VW Golf II GTI 16V (1986 bis 1991) Kaufberatung

Sport-Golf der 80er: Das kostet er, das kann er

In den USA ging ein Golf II GTI 16V für über 80.000 Euro weg, auf dem deutschen Markt hat sich der Wert in zehn Jahren verdoppelt. Was gibt's dafür?

VW Golf II GTI 16V (1989-1991) Foto: Hardy Mutschler 17 Bilder

Über das US-Auktionsportal bringatrailer.com wurde Ende Januar 2023 ein roter VW Golf II GTI 16V für 87.000 US-Dollar versteigert. Das sind umgerechnet rund 81.000 Euro. Ein neuer Rekordpreis für einen Golf 2 GTI auf diesem Portal. Bis dahin war der Rekord bei 42.560 Dollar gelegen, erzielt im Frühjahr 2022 für einen ebenfalls roten 16V. Auf dem deutschen Markt beobachtet Classic-Analytics seit Jahren steigende Preise für den Sport Golf: Zwischen 2013 und 2023 hat sich der Wert eines gepflegten GTI 16V verdoppelt. Doch so begehrt war der Nachfolger des Ur-GTI nicht immer. Ganz im Gegenteil: Am Anfang musste er sich Kritik gefallen lassen.

Nachdem VW 1983 den Golf II präsentiert hatte, bekam der GTI kurz danach sein Fett weg: Er sei träge geworden. Der größeren und solideren Karosserie stand der bewährte 1800er mit 112 PS gegenüber. Um 70 Kilogramm war der Golf II schwerer geworden, 15 Kilo davon gingen aufs Konto des von 40 auf 55 Liter vergrößerten Benzintanks. Die 17 Zentimeter längere und fünfeinhalb breitere Karosserie ließ den Zweier GTI längst nicht mehr so austrainiert wirken wie den Golf I GTI. Heute hat sich das stark relativiert – im Vergleich mit modernen Autos wirkt ein Golf II drahtig und kompakt.

Golf II GTI im Test

Im ersten Test eines Golf II GTI maß auto motor und sport eine drei Zehntelsekunden längere Zeit für den Prestigespurt von null auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit lag trotz besseren cw-Werts (0,35 statt 0,40) praktisch gleichauf. Die Stärke des Achtventilers lag im Drehmoment, das dank einer neuen Auspuffanlage um zwei Newtonmeter höher ausfiel und bei 3.100 statt 3.500 U/min anlag: "Dank der ausgeprägten Motorelastizität kann der GTI fast so schaltfaul wie ein Automatikauto gefahren werden", schrieb Thomas Fischer in Ausgabe 3/1984. Auch das Drehvermögen des Motors lobte der Redakteur.

Das alles konnte und kann der Sechzehnventiler besser. Der 16V-Motor, auf der IAA 1983 präsentiert, ließ zwar bis 1986 auf sich warten, überzeugte dann aber selbst im Vergleichstest mit einem BMW 320i in auto motor und sport 1/1986 mit seinem kräftigen und laufruhigen Motor. In Beschleunigung, Elastizität und Verbrauch war der leichtere und günstigere Golf dem bayrischen Sechszylinder überlegen. Dem E30 blieben bessere Laufkultur, ausgewogenerer Federungskomfort und eine leichtgängigere, exaktere Schaltung als Argumente – sowie das dezentere Auftreten. Ungleich große Doppelscheinwerfer und ein roter Streifen um den Rahmen des Kühlergrills gehören Mitte der 80er genauso zu den Insignien eines GTI wie die Radlaufverbreiterungen und der Frontspoiler aus schwarzem Kunststoff sowie die schräg gestellte Dachantenne.

Modellpflege und Sondermodelle

Im Januar 1987 kommt die Kat-Version des GTI 8V auf den Markt. Die Leistung sinkt um fünf auf 107 PS. Der 16V verliert mit Kat (ab Februar 1987) zehn PS und ist nun mit 129 PS angegeben. Ab Modelljahr 1988 kommen Nebelscheinwerfer und Servolenkung dazu. Mit dem Facelift ziehen neue Lenkräder, Sitze und dickere Lenkstockschalter in den Golf ein. Gleichzeitig entfallen die Dreiecksfenster in den vorderen Türen. Nach den Werksferien 1989 bekommt der Kompakte größere Stoßfänger und neue Vordersitze.

