Piaggio Vespa 400

Vier Jahre lang gab es die Vespa als Auto

Klein, eigenwillig und unbekannt – dennoch geben Sammler weltweit große Summen für dieses Kleinstfahrzeug aus. Wissen Sie, wovon die Rede ist?

Piaggio Vespa 400 Foto: Bring a Trailer 17 Bilder

Wenn Sie den Namen Vespa hören, sehen Sie dann auch gleich den kleinen bunten Motorroller gedanklich vor dem Gardasee stehen und hören den schrillen Klang des Zweitakters? So oder so ähnlich könnte die erste Assoziation mit dem Begriff Vespa ausfallen. Die wenigsten Menschen werden an ein schnuckeliges vierrädriges Auto denken, das heute für den Preis einer gut ausgestatteten Einbauküche gehandelt wird. Nein, Sie haben sich nicht verlesen, in den 50er-Jahren hat Piaggio die Vespa auch als Kleinstauto gebaut. Konkret geht es um die Vespa 400.

Das Projekt war ein gezielter Schritt von Piaggio, um dem Bedürfnis der Bevölkerung nach erschwinglicher Alltagsmobilität gerecht zu werden. Ähnlich wie damals die Isetta von BMW, deren Konzept ja auch ursprünglich aus Italien stammt. Produziert wurde die Vespa 400 allerdings nicht im Heimatland von Pizza und Pasta, sondern im französischen Fourchambault von der Tochtergesellschaft ACMA – den Ateliers de Construction de Motocycles et Automobiles. Zwischen 1957 und 1961 entstanden dort etwa 30.000 Exemplare, die vorwiegend auf dem französischen Markt verkauft wurden.

Neuer Motor für das neue Kleinstfahrzeug

Die Vespa 400 war für ihre Zeit modern und gut durchdacht. Ein luftgekühlter Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 393 Kubik sorgte für Vortrieb. Nein – das war kein Motor aus dem Roller, Piaggio konstruierte ihn extra für das Automobil. Für ein Zweirad wäre er damals zu groß und zu schwer gewesen.

Er leistete zunächst 14 PS und wurde später auf bis zu 18 PS gesteigert. Das reichte aus, um das unter 400 Kilogramm leichte Fahrzeug auf eine Höchstgeschwindigkeit von rund 90 km/h zu bringen. Das manuelle Getriebe verfügte über drei oder vier Gänge, je nach Baujahr. Besonders komfortabel für den Fahrer war der integrierte Öltank mit Dosiereinrichtung. Damit konnte man das Zweitaktgemisch selbst herstellen. Nach dem Tanken muss der Fahrer an dieser Einrichtung drehen, um die entsprechende Menge Öl in den 23-Liter-Benzintank zu geben.

Formal wurde die Vespa 400 als Cabriolet beworben, doch technisch gesehen war sie eher eine Cabriolimousine. Das Stoffdach ließ sich nach hinten aufrollen, während die seitlichen Dachpartien fest blieben. Besonders auffällig waren die gegenläufig öffnenden Türen, die der Volksmund heute noch als Selbstmördertüren betitelt. Im Innenraum fanden zwei Erwachsene bequem Platz, während die Rückbank eher Kindern oder leichtem Gepäck vorbehalten war.

So klein und dennoch auf der Rennpiste unterwegs

Doch so klein sie auch war – unterschätzen sollte man die Vespa 400 nicht. 1959 nahm sie sogar an der renommierten Rallye Monte Carlo teil. Drei Fahrzeuge gingen in der Klasse bis 1.000 cm³ an den Start und meisterten die Strecke mit einem Durchschnittstempo von 65 km/h. Alle drei kamen ins Ziel – ein rasanter Beweis für die Zuverlässigkeit und Ausdauer dieses charmanten Kleinstwagens.

Dennoch hatte es die Vespa 400 schwer, sich gegen die übermächtige Konkurrenz aus dem eigenen Land zu behaupten. Der gleichzeitig eingeführte Fiat 500 war nicht nur technisch überlegen, sondern auch preislich attraktiver und wurde durch ein besser ausgebautes Vertriebsnetz schnell zum "Volksauto” Italiens. Die Vespa 400 dagegen blieb ein Nischenprodukt, das sich zwar in Frankreich etwas besser behaupten konnte, international aber nicht die gleiche Popularität erreichte wie der Fiat, obwohl sie damals günstiger war.

Heute ist sie ein Sammlerstück

Was ihr damals vielleicht an Marktdurchdringung fehlte, macht sie heute durch ihren Sammlerwert mehr als wett. Ein Beispiel dafür lieferte die Auktion von RM Sotheby’s im Jahr 2020. Im Rahmen der "Elkhart Collection" wurde ein restauriertes Modell aus dem Jahr 1961 für stolze 47.600 US-Dollar (41.600 Euro) versteigert. Dieses Ergebnis verdeutlicht, wie sehr sich die kleine Vespa 400 vom einstigen Sparmobil zum begehrten Klassiker gewandelt hat. Auch auf Plattformen wie Bring a Trailer erzielen gut erhaltene Exemplare inzwischen bemerkenswerte Preise.