981 auf, mit konkreten Modellen auf den im Laufe der Jahre mehrfach veränderten Anforderungskatalog für ein "High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicle" (Hochmobiles Multifunktions-Radfahrzeug) einzusteigen. Mit dieser Ausschreibung war auch das Kürzel "HMMWV" geboren, das später im Armee-Sprechgebrauch zum "Humvee" mutierte und durch AM General schließlich zum Namen "Hummer" fortgeführt wurde.

Teledyne Continental Cheeta Auktion Foto: Mecum Auctions
Was mag wohl in der weißen Dose sein? Die Auflösung gibt es in der Bildergalerie.

Teledyne Continental war eine dieser beteiligten Firmen und schickte den Cheetah in den Wettbewerb, der seinerzeit im Auftrag Teledynes von Mobility Technology International (MTI, eine damalige Chrysler-Tochter) designt worden war. 1982 nach den ersten Testläufen waren schließlich noch drei Unternehmen in der Ausschreibung verblieben, die jeweils elf Prototypen für die finalen Tests abliefern mussten: Chrysler, AM General und Teledyne Continental. Der Rest der Geschichte ist einigermaßen bekannt, AM General machte das Rennen und ergatterte den Auftrag über zunächst 55.000 Einheiten des Humvee im Wert von 1,3 Milliarden US-Dollar.

Das Rennen machte ein anderer

Teledyne selbst stellte natürlich jede weitere Entwicklungsarbeit an dem Projekt ein, die Spuren der gebauten Prototypen verloren sich. Zuletzt war nur ein originales Exemplar bekannt, dass sich im US Veteran’s Memorial Museum in Tennessee befindet, in eher beklagenswertem Zustand. Umso sensationeller (zumindest für Militärfahrzeug-Interessierte) ist entsprechend das nun bei Mecum Auctions aufgetauchte Exemplar, bei dem es sich um einen der Prototypen handelt, der später ganz offensichtlich in Privatbesitz etwas ziviler umgestaltet wurde.

Der jetzt zu versteigernde Teledyne Continental Cheetah ist bereits mit dem finalen Motor der Entwicklungsserie bestückt, einem 6,9 Liter großen V8 Diesel des US-Nutzfahrzeugherstellers International Harvester. Frühere Prototypen waren mit einem 5,9er Benziner-V8 von Chrysler (180 PS) und einem Lkw-Diesel von Volvo, ein 140-PS-Sechszylinder, getestet worden.

Deutliche breiter als hoch

Die Abmessungen des Cheetah entsprechen dem damaligen Anforderungskatalog der Militärs, weshalb das Modell dem AM General Hummer auch so ähnlich sieht. Extrabreit (2,16 Meter) und dabei nicht hoch bauend (1,65 Meter) sollte das Fahrzeug einerseits in breiten Panzerspuren fahren können und andererseits eine im offenen Gelände möglichst wenig erspähbare "Silhouette" bieten. Mit 4,62 Meter Länge fällt der Cheetah überdies kürzer aus als er aussieht.

Teledyne Continental Cheeta Auktion Foto: Mecum Auctions
Um den braucht man sich keine Sorgen machen: Robuster IHC-Diesel mit 6,9 Liter, leistungsarm und schadstoffstark.

Der V8-Diesel ist mit einer Dreigang-Automatik verbunden, die Weiterleitung übernimmt ein Verteilergetriebe mit zuschaltbarem Allradantrieb und Geländeuntersetzung. Ausweislich der Bilder hat der Vorbesitzer offenbar einiges investiert, um den Cheetah etwas gemütlicher zu gestalten. So ist ganz offensichtlich ein komplett neues Verdeck mit Stofftüren entstanden, Radhausverbreiterungen und eine gebräuchliche Rad-Reifen-Kombination sind installiert worden, auch in Details wie den Sitzbezügen oder dem Kühlergrill zeigen sich nachträgliche Änderungen.

Und was war mit Lamborghini?

Um jetzt noch den Bogen zur eingangs erwähnten Marke Lamborghini zu schlagen, muss ein spannendes Detail des damaligen aufgeregten Hin und Her der zahlreichen Unternehmen erwähnt werden, die sich um den lukrativen Militärauftrag bewarben. Lamborghini hatte hiervon ebenfalls Wind bekommen und hoffte ebenfalls darauf, mit einem derartigen modernen Militärfahrzeug gute Geschäfte jenseits der Sportwagenbauerei machen zu können. Im Auftrag von Lamborghini baute MTI (siehe oben) einen ebenfalls auf den Namen Cheetah getauften Prototypen, den die Italiener 1977 auf dem Autosalon in Genf vorstellten. Der verwendete Chrysler-V8 in Heckmotorbauweise sorgte allerdings für eher abnorme und keineswegs flotte Fahrdynamik und führte dazu, dass es bei diesem einen Prototyp blieb.

Einen zweiten Anlauf zum Thema machte Lamborghini dann mit dem LM001 auf der Cheetah-Basis, auch der wieder mit einem V8-Heckmotor (diesmal von AMC) und auch der wieder mit abenteuerlichem Fahrverhalten. Ebenfalls nur ein jemals gebautes Exemplar. Weiter ging es dann mit dem LMA002, und ab da wurde es dann interessant. Der gleichfalls in nur einem Exemplar existierende Prototyp, präsentiert in Genf 1982, machte Lamborghini Hoffnung auf einen Großauftrag der saudischen Armee (wurde nix) und trug vor allem endlich standesgemäße Antriebsware, den 340 PS starken V12 aus dem Lamborghini Countach. Vor allem aber war er der direkte Weg zum späteren LM002 ab 1986, dem ersten Supersportler unter den SUV und bis heute eine echte Gelände-Legende.

Versteigerung im Januar

Soviel dazu, noch ein Abschlusswort zum Teledyne Continental Cheetah: Der steht ab Januar im Osceola Heritage Park in Kissimee auf der Auktion von Mecum und ist auch noch aus einem anderen Grund interessant: Es gibt keinen Mindestpreis.