Das Sondermodell GTI Edition One kommt auf den Markt: Käufer können zwischen den Sonderlackierungen Quarzit Metallic oder Dark Burgundy Perleffekt sowie Brillantschwarz und Perlgrau Metallic wählen. Die Außenspiegel sind in Wagenfarbe lackiert und der Golf steht auf 15-Zoll-BBS-RM 012. Sitz und Türverkleidungen sind mit mauritiusblauem Stoff bezogen. Ab 1990 gibt es mehr Leistung: Der GTI G60 mit G-Lader leistet 160 PS und kostet 37.125 Mark. Im letzten Modelljahr legt VW das auf 2.100 Exemplare limitierte Sondermodell Edition Blue auf. Es ist in Deutschland ausschließlich mit 107 PS erhältlich, in der Schweiz und Österreich gibt es den G60 als Edition Blue. Serienmäßig sind 15-Zoll-BBS-Räder, beheizbare Ledersitze in Mauritiusblau und eine Lackierung in Moonlightblue Perleffekt.

Das kostete der GTI 16V als Neuwagen

Die besseren Fahrleistungen und der relativ günstige Preis von 25.595 Mark führten dazu, dass zwei Drittel der GTI-Kunden einen 16V bestellte. Der Zweiventiler mit 112 PS kostete 22.760 Mark. Ford verlangte für den Escort Turbo RS 28.750 Mark. Dabei blieb es nicht. Die Kat-Version mit 129 PS kostete 1987 schon 28.070 Mark. Im letzten Baujahr 1991 mussten Käufer für einen GTI 16V mit vier Türen 32.000 Mark auf den Tresen des Händlers blättern. In Deutschland waren zwei Prozent der Golf II GTI, in Großbritannien lag der GTI-Anteil bei 16 Prozent.

Karosserie-Check

Im Prinzip verfügt die zweite Golf GTI-Generation über dieselben Schwachstellen wie das Vorgängermodell. Dank einer deutlich verbesserten Rostvorsorge treten entsprechende Probleme jedoch nicht so häufig auf. Zu den hinlänglich bekannten Schwachstellen gehören am Unterboden der Übergang zwischen Bodenblech und den Schwellern, die Kante zwischen äußerem und innerem Schweller sowie die Wagenheberaufnahmen. Sollte die Karosserie jedoch bereits starke Rostschäden aufweisen, könnte dieses ein Hinweis auf schlecht reparierte Unfallschäden oder mangelnde Pflege sein. In so einem Fall sollte man von einem Kauf absehen.

Technik-Check

Die 8V- und 16V-Motoren gelten als sehr robust. Laut Andreas Peters von doppel-wobber.de sind Modelle mit problemlosen 200.000 km eher die Regel. Wenn etwas kaputtgeht, sind es meist die Hallgeber, Klopfsensoren, Drosselklappenschalter oder Benzinpumpen. Probleme, die sich mit überschaubarem Aufwand an Zeit und Kosten beheben lassen. Wichtig: unbedingt den Zustand des Zahnriemens überprüfen.

Zu Anfang klagten Besitzer von GTI 16V der Baujahre 1986 bis 1988 überdurchschnittlich oft über Ölundichtigkeiten im Bereich des Zylinderkopfes – Motor und Getriebe sollten also gründlich auf Ölspuren untersucht werden. Das Fahrwerk verdient ebenfalls einen ausführlichen Blick – kaum ein GTI-Modell, das dort nicht modifiziert wurde. Wichtigste Frage: Lassen sich die Umbauten wieder rückgängig machen (ein bisweilen teures Unterfangen) oder will/kann man damit leben?

Preise

Laut Classic-Analytics kostet ein gepflegter VW Golf II GTI 16V etwa 15.000 Euro (Stand Februar 2023). Der durchschnittliche Preis für ein gepflegtes Exemplar lag 2013 noch bei 7.000 Euro, hat sich in zehn Jahren also mehr als verdoppelt.

Bei Einführung 1986 (Golf GTI 16V (2-Türer)) :
25.595 Mark
Bei Produktionsende 1991 (Golf GTI 16V (4-Türer) Kat) :
32.000 Mark

Ersatzteile

Die Ersatzteilversorgung dürfte kaum für schlaflose Nächte sorgen, die meisten Teile gibt es entweder direkt beim VW-Händler, über VW Classic Parts oder bei diversen Spezialisten. Selbst spezielle GTI-Parts sind in der Regel leichter aufzutreiben als beim Vorgängertyp. Die Kosten für Ersatz- und Verschleißteile halten sich zudem in Grenzen. Bei Problemen kann ein Blick in Foren wie doppel-wobber weiterhelfen.

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Der Golf II GTI 16V gilt für viele Fans als die begehrenswerteste Version. Er ist sportlicher als sein Vorgänger und verkörpert weitaus mehr den ursprünglichen GTI-Geist als sein Nachfolger. Gute Modelle sind jedoch rar